OB-Wahl

Freibier zur OB-Wahl: Im Jungbusch und der Neckarstadt wird schon gefeiert

Am Sonntag wählt Mannheim einen neuen Oberbürgermeister. Um die Wahlbeteiligung zu steigern, gab es Partys mit Freibier im Jungbusch und der Neckarstadt. Die Aktion kam nicht bei allen gut an

Von 
Katja Geiler
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Anwohner und Stadtrat Markus Sprengler, rechts: v.l.n.r. Marcel Hauptenbuchner (war vom Jungbusch schnell in die Neckarstadt gefahren), Matthias Storch und Süleyman Acar. © Katja Geiler

Mannheim. In den Stadtteilen Neckarstadt West und Jungbusch war schon im ersten Wahlgang die Wahlbeteiligung so niedrig, dass sich die Unternehmer Marcel Hauptenbuchner und Matthias Storch überlegten, wie man den Leuten beim zweiten Wahlgang etwas auf die Sprünge helfen könnte.

Was könnte es da Besseres geben als eine kleine Party am Wahlsonntag, mit Freibier, Würstchen und Zimtschnecken gratis und dazu noch ein Musikprogramm. Dazu hatten die Veranstalter das Café „Alla Worscht“ in der Beilstraße im Jungbusch und das „Concrete Coffee“ am Neumarkt (bekannt für seine Zimtschnecken) gewählt.

Freibier im Jungbusch: Party startet um 12 Uhr

Um zwölf Uhr starteten die Partys, das sei für den Jungbusch etwas früh, meinte Hauptenbuchner auf der Alla-Worscht-Party. „Wir erwarten, dass es gegen 15, 16 Uhr losgeht. Ich habe jemanden, der seit 1977 in Mannheim lebt, dazu bekommen, dass er zum ersten Mal wählen ging“, freute er sich. Nach einer Stunde Party hatten die Veranstalter schon 13 Leute zum Wählen bringen können, Ziel waren 200 bis 300 bis zur Schließung des Wahllokals.

Auch im Alla Worscht wurde die Aktion gut angenommen. © Katja Geiler

Dies befindet sich übrigens in der Jungbuschhalle. Das ist zwar für alle Anwohner ein Katzensprung, doch es sei der „Verwaltungsakt“, der die Leute abschreckt. „Es müsste niedrigschwelliger sein, man müsste mehr auf die Leute zugehen“, fügte Hauptenbuchner hinzu. Immerhin darf man mit 16 Jahren schon zur OB-Wahl, eine EU-Staatsangehörigkeit reicht aus. Die Partys waren überparteilich, das Wählen-Gehen stand im Vordergrund, nicht das „Wer wird gewählt“.

Geld für Freibier und Essen gesammelt

Für Essen und Freibier haben die Veranstalter im Bekanntenkreis Geld gesammelt. „Ich sehe oft, wie fahrlässig mit unserer Demokratie umgegangen wird, wie aggressiv Politiker angegangen werden, auch in sozialen Medien.“ Dies ist ein weiterer Grund für Hauptenbuchner, auf das Wahlrecht aufmerksam zu machen. Vor dem Café haben es sich Kim, Studentin, und Lisa Massetti vom Gemeinschaftszentrum Jungbusch gemütlich gemacht. Kim entdeckte die Party auf dem Weg zum Wahllokal.

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„Ich finde, Mannheim wird sehr von seinen Bürgern gestaltet. Ich komme aus Stuttgart, da hatte ich das Gefühl, es war weniger. Ich studiere an der Pop-Akademie, da bekommt man alles mit. Die Idee zur Party ist gut, aber man hätte es mehr bewerben sollen.“ Im Musik-Programm spielte Emre auf einem Kanun, einer orientalischen Zither und zog damit ebenfalls Gäste an.

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Michael Scheuermann vom Quartiermanagement Jungbusch freute sich ebenfalls über die Aktion. „Wir arbeiten mit einem Bulgaren zusammen, der die Landsleute auf die Wahl anspricht. Sie kennen aus ihrem Heimatland viel Korruption und denken, Wählen gehen lohne sich nicht. Wir schaffen durch unsere Stadtteilarbeit Vertrauen, sodass die Leute sehen: Beteiligung lohnt sich.“

Hass in Online-Kommentaren

Am Neumarkt wurden währenddessen großzügig Zimtschnecken und ebenfalls Freibier verteilt, begleitet von einem Jazz-Duo. „Wir sprechen die Leute an und wollen sie motivieren, wählen zu gehen“, so Matthias Storch. Das Wahllokal befindet sich in der Marie-Curie-Realschule, ganz nah. Für den Online-Auftritt der Partys sorgte Süleyman Acar, der zusammen mit den anderen Veranstaltern entsetzt war, wie viel Hass in den Kommentaren rüberkam.

Es ist traurig, man will was Gutes tun, und dann das. Wir hätten nie gedacht, dass es so läuf
Süleyman Acar

„Es ist traurig, man will was Gutes tun, und dann das. Wir hätten nie gedacht, dass es so läuft“, sagte Acar. Auch Markus Sprengler, Stadtrat (Grüne) und Musiker, schaute bei der Party vorbei. „Es wählen einfach zu wenig junge Menschen, und man gewinnt keine Erkenntnis darüber, wie man sie motivieren kann“, so Sprengler.

Alle Informationen zur Wahl gibts in unserem Liveblog zur OB-Wahl in Mannheim.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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