Jungbusch

Kauffmannmühle in Mannheim: Investor steigt aus

Neue Entwicklung bei der abgebrannten Kauffmannmühle in Mannheim: Der Kaufvertrag wurde aufgelöst, der bisherige Eigentümer bleibt am Zug. So geht es mit der Immobilie im Herzen des Jungbuschs weiter

Von 
Timo Schmidhuber
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Blick auf das im Februar abgebrannte, ehemalige Mühlengebäude von der Böckstraße aus. Im Hintergrund das von Reinhard Suhl sanierte frühere Silo der Kauffmannmühle. © Martin Geiger

Mannheim. Eigentlich hätte das ehemalige Mühlengebäude des Kauffmannmühlen-Areals im Jungbusch diesen Oktober den Eigentümer wechseln sollen. So stand es im Kaufvertrag, den der bisherige Eigentümer Reinhard Suhl aus Mannheim und der neue Investor Thomas Gaiser von der Rastatter Unternehmensgruppe Forum Bauträger im vergangenen Dezember unterschrieben hatten.

Doch Anfang Februar dieses Jahres brannte das denkmalgeschützte Gebäude mit der Adresse Böckstraße 24 nieder. Wie jetzt bekannt wurde, haben die beiden Parteien den Kaufvertrag im April auf Gaisers Wunsch einvernehmlich aufgelöst. Das sagte Suhl auf Anfrage dieser Redaktion.

„Der Kaufvertrag wurde nicht vollzogen“, so Suhl. Damit bleibt der Mannheimer, der in der Vergangenheit bereits das am Verbindungskanal liegende ehemalige Mühlen-Silo und das ehemalige Lagergebäude mit viel Liebe zum Detail aufwendig sanieren und dort Wohnungen bauen ließ, Eigentümer des Mühlengebäudes, von dem nach dem Feuer allerdings nur noch wenige Mauern übrig sind.

Böckstraße soll zum Nachtwandel freigegeben werden

Suhl ist es wichtig, dass sich das Gelände positiv entwickelt, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion mehrfach betont. Er wolle sich dazu mit der Stadt zusammensetzen und besprechen, „wie es weitergeht“. „Bauen wir das Gebäude wieder auf, wie es war, oder anders? Sollen dort Wohnungen entstehen oder was anderes? Das sind die Dinge, die in den nächsten Wochen zu klären sind“, betont Suhl. In den vergangenen Monaten habe er den Bauschutt abtransportieren und das Gebäude sichern lassen.

Zum zweitägigen Kulturfest Nachtwandel, das am Freitag und Samstag im Jungbusch über die Bühne geht, soll nach Angaben von Suhl auch die Böckstraße wieder freigegeben werden. Sie war auf Höhe der Mühle bislang gesperrt.

Die Kauffmannmühle im Mannheimer Jungbusch brannte Anfang 2023 fast vollständig nieder. © René Priebe

Schon lange vor dem Feuer hatte Suhl geplant, das Mühlengebäude umzubauen. Vorgesehen waren 47 Eigentumswohnungen mit zwei, drei und vier Zimmern - mit großen Fensterelementen und teilweise mit kleinen Balkonen. Zudem war ein Anbau geplant, in dem es weitere 26 Wohnungen geben sollte. Diesen Umbau - für den eine bereits von Suhl beantragte Baugenehmigung vorlag - wollte Gaiser umsetzen.

Durch das Feuer, dessen Ursache die Polizei nicht ermitteln konnte, änderte sich die Ausgangslage allerdings massiv. Die Flammen zerstörten große Teile des Gebäudes, wegen Einsturzgefahr musste zudem einiges abgerissen werden. Von der Mühle stehen seitdem im Prinzip nur noch ein Teil der Fassade an der Hafenstraße, ein kleiner Fassadenteil an der Böckstraße sowie eine Reihe von Stahlträgern.

Warum die Kauffmannmühle keinen Denkmalschutz mehr hat

Diese Reste des Gebäudes haben keinen Denkmalstatus mehr. Das hatte das für diese Fragen zuständige Landesamt für Denkmalpflege im Stuttgarter Regierungspräsidium im März auf Anfrage dieser Redaktion mitgeteilt. „Durch den Brand und die Löscharbeiten ist so viel an historischer Substanz verloren gegangen, dass eine Denkmaleigenschaft nicht aufrecht erhalten werden kann“, erklärte das Landesamt damals. Und das Mannheimer Baudezernat teilte zur gleichen Zeit mit, dass nach dem Feuer auch die Baugenehmigung keinen Bestand mehr habe.

Die Entscheidung des Landesdenkmalamts bedauerte Gaiser im März im Gespräch mit dieser Redaktion sehr. Er hatte nach dem Feuer erklärt, sein Ziel sei Aufbau und Sanierung des Mühlengebäudes „unter dem Aspekt der erteilten Baugenehmigung und des Denkmalstatus“. Aus seiner Sicht stünden vom Mühlengebäude noch genügend Wände, mit denen ein Wiederaufbau möglich gewesen wäre. Jetzt wolle er gemeinsam mit Suhl eine „Alternativlösung“ suchen, so Gaiser damals.

Er wies aber da bereits darauf hin, dass er durch den Wegfall des Denkmalschutzes auch die Möglichkeit habe, vom Kaufvertrag zurückzutreten. Von Gaiser selbst war in den vergangenen Tagen trotz mehrerer Nachfragen dieser Redaktion keine Stellungnahme zu bekommen.

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Ob Denkmalschutz vorliegt oder nicht, spielt eine entscheidende Rolle für ein Projekt wie dieses. Auf der einen Seite ist die Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes in der Regel zwar aufwendig und teuer. Auf der anderen Seite gibt es für Eigentümer aber nicht nur zahlreiche Fördermöglichkeiten für die Sanierung, sondern auch Steuererleichterungen. Dazu kommt, dass ein saniertes denkmalgeschütztes Gebäude in der Regel viel besser vermarktbar ist als ein normaler Neubau. Das alles dürfte bei der Entscheidung des Investors aus Rastatt keine unwichtige Rolle gespielt haben.

Eigentumswohnungen entstehen im Jungbusch

Aus dem Baudezernat heißt es mit Blick auf die aktuelle Situation, das Areal müsse nun vom Eigentümer „neu beplant“ werden. „Dabei legt die Stadt Wert auf eine attraktive architektonische Planung, die der Historie des Ortes gerecht wird und zur Entwicklung des Quartiers beiträgt.“ Hierzu liefen Gespräche mit dem Eigentümer.

Ein zweiter Kaufvertrag, den Gaiser ebenfalls mit Suhl geschlossen hat, wurde dagegen vollzogen. Das unbebaute Grundstück am Verbindungskanal mit der Adresse Hafenstraße 27a - gegenüber dem abgebrannten Mühlengebäude, direkt neben dem sanierten Silo - ist nach Angaben von Suhl wie geplant im März an Gaiser als neuen Eigentümer übergegangen. Dort soll unter dem Namen „Dock 27 - Urbanes Wohnen direkt am Wasser“ ein Neubau mit rund 40 Eigentumswohnungen und Tiefgarage entstehen.

Vermarktet werden sie von einem Makler aus Karlsruhe. Baustart sollte eigentlich diesen Sommer sein - bislang hat sich auf der von einem Bauzaun umgebenen Fläche jedoch zumindest nichts Sichtbares getan. Lediglich eine große Tafel steht da, auf der erklärt wird, was geplant ist. Die Fertigstellung des Neubaus war für 2025 angekündigt.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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