Bundesgartenschau

Fahrerloser Bus und Solarbähnchen rollen über das Mannheimer Buga-Gelände

Auf dem weiten Spinelli-Areal umweltfreundlich und schnell vorankommen – dazu gibt es gleich zwei ganz besondere neue Verkehrsmittel. Im Lusienpark ist während der Bundesgartenschau alles wie immer

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Das autonome Fahrzeug von U-Shift auf der Buga23 in Mannheim. © Michael Ruffler

U-Shift

Mannheim. Er sieht von Weitem aus wie ein großer Bus, rollt aber lautlos heran – und ist dann aber doch nur halb so lang wie ein normaler Linienbus. „U-Shift“ nennt sich das autonome, fahrerlose, elektrische Fahrzeugkonzept, das die Verkehrsforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) während der Bundesgartenschau vorführen und zugleich erproben wollen. Zwei dieser futuristischen Fahrzeuge bringen die DLR-Mitarbeiter nach Mannheim mit – ein Exemplar als Ausstellungsstück und eines, das fährt.

Die Teststrecke verläuft entlang des nördlichen Rands des Gartenschau-Geländes Richtung Neubaugebiet Käfertal-Süd. Dort ist die Haltestelle, bei der man – kostenlos – einsteigen und mit etwa 15 Stundenkilometern die Asphalttrasse des Radschnellwegs entlang bis zum Klimapark, dort in eine Wendeschleife und wieder zurück fahren kann. Es eignet sich gut, um einfach mal schnell zu sehen, was als Wohngebiet am Nordrand von Spinelli entstanden ist und wie es in dem sehr naturbelassenen Bereich des Klimaparks aussieht.

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Um ein zugelassenes Verkehrsmittel handelt es sich – noch – nicht. „Es ist ein reiner Prototyp, ein Modellversuch, der bei uns am Experimentierfeld stattfindet“, sagt Rebecca Grunert, die zuständige Projektleiterin der Bundesgartenschau-Gesellschaft. „Wir sind mitten im Forschungsbetrieb, den können die Besucher erleben und miterleben“, formuliert es Marco Münster, der Projektleiter am DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte.

Das von ihm und seinem Team entwickelte zweiteilige Fahrzeug besteht aus einem Unterteil mit Antriebssystem und – 24 Stunden Strom bietender – Batterie („Driveboard“) sowie einem Oberteil mit Transportkapsel, entweder für Personen- oder für Güterverkehr. Das Driveboard transportiert die Kapsel – leise und umweltfreundlich – autonom zu dem Ziel, das vorher von der Leitzentrale vorgegeben wurde, und setzt sie da ab – „ähnlich wie ein Gabelstapler im Getränkemarkt“, sagt dazu DLR-Abteilungsleiter Tjark Siefkes. Bei der Bundesgartenschau könne dem Publikum die Technik des autonomen Fahrens gezeigt werden, während die Forscher durch den Betrieb von Prototypen auf dem stark frequentierten Gartenschaugelände wichtige Erfahrungen sammeln. „Es geht darum, für neue Mobilitätskonzepte zu werben und den Leuten die Hemmschwelle zu nehmen“, erläutert Grunert.

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Allerdings wird das autonome Fahren nur in der Theorie erprobt – zur Sicherheit gibt es weiter stets einen Mitarbeiter an Bord. „Wir sind noch in der ersten Phase, in der wir das Antriebssystem testen“, so Münster. Nach und nach solle das System während der Buga aber lernen, sich Hindernisse merken und dann immer mehr Abschnitte der Strecke automatisch beherrschen, wenngleich es nie ganz alleine starten wird. Sieben Fahrgäste können pro Tour Platz nehmen, auch Rollstuhlfahrer. Nach dem Aussteigen werden sie von den Mitarbeitern des Forschungsteams befragt.

bwegt Solarexpress

Mit ihr kommt man schnell voran und sieht sehr viel: bwegt Solarexpress nennt sich das Bähnchen, das auf dem Spinelli-Areal fährt und insbesondere jene sehr weitläufigen Bereiche erschließen soll, die wenige Blumenbeete und Ausstellungsbeiträge, aber viele naturbelassene Flächen umfassen. Hersteller ist die Firma Intamin, einer der größten Produzenten von Freizeitanlagen weltweit und auch auf Konstruktion und Installation der Gondoletta spezialisiert. Wie bei der Seilbahn hat die Bundesgartenschau-Gesellschaft auch hier nicht das System gekauft, sondern die Transportleistung in Auftrag gegeben. „Das sichert die Nachnutzung und damit die Nachhaltigkeit“, erklärt Chrakhan Ismail, die zuständige Projektleiterin der Bundesgartenschau-Gesellschaft.

Das Unternehmen habe „ein Modell eigens für uns, nach unseren Wünschen und in unserem Design entworfen“, sagt sie. Die Bahn fährt komplett mit Strom. „Die Dächer bestehen aus nachwachsender Flachsfaser mit Solarfolie. Die liefert zehn Prozent des Energieverbrauchs, der Rest wird an Solartankstellen getankt“, sagt sie. Daher wird das Projekt auch vom Verkehrsministeriums Baden-Württemberg über seine Mobilitätsmarke „bwegt“ gefördert.

Die Bähnchen verfügen über jeweils ein Zugfahrzeug mit drei Anhängern, die zusammen 45 Sitzplätze bieten – der hintere Anhänger auch für Rollstuhlfahrer. „Es gibt aber keinen festen Fahrplan, sondern im Schnitt kommt alle fünf Minuten eine Bahn“, erläutert Chrakhan Ismail. Während der Rundtour, die etwa 20 Minuten dauert, erfahren die Fahrgäste auch, was sie sehen: Die beiden Buga-Mitarbeiter Lina Kaluza und Georg Bock haben die Durchsagen eingesprochen.

Die Fahrt startet am Campus-Pavillon, führt nach Norden, macht einen kurzen Schlenker nach rechts auf das Experimentierfeld, vorbei am Biergarten und der alten Heizzentrale, und führt dann auf dem künftigen Radschnellweg quer durch den Klimapark genannten westlichen Spinelli-Teil bis zur alten Panzerwaschanlage sowie dem Panoramasteg und dann wieder zurück zum Campus-Pavillon. Wer so eine Tour mitgemacht hat, sieht die ganze Veränderung auf dem sonst völlig versiegelten, mit Militärfahrzeugen zugestellten Areal. Maximal 18 Stundenkilometer ist das Bähnchen schnell.

Einsteigen und Karten kaufen kann man am Campuspavillon und am Nordeingang von Spinelli beim Holzpavillon der Metropolregion. Bei Bedarf stoppt das Bähnchen auch am Panoramasteg und an der Freilichtbühne ganz im Westteil von Spinelli – da kann man aber keine Tickets erwerben. Eine Fahrt kostet für Erwachsene vier Euro, für Kinder einen Euro.

Gondoletta

Es gibt sie seit der Bundesgartenschau 1975: die Gondoletta auf dem Kutzerweiher im Luisenpark. Die Anlage basiert immer noch auf der Technik, die 1975 installiert wurde. Sie funktioniert wie eine Seilbahn. Die 45 beliebten Kunststoffboote mit den charakteristischen gelben Dächern und je neun Plätzen sind mit einer Gleitkupplung an einem unter Wasser verlaufenden Stahlseil befestigt, und sie werden über zwei Umlenkrollen von einem Elektromotor angetrieben. Das lässt die Boote auf der 1840 Meter langen, gut 40 Minuten dauernden Strecke ganz langsam und geräuschlos über das Wasser gleiten. An den beiden Anlegestellen nahe des Fernmeldeturms und bei der Neuen Parkmitte kann man aus- und zusteigen, eine halbe oder eine ganze Strecke fahren. Bereits im vergangenen Jahr sind zehn Boote ausgetauscht worden, nun kamen noch mal zehn weitere, neue Boote dazu. Die Preise sind unverändert wie im vergangenen Jahr – Erwachsene zahlen sechs Euro für eine etwa 40-minütige Rundfahrt und vier Euro für eine einfache Fahrt von rund 20 Minuten, Kinder 3,50 oder 2,50 Euro.

Duojing-Bahn

Im Luisenpark sorgt seit Jahren die Duojing-Bahn dafür, dass man weite Strecken nicht laufen muss. Das Bähnchen, das bisher nur das Chinesischen Teehaus mit den Eingängen verbunden hat, bekommt zur Bundesgartenschau aber zwei Haltestellen dazu – gegenüber den Dschungelbrücken und dem Garten der Partnerstädte sowie an der Seebühne. Wer die ganze Zeit sitzen bleibt, ist etwa eine Stunde unterwegs. Der Fahrtpreis beträgt einen Euro pro Person und Haltestelle.

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