Bundesgartenschau

Buga in Mannheim: Welche Rolle ein Ex-Polizist spielt

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Peter W. Ragge
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Statt Uniform trägt er nun Buga-T-Shirt und Buga-Jacke: Hubert Böllinger, pensionierter Erster Polizeihauptkommissar, bringt Erfahrung ins Team. © M. Ruffler

Mannheim. „Silberworker“ nennt er sich – mit dem für ihn typischen augenzwinkernden Humor und ein bisschen Selbstironie. Dabei hat Hubert Böllinger noch gar nicht so viele silbergraue Haare. Allerdings übernahm der pensionierte Erste Polizeihauptkommissar nun eine Aufgabe, bei der ein paar graue Härchen dazukommen könnten. Böllinger ist bei der Bundesgartenschau-Gesellschaft, direkt in der Stabsstelle von Geschäftsführer Michael Schnellbach, für die Koordination der Themen Sicherheit und Verkehr tätig.

„Ich bin Zuarbeiter, kein Entscheider“, definiert er seine Rolle. „Viel Kommunikation“ sei seine Aufgabe, ständige Telefonate und Absprachen im Detail mit Parkhausbetrieben, Stadt, Rhein-Neckar-Verkehr (RNV), Feuerwehr und eben der Polizei, der er selbst vier Jahrzehnte angehörte, ehe er im August 2016 nach einer beeindruckenden Karriere in den Ruhestand ging. Da hat er sich auch sehr wohlgefühlt. „Ich habe mich auf ein Leben rund um Familie, Frau, Hund, Haus und Enkel eingestellt“, und es habe ihn „gar nichts ins Berufsleben zurückgezogen“, sagt der bald 67-Jährige.

Buga-Eröffnungsfeier mit Bundespräsident Steinmeier

Aber die Bundesgartenschau brauchte einen Mann mit seinen Erfahrungen, seinen Kenntnissen, auch seiner Gelassenheit in schwierigen Situationen. Schließlich geht es um die Verkehrslenkung und die Sicherheit von Besuchermassen ebenso wie um hochrangige Prominenz, wenn etwa zur Eröffnungsfeier der Bundespräsident kommt.

Schon vor Böllinger hatte ein erfahrener pensionierter Polizeibeamter diese wichtige Aufgabe übernommen – sie aber aus familiären Gründen nicht zu Ende führen können. Daher klingelte bei Hubert Böllinger zu Hause in Oberhausen-Rheinhausen das Telefon. Es meldete sich sein früherer Chef, der – nun ebenso pensionierte – Polizeipräsident Thomas Köber. Beide haben zusammen in einem gefährlichen Jahr – 1977, als Linksterroristen viele Morde verübten – bei der Bereitschaftspolizei in Lahr in der gleichen Hundertschaft ihren Dienst begonnen.

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Köber ist nun beim Freundeskreis der Bundesgartenschau aktiv, und er war es, der im Auftrag der Buga-Geschäftsführung bei Böllinger anklopfte, ob er sich diese Aufgabe vorstellen könnte. Und er konnte. „Wenn so etwas kommt, dann kneift man nicht“, entschied Böllinger, eine Bundesgartenschau sei ja „kein Heckenfest“, sondern etwas ganz Besonderes. „Und ich denke, diese Aufgabe passt auch genau zu meinem Profil“, so Böllinger.

Viele heikle Situationen

Bis zum Ruhestand 2016 war er zuletzt 13 Jahre Revierführer in Schwetzingen. Dort habe er „der Polizei in Schwetzingen ein Gesicht gegeben“, sagte sein damaliger Chef Thomas Köber bei der Verabschiedung. Er nannte ihn einen „Revierführer mit Leib und Seele“, er habe „ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein und hat gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitern immer seine Meinung gesagt“. Zudem hieß es, Böllinger „arbeitet strukturiert und verliert auch in schwierigen Situationen nie die Übersicht“.

Und heikle Situationen hat er genug erlebt. Als „Referent Einsatz“ sass er an einer wichtigen Schaltstelle im Stab im Mannheimer Polizeipräsidium. 1981 fing er als junger Kommissar dort an, und 1982 gab es den schlimmen Hubschrauberabsturz in Neuostheim anlässlich der Internationalen Luftschiffertage. „Ich war zwar privat dort, aber habe dann meiner Frau gesagt: Du kannst gehen“, erinnert er sich, wie er sich „in den Dienst versetzt“ und sofort geholfen hat, den Großeinsatz zu koordinieren.

Führungsposition im Innenstadtrevier

Er erlebte zahlreiche gewalttätige Großdemonstrationen von Kurden mit und arbeitete als „Euro-Beauftragter“, also zuständig für die Einführung der neuen Währung. Nach dem Skandal um die H 4-Wache fungierte er von 1989 bis 96 als stellvertretender Leiter des Innenstadtreviers und trug viel dazu bei, dort die Wogen zu glätten, wieder Vertrauen bei der Bevölkerung herzustellen.

Im April 1996 kehrte er ins Präsidium zurück, nun als „rechte Hand“ der Schutzpolizei-Führung. Da galt er als der weitblickende Stratege, der – ob gewalttätige Kurdendemonstrationen, Fußballspiele oder 1. Mai – zahlreiche Großeinsätze plante und dann selbst in brenzligen Situationen besonnen zu reagieren, zu koordinieren verstand. Danach stand er an der Spitze des Führungs- und Lagezentrums, wo alle Notrufe eingingen.

13 Jahre Revierführer in Schwetzingen

Eine „sehr bewegte, unruhige Zeit“ habe er bei der Mannheimer Polizei miterlebt: „Es war toll, ich möchte keine Minute missen“, betont er. Auch international war er gefragt: 1990 zählte er zu den baden-württembergischen Beamten, die in Ungarn der dortigen Polizei halfen, demokratische Strukturen aufzubauen. 2009 wurde er in den Planungsstab zur Vorbereitung des riesigen Polizeieinsatzes anlässlich des Nato-Gipfels in Kehl/Baden-Baden berufen. „Das war gigantisch“, schwärmt er heute noch davon. Doch genauso in allerbester Erinnerung hat er die 13 Jahre als Revierführer in Schwetzingen, wo er sehr präsent und ebenso sehr beliebt war – eben der Polizeichef vor Ort.

Nun freut er sich, seine Lebens- und Berufserfahrung noch mal bei der Bundesgartenschau einbringen und ihr zum Erfolg verhelfen zu können. Dort arbeite er – als einer der ganz wenigen Senioren – „in einem tollen, jungen, sehr agilen Team“, wie der 66-Jährige seine Kollegen lobt. „Der Funke ist sofort übergesprungen“, so Böllinger.

Redaktion Chefreporter

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