Mannheim. „Gewöhnungssache, nichts Besonderes“, sagt Alexander Gmeiner, als er vom Mast herabgestiegen ist. Er trägt ein Geschirr mit Auffanggurt und Helm, aber was er in Mannheim erlebt, ist für ihn wirklich nichts Besonderes. Er wartet und baut seit fünf Jahren für die österreichische Firma Doppelmayr weltweit Seilbahnen, in den Alpen oder im vergangenen Jahr in Sibirien und derzeit in Mannheim für die Bundesgartenschau 2023. Nur die Hitze, die ist für ihn ungewöhnlich. „In Sibirien war es schon viel kälter“, sagt er.
Jetzt muss er eben in der Mittagshitze in der Feudenheimer Au den Kranfahrer dirigieren. Er hat einen Zuschauer, der den Moment mit der Handykamera festhält: Muzaffer Özsari. In einem Teil seines Kleingartens nahe am Weg entlang der Schützengesellschaft 1744 ist im Juni das Fundament für die erste Stütze ausgehoben worden, jetzt wird diese erste Stütze montiert.
Millimeterarbeit per Kran
Dafür, dass er einen Teil seines Gartengrundstücks vorübergehend abgibt, erhält er eine Entschädigung – und nach der Bundesgartenschau wird die Stütze entfernt und er kann die Fläche wieder nutzen. Den riesigen Pfeiler direkt neben seinem Gartenhäuschen findet er nicht schlimm, sagt er, und die Baustelle werde ja wieder schön gemacht. 2023, wenn die Seilbahn fährt, wird der Eichbaum-Maschinenführer in Ruhestand sein. „Dann bin ich in meinem Garten und winke nach oben“, sagt er lachend.
Noch winkt nur Alexander Gmeiner nach oben – zum Kranfahrer, um ihm Signale zu geben. Am frühen Morgen haben vier Tieflader und Lkw die Segmente der ersten Mannheimer Seilbahnstütze vom Vorarlberg in die Feudenheimer Au gebracht. Sieben Teile umfasst diese 41,5 Meter hohe Rundrohrstütze.
Nacheinander hievt sie der Autokran empor. „Auf“ – kaum ertönt dieses Kommando von Alexander Gmeiner, schon heult der Motor des 100-Tonnen-Krans auf, und an dicken Ketten werden die bis zu 4,5 Tonnen schweren Einzelteile, die anfangs einen Durchmesser von 2,20 Meter haben, aufeinandergetürmt. Es ist Millimeterarbeit für den Kranführer ebenso wie für die Monteure, die am Mast von Hand die Stahlteile zusammenfügen. Schließlich hat jedes der Segmente an den beiden Enden 108 Löcher, wo die Teile verschraubt werden. „Aber nach oben werden es weniger Löcher, die Stütze ist ja konisch“, erklärt Gmeiner, sprich sie läuft spitz zu, bis am oberen Ende dann das ebenso 4,5 Tonnen schwere Joch aufgesetzt wird, auf dem das Stahlseil verläuft.
Das wird an der ersten Stütze am Mittwoch montiert, die Masten dann noch mit Steigleitern mit Absturzsicherungssystem, Zwischenpodesten mit Geländer für die Wartung und Absperrung versehen. Im Innern der Segmente verläuft ein Leerrohr für Stromkabel, denn die hohen Masten erhalten rote Warnlampen, damit Richtung Klinikum fliegende Rettungshubschrauber sie sehen. Bis die Stromkabel gelegt und angeschlossen sind, versorgen Batterien die Warnlampen.
„Hochzeit“, freut sich Michael Schnellbach, der Geschäftsführer der Bundesgartenschau, nachdem die ersten Segmente zusammengefügt sind. Er verwendet damit einen Begriff aus der Automobilindustrie für den Moment, wenn Getriebe und Karosserie vereinigt werden. Schnellbach ist froh, dass Bau und Betrieb der Seilbahn an die Firma Doppelmayr vergeben worden sind, denn die verfügt über ein eigenes Stahlwerk. Daher habe es keine Lieferprobleme gegeben.
„Ein besonderer Moment“, freut sich auch Chrakhan Ismail, Architektin und Projektleiterin für die Seilbahn bei der Bundesgartenschau-Gesellschaft, als der erste Mast langsam wächst. „Ich bin froh und stolz, dass wir trotz aller Herausforderungen den Zeitplan einhalten können“, hebt Ismail hervor.
Wenn die Stütze zwischen Schützengesellschaft und Kleingartenanlage fertiggestellt ist, kommt am Donnerstag und Freitag der nächste Mast im zentralen Bereich der Au, nahe eines Wirtschaftswegs, mit einer Höhe von 32,43 Metern an die Reihe, in der nächsten Woche der im nordöstlichen Teil der Au nahe der alten Gärtnerei mit 28,35 Metern. Danach folgt eine kleine Pause für die Mitarbeiter aus Österreich.
Im Eintritt enthalten
Ob es Ende Juli mit den beiden Stützen auf dem Spinelli-Areal (14,12 und 5,5 Meter hoch) weitergeht oder am Luisenpark (37,43 und 43,51 Meter hoch) – das ist noch offen, ebenso der Zeitpunkt der Montage des mit 45,59 Metern höchsten Masts zwischen der nördlichen Uferböschung des Neckarkanals und der Straße „Im Pfeifferswörth“.
Vorbereitet wird derzeit das Baufeld für die Umlenkstation im Luisenpark an der Freizeitwiese, während auf dem Spinelli-Areal schon das Fundament für die Antriebsstation gegossen ist. Für die 2049 Meter lange Strecke dazwischen sollen während der Bundesgartenschau 2023 mit den 64 – je zehn Personen fassenden – Kabinen pro Stunde und Richtung 2800 Passagiere befördert werden können. Die Fahrt dauert sieben bis acht Minuten und ist im Eintritt enthalten.
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