„Für uns Gärtner sind das die Bretter, die die Welt bedeuten“, sagt strahlend Ellen Oswald, Gärtnerische Leiterin der Mannheimer Stadtparks. Und tatsächlich ist es ganz ihre Bühne, als sie und ihr Team am Dienstagmittag die Auszeichnung „Garden of Excellence“ für den Kamliengarten am Teehaus im Luisenpark erhalten.
Es gibt nicht viele, die diesen besonderen Titel tragen dürfen. In Deutschland bislang nur die Flora in Köln. In ganz Europa sind es insgesamt 25 Grünanlagen. Denn damit die Internationale Kameliengesellschaft ICS (International Camellia Society) die Anerkennung „Garden of Excellence“ verleiht, muss eine Sammlung eine ganze Reihe von Kriterien erfüllen.
Dabei spielt eine Rolle, ob der jeweilige Kameliengarten öffentlich zugänglich und zukunftsfähig aufgestellt ist. Des Weiteren, ob bei Veranstaltungen - wie Vorträgen oder Workshops - über die Besonderheiten der „Rose des Winters“ aufgeklärt wird. So werden die Kamelien nämlich auch genannt, weil die meisten davon farbenprächtig im Herbst und Winter blühen und zum Abschluss im März/April ein Blütenfeuerwerk zünden.
Hauptattraktion für Besucher
„Rechtzeitig zum Beginn der Bundesgartenschau“, freut sich Parkdirektor Joachim Költzsch. Er ist davon überzeugt, dass der Kameliengarten mit zu den Hauptattraktionen der Buga gehören wird. „Wenn die Besucherinnen und Besucher nur 300 Meter von hier entfernt mit der Gondelbahn einschweben, bekommen sie im Luisenpark schon gleich etwas Besonderes zu sehen“, meint Költzsch.
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Gestaunt haben auch die Experten der ICS, als sie vergangenes Jahr den Mannheimer Kameliengarten begutachteten, der Teil des chinesischen Gartens ist. Dabei hat sie die große Zahl von rund 200 Sorten und Arten beeindruckt sowie die aussagekräftige Beschilderung in den Beeten. Dazu kam zum Vervollständigen eine 80-seitige Dokumentation zur Sammlung, mit der die Luisenpark-Gärtner die Fachleute aus aller Welt beeindruckten.
„Überhaupt waren es meine Mitarbeiter, die die Fläche hinter dem Teehaus gestalten wollten und das Projekt so vorangetrieben haben“, verrät Ellen Oswald. Zu Beginn war nämlich nur ein kleiner Kameliengarten im Inneren des Chinesischen Gartens geplant.
Dann aber folgte eine Erweiterung im Sommer 2021 hin zum Neckar: Hinter dem Mondtor und dem östlichen Pagodengang gedeihen seitdem Kamelien auf 800 Quadratmetern.
Etliche davon sind Spenden. Die kamen von Liebhabern aus Heidelberg, Frankfurt und Ladenburg, aber auch aus Chemnitz, Berlin oder Südbaden. Einige dieser besonderen Kamelienfreunde sind auch am Dienstag mit dabei, als die Plakette von Anke Koschitz übergeben wird.
Versteckter Aufwand
Die Direktorin für Deutschland und Österreich bei der Internationalen Kameliengesellschaft hat die Mannheimer bei ihrem Vorhaben mit Rat und Tat unterstützt und möchte es auch weiterhin tun.
„Man sieht beim Durchschlendern ja gar nicht, wie viel Aufwand dahinter steckt“, erklärt sie am Rande der Titelverleihung. Auch technischer Art. Beispielsweise sei jedes Beet mit einem eigenen Wasseranschluss versehen.
Schließlich brauchen Kamelien einen humosen Untergrund und eine ausgeglichene Bodenfeuchte und sollten vor allem im Sommer regelmäßig gegossen werden. Denn die aus Fernost stammenden Gehölze sind Flachwurzler und würden sonst austrocknen.
Neben viel Lob hat Anke Koschitz dennoch weitere Anregungen für die Mannschaft des Luisenparks im Gepäck. So könnte sie sich etwa durchaus weiterere Beete für Kamelien mit speziellen Blattformen hier vorstellen.
Auch Ellen Oswald will das Projekt weiterführen. „Wir sind heute alle stolz wie Bolle“, sagt sie unter dem Beifall auch von Förderern und Hobby-Gärtnern von der Aktion Gemeinsam Gärtnern, die zu normalen Zeiten im Luisenpark zum Spaß mitanpacken.
Derzeit ist das Areal allerdings für den Publikumsverkehr noch geschlossen - bis zum Beginn der Bundesgartenschau. Und dafür läuft bei den Profi-Gärtnern jetzt der Endspurt.
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