Jungbusch

Kauffmannmühle in Mannheim: Nach Brand fällt Denkmalschutz weg

Eigentlich wollte Investor Thomas Gaiser die im Februar abgebrannte Kauffmannmühle wieder aufbauen. Doch die zuständige Behörde hat jetzt den verbliebenen Mauern den Denkmalstatus entzogen. Das hat erhebliche Folgen

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Timo Schmidhuber
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Der Blick auf die Brandruine von der Böckstraße aus. Im Hintergrund das sanierte, unter Denkmalschutz stehende frühere Mühlen-Silo. © Timo Schmidhuber

Mannheim. Viel ist nicht mehr übrig von der Anfang Februar abgebrannten Kauffmannmühle im Jungbusch. Am meisten ist auf der Hafenstraßen-Seite zu sehen. Dort steht die Außenwand noch durchgehend zwei Geschosse hoch, über dem Eingangstor zum Innenhof sogar fünf. Auf der Böckstraßen-Seite sieht die Sache dagegen ernüchternder aus. Dort reicht die Fassade kaum mehr über das Erdgeschoss hinaus, zum großen Teil ist nur noch ein weniger als ein Meter hoher Sockel da. Dahinter erhebt sich ein Schuttberg aus Backsteinen, Holz und Stahl.

Die ursprünglichen Pläne für die Mühle

  • Bei dem Anfang Februar abgebrannten Gebäude handelt es sich um das frühere Mühlengebäude des Kauffmannmühlen-Areals.
  • Der langjährige und auch noch aktuelle Eigentümer Reinhard Suhl hatte einen Umbau des Gebäudes geplant, den auch der künftige Eigentümer Thomas Gaiser so umsetzen wollte und für den es bereits eine Baugenehmigung gab.
  • Vorgesehen waren 47 Eigentumswohnungen mit zwei, drei und vier Zimmern – mit großen Fensterelementen und teilweise mit kleinen Balkonen. Zudem war ein Anbau geplant, in dem es weitere 26 Wohnungen geben sollte.
  • Gaiser hat neben dem Mühlengebäude auch das gegenüberliegende, unbebaute Grundstück am Verbindungskanal gekauft. Dort will er einen Neubau errichten mit insgesamt 45 Eigentumswohnungen und Tiefgarage.

Das frühere Mühlengebäude stand vor dem Feuer unter Denkmalschutz. Was nach dem Brand und dem aus Sicherheitsgründen von der Stadt angeordneten Teilabriss davon geblieben ist, hat allerdings keinen Denkmalstatus mehr. So hat es das Landesamt für Denkmalpflege im Stuttgarter Regierungspräsidium entschieden, wie die Behörde auf Anfrage erklärt.

Die Begründung der Denkmalbehörde

„Durch den Brand und die Löscharbeiten ist so viel an historischer Substanz verloren gegangen, dass eine Denkmaleigenschaft nicht aufrecht erhalten werden kann“, erklärt das Landesamt. „Die Denkmaleigenschaft und das mit ihr verbundene öffentliche Interesse an der Erhaltung macht sich an der Überlieferung der historischen Substanz fest. Wenn diese nicht mehr in einem ausreichenden Maße vorhanden ist, um die Bedeutungsebenen des Denkmals anschaulich zu transportieren, entfällt in solchen Fällen regelmäßig die Denkmaleigenschaft.“

Die Behörde erläutert weiter: Wenn ein Kulturdenkmal „nicht unter Wahrung eines wesentlichen Teils seiner Originalsubstanz“ erhalten, sondern „nur noch als Kopie des Originals rekonstruiert“ werden könne, dann entfalle der Rechtsprechung zufolge das öffentliche Erhaltungsinteresse und damit die Denkmaleigenschaft.

Was bedeutet das für die Zukunft des Grundstücks?

Doch was bedeutet das nun für die Zukunft der Mauerreste und - viel entscheidender - für das Grundstück an der Ecke Böckstraße/Hafenstraße? Das lässt sich derzeit noch nicht sagen.

Die Eigentümerfrage beim abgebrannten Gebäude ist wie berichtet eine besondere. Aktueller Eigentümer ist derzeit noch der Mannheimer Projektentwickler Reinhard Suhl, dem das Gebäude schon lange gehört. Suhl hatte es allerdings Ende Dezember und damit wenige Wochen vor dem Feuer an den Rastatter Investor Thomas Gaiser verkauft. Im Kaufvertrag steht jedoch, dass das Eigentum erst im Oktober von Suhl auf Gaiser übergeht.

Besondere Eigentümer-Situation

Als aktueller Eigentümer trägt Suhl den Schaden des Feuers. Das Gebäude sei zwar versichert, sagte Suhl kürzlich dieser Redaktion. Er rechne aber damit, dass er wohl auf der Hälfte des Schadens sitzenbleiben werde. Suhl hatte Pläne entwickelt, aus dem Mühlengebäude ein Wohnhaus mit Anbau zu machen. Vorgesehen waren rund 70 Wohnungen. Diese Pläne wollte Gaiser umsetzen, dafür lag - noch von Suhl beantragt - bereits eine Baugenehmigung vor. Diese Baugenehmigung habe nun keinen weiteren Bestand, wie das Dezernat von Baubürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) auf Anfrage mitteilt.

Investor enttschäuscht

Der neue Investor Thomas Gaiser hatte Mitte Februar erklärt, sein Ziel sei der Aufbau und die Sanierung des Mühlengebäudes „unter dem Aspekt der erteilten Baugenehmigung und des Denkmalstatus“. Dass die Landesbehörde die Mühle nun nicht mehr als Denkmal einstuft, enttäuscht ihn sehr. „Das Angebot von uns, das Gebäude neu aufzubauen, wird nicht angenommen. Das ist sehr schade“, sagt Gaiser. Aus seiner Sicht stehen vom Mühlengebäude noch genügend Wände, mit denen ein Wiederaufbau möglich gewesen wäre. Seine Wahrnehmung sei, dass viele Menschen in Mannheim es gut gefunden hätten, wenn die Mühle wieder aufgebaut worden wäre.

Nach „MM“-Informationen wünschen sich das auch viele Eigentümer, die in dem ebenfalls - noch von Suhl - sanierten früheren Mühlen-Silo am Verbindungskanal wohnen. Dieses Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Gespräche mit der Stadt

Gemeinsam mit dem aktuellen Eigentümer Reinhard Suhl sucht Gaiser nun eigenen Angaben zufolge nach einer „Alternativlösung“. Wie die aussehen könnte, ist allerdings noch unklar. Eine Frage sei, wie die noch stehenden Fassaden gegebenenfalls in einen Neubau integriert werden könnten, so Gaiser. Aber das müssten Suhl und er mit der Stadt besprechen. Gaiser hat durch den Wegfall des Denkmalschutzes nach eigenen Angaben aber auch die Möglichkeit, vom Kaufvertrag zurückzutreten.

Dem aktuellen Eigentümer Suhl ist es wichtig, dass die abgebrannte Mühle keine Ruine bleibt, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion betont. Beide Seiten - Gaiser und er auf der einen, die Stadt auf der anderen - müssten schauen, „wie man das positiv auf die Schiene kriegt“.

Denkmalschutz heißt Fördergeld

Ob Denkmalschutz vorliegt oder nicht, spielt eine entscheidende Rolle für ein Projekt wie dieses. Auf der einen Seite ist die Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes in der Regel zwar aufwendig und teuer. Auf der anderen Seite gibt es für Eigentümer aber nicht nur zahlreiche Fördermöglichkeiten für die Sanierung, sondern auch Steuererleichterungen. Das sei durchaus lukrativ, sagt ein Mannheimer Immobilienexperte, der nicht namentlich genannt werden will. Dazu komme, dass ein saniertes denkmalgeschütztes Gebäude viel besser vermarktbar sei als ein normaler Neubau. Ohne Denkmalschutz werde die Mühle nicht wieder aufgebaut, das sei dann viel zu teuer. Er geht deshalb davon aus, dass auf dem Gelände stattdessen ein Neubau entstehen wird.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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