Finanzen

Darum erhöhen die Mannheimer Stadtparks die Preise

Seit zwei Jahren war der Eintritt stabil, nun werden ein Euro oder 50 Cent mehr fällig – plus eine Servicegebühr, wenn man nicht online kauft. Wie groß die Finanzprobleme des Stadtparks sind.

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Peter W. Ragge
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An den Eingängen des Luisenparks muss man ab 4. Oktober mehr zahlen. Noch teurer wird es, wenn man kein Onlineticket nutzt. © Markus Proßwitz | masterpress

Mannheim. Sie gelten ab Samstag, 4. Oktober: Der Luisenpark erhöht mit Beginn der Wintersaison die Eintrittspreise - im Schnitt um 50 Cent bis ein Euro für ein Ticket. Allerdings wird zusätzlich eine Servicegebühr eingeführt, wenn man die Karte nicht vorher online ordert, sondern erst an der Kasse zahlt. „Das machen wir ganz bewusst“, so Michael Schnellbach, der Geschäftsführer der Stadtpark-Gesellschaft.

Zuletzt war der Eintrittspreis für den Luisenpark nach der Bundesgartenschau 2023 angehoben worden, also vor zwei Jahren. In diesem Rhythmus soll der Preis auch weiter steigen. „Das ist ja die Vorgabe jetzt für alle städtischen Einrichtungen“, verweist Schnellbach auf die Folgen der städtischen Finanzkrise.

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In der Sommersaison zahlen Erwachsene künftig 13,50 Euro pro Tageskarte - bisher 12,50 Euro. Im Winter werden 7,50 statt 6,50 Euro fällig. Begünstigte zahlen im Sommer 9,50 statt neun Euro, Kinder 6,50 statt sechs Euro. Auch bei ihnen steigen die Winterpreise (fünf Euro statt 4,50 für Begünstigte, 3,50 statt drei Euro für Kinder). Kauft man sein Ticket vor Ort, kommt ein Servicezuschlag von einem Euro für Erwachsene und 50 Cent für Begünstigte oder Kinder hinzu. „Wer online kauft, spart“, so Schnellbach. Der Service der mit Personal besetzten Kasse koste „deutlich mehr als die digitale Kaufabwicklung“, erklärt er. Zudem wolle man Besucher dazu animieren, ihre Karte online zu kaufen, um an besucherstarken Tagen oder bei Veranstaltungen die Warteschlangen an den Kassen zu verringern.

Buga-Investitionen und fehlende städtische Zuschüsse führen zu Verlusten

Keinen Servicezuschlag gibt es bei den - nur im Sommer geltenden - Abendkarten, die quer durch alle Gruppen um einen Euro teurer werden, sowie bei den Jahreskarten. Dafür müssen Erwachsene künftig 75 statt 59 Euro zahlen, Begünstigte 55 statt 44,50 Euro und Kinder ab 6 (darunter freier Eintritt) 30 statt bisher 23 Euro. Dafür unterstütze man mit den neuen Preisen Familien noch mehr als bisher, erklärt Schnellbach. Das dritte Kind der Familie ist kostenfrei, für das zweite Kind zahlt man nur 50 Prozent bei den Familienkarten.

Schnellbach verweist zur Begründung der neuen, vom Aufsichtsrat beschlossenen Preise nicht nur auf „generell steigende Kosten in allen unternehmensrelevanten Bereichen“, sondern besonders auf die finanziellen Lasten für die neuen Anlagen sowie die „prekäre Haushaltslage der Stadt Mannheim“. Er sei daher gezwungen, „nicht nur jede zukünftige Ausgabe zu überdenken, sondern auch in bestehenden Prozessen einzusparen“.

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Nicht äußern will er sich zu den kürzlich von der Stadtpark-Aufsichtsratsvorsitzenden, Erster Bürgermeisterin Diana Pretzell, öffentlich gemachten Äußerungen, man könne gezwungen sein, einen der Bauernhöfe im Luisenpark oder Herzogenriedpark oder die neue Unterwasserwelt im Luisenpark zu schließen. Beim Bauernhof im Herzogenriedpark würden zweieinhalb Tierpfleger-Stellen wegfallen, bei der Unterwasserwelt noch mehr. In den früheren Aquarien mit acht Becken waren früher zweieinhalb Tierpfleger tätig, nun sind es für 21 Becken sechs. „Bei einer Schließung müssen wir aber Fördergelder, die wir für Buga-Investitionen erhalten haben, zurückzahlen, das wäre also eine Milchmädchenrechnung“, sagt Schnellbach.

Allerdings habe man die Folgekosten der Buga-Investitionen beim städtischen Zuschuss für die Parks nicht berücksichtigt. So hat der Gemeinderat beschlossen, dass die Investitionen in den Luisenpark in Höhe von rund 70 Millionen Euro plus Zinsen von dieser städtischen Tochterfirma selbst zu übernehmen sind. Dafür sollte dann der jährliche Zuschuss steigen. Doch das ist nicht so passiert, wie es nötig wäre. Alleine im vergangenen Jahr wurden für Zins, Tilgung und Abschreibungen 6,2 Millionen Euro fällig. Der städtische Betriebskostenzuschuss liegt aber bei nur 7,5 Millionen Euro.

Stadtpark-Gesellschaft steht vor einer möglichen Insolvenz

Zwar habe er einen deutlichen Sparkurs gefahren, betont Schnellbach: „Mein Ziel ist, dass wir mit dem Betriebskostenzuschuss auskommen und keine roten Zahlen schreiben, aber so schnell geht es nicht“, verweist er auf die Altlasten.

Allein im vergangenen Jahr hatte die Stadtpark-Gesellschaft daher einen Verlust von 4,49 Millionen Euro verzeichnet. In der Bilanz stehen damit, aufgehäuft in den vergangenen Jahren, rote Zahlen von insgesamt 25,05 Millionen Euro. Damit ist das Eigenkapital der Gesellschaft nahezu aufgebraucht. Es liege noch bei acht bis neun Prozent, so der Geschäftsführer. Der Firma droht also die Zahlungsunfähigkeit - und für den Geschäftsführer rein rechtlich die Pflicht, Insolvenz anzumelden. Stadträte haben schon in öffentlicher Sitzung orakelt, das könnte im Oktober drohen. „Oktober nicht, aber November, länger geht es nicht“, sagt Schnellbach dazu.

Er hofft daher, dass der für das laufende Jahr vom Gemeinderat zugesagte, aber vom Finanzdezernat noch nicht ausgezahlte zusätzliche Zuschuss von rund 2,4 Millionen Euro so schnell wie möglich überwiesen wird. „Dass dieses Geld fehlt, verursacht uns monatlich 11.000 Euro Kosten“, verweist er auf die Zinslast.

Auf die Auszahlung dieser Gelder drängt auch der Betriebsrat. Auch er warnt vor einer drohenden Zahlungsunfähigkeit. „Trotz einer Vielzahl von Optimierungs- und Konsolidierungsprozessen schwebt das Wort Insolvenz über der Stadtparkgesellschaft und den Menschen, die die Parks brauchen, ob als Freizeiteinrichtung oder als Arbeitsplatz“, heißt es in einem Brief im Namen der 190 Mitarbeiter an sämtliche Stadträte.

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Die Arbeitnehmervertretung habe „nicht immer leichten Herzens“ bereits viele Maßnahmen mitgetragen. „Wo immer Auswirkungen auf die Mitarbeiter oder Besucher vertretbar waren, wurden Prozesse optimiert, um Kosten zu reduzieren“, verweist der Betriebsrat auf gekürzte Öffnungszeiten an den Kassen sowie geänderte Reinigungs- und Pflegeintervalle. Befristete Arbeitsverträge seien nicht verlängert, freie Stellen nicht besetzt, Betriebsvereinbarungen und Zulagenregelungen aufgekündigt worden. „Aber wie lange kann dem Druck und den erschwerten Bedingungen noch standgehalten werden?“, fragt der Betriebsrat.

Man wisse um die dramatische Haushaltslage der Stadt, aber der „massive finanzielle Druck“ könne zu „tiefgreifenden Folgen“ für diese für die Lebensqualität der Mannheimer wie auch als touristische Anziehungspunkte wichtigen Parks führen, warnen die Stadtpark-Mitarbeiter die Stadträte. Schließlich müsse es doch „im ureigensten Interesse des Gemeinderats liegen, dafür zu sorgen, dass die Verwaltung die dort getroffenen Beschlüsse umsetzt und nicht ignoriert“, heißt es in dem Schreiben: „Bleiben Sie glaubwürdig, unterstützen Sie uns, halten Sie Wort!“

Der Betriebsrat verweist dabei auch auf die eine Million Besucher pro Jahr - wobei das die Zahl von 2024 ist. „In diesem Jahr gehen wir von 1,1 Millionen aus“, berichtet Schnellbach nämlich von steigender Resonanz. Stand jetzt liege man über dem Vorjahr.

Redaktion Chefreporter

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