Wenn Wilfried Teufel über die Bundesgartenschau läuft, tut er das anders als andere Besucher - nämlich mit strengem, prüfenden, sachkundigem Blick auf der Suche nach der perfekten Blume, nach dem schönsten Arrangement. Der 80-jährige Gärtnermeister aus Feudenheim ist einer der dienstältesten Preisrichter beim Gärtnerischen Wettbewerb der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft, der auch „Olympiade der Gärtner“ genannt wird. Schließlich werden Medaillen verliehen.
Im Schwäbischen aufgewachsen, kam Teufel 1960 nach Mannheim und dann zu Otto Blumen. Den Bundesgartenschauen ist er seit 1975 verbunden, als das sommerlange Fest schon einmal in der Quadratestadt war. Damals steckte, drapierte und pflegte er für Otto Blumen Pflanzen bei den Hallenschauen in der Merohalle und in der Multihalle. Ob als Besucher oder ab 1998 als Aussteller - seither hat er so gut wie keine Bundesgartenschau ausgelassen. Schließlich spezialisierte er sich bald auf Hydrokulturen, war da ein gefragter Experte bei Otto wie auch bundesweit und über neun Jahre auch selbstständig mit einem eigenen Betrieb („Hydroteufel“).
Der bisherige Mannheimer Medaillenspiegel
- Blumen Otto: 9 Gold-, 5 Silber und eine Bronzemedaille, 3 Ehrenpreise, 2 Große Goldmedaillen.
- Gärtnerei Harald Waibel: 9 Goldmedaillen, 5 Silber, 2 Bronze und eine Große Goldmedaille.
- Ausstellergem. Schwörer & Büchler: 6 Gold-, 1 Silber-, 2 Große Goldmedaillen und ein Ehrenpreis.
- Firma Seitz: 4 Gold., 7 Silber, 2 Bronze und ein Ehrenpreis
- Fa. Kull: 1 Gold, 5 Silber
- Friedhofsgärtnerei Hofmann: 2 Gold-, 1 Silber, zwei Ehrenpreise.
- Heinrich Giffhorn: 7 Bronze.
- Mayer & Bühler: 1 Gold, 2 Silber, 4 Bronze.
- Klaus Morasch: 1 Gold, 2 Silber; in der Arge Kuld & Morasch 1 Silber, 1 Ehrenpreis
- Bernd Stelzer: 3 Gold, 1 Große Goldmedaille, 1 Ehrenpreis.
Genügend Sachkenntnis und Erfahrung brachte er also mit, als ihn 2001 Kollegen als Preisrichter vorschlugen. 190 Namen hat Corinna Klein, in der Projektabteilung der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft für die Wettbewerbe zuständig, in ihrer Kartei. Schließlich gibt es unzählige floristische Wettbewerbe und gelten Bundesgartenschauen nicht ohne Grund als Leistungsschau der gesamten grünen Branche, die hier mit außergewöhnlicher Leistung und Qualität sowie einem großen, vielfältigen Sortiment antritt.
Bewertet werden die Freilandpräsentationen der Dahlien, Rosen, Rhododendren, Stauden, von Wechselflor und Gehölzen über den Bereich „Grabgestaltung und Denkmal“ sowie den Wettbewerb im Garten- und Landschaftsbau bis zu den Hallenschauen. Stets werden sehr konkrete Anforderungen, bei Hallenschauen bestimmte Themen vorgegeben und den Ausstellern bereits ein Jahr vorher vorgestellt. In Mannheim diente dazu der Baumhain, wo im Juni 2022 dieser „Klassentreffen der Grünen Familie“ genannte Ausstellerinformationstag stattfand und Lydia Frotscher, die Ausstellungsbevollmächtigte und Gärtnerische Leiterin, die „Spielregeln“ vorstellte.
Da saß auch Wilfried Teufel im Baumhain - schließlich muss er wissen, worauf es ankommt. Von den 190 Fachleuten, die - ehrenamtlich, gegen Reisekostenerstattung - als Preisrichter bereitstehen, waren in Mannheim bisher knapp 160 im Einsatz. Spezialisiert auf die Hallenschauen, wurde Wilfried Teufel bei der Mannheimer Bundesgartenschau fünf Mal gefordert.
Das nimmt jeweils einen halben Tag in Anspruch. In drei Gruppen zu jeweils drei oder vier Preisrichtern nehmen die erfahrenen Gärtner sich dann, ehe die Hallenschau für das Publikum geöffnet wird, die Ausstellungsbeiträge vor. Zwei Gruppen untersuchen die Pflanzen, eine bewertet die Hallengestaltung. „Wir schauen, ob die Kriterien, wie sie vor einem Jahr genannt wurden, erfüllt sind - aber auch, ob die Zahlen stimmen“, erklärt er: „Wenn es etwa heißt, dass zwölf Blüten einer bestimmten Sorte blühen sollen, müssen es auch genau zwölf sein.“
Gesundheit und Schönheit
Vergeben die Preisrichter lediglich fünf bis 6,9 Punkte, handelt es sich um „normale Marktqualität“, wie er sagt - gefordert ist aber viel mehr. 7 bis 7,9 Punkte bringt eine Bronzemedaille, 8 bis 8,9 Silber und erst neun bis zehn Punkte Gold. Jeder Preisrichter urteilt für sich, dann wird addiert, „aber wir weichen meist ganz wenig voneinander ab, liegen höchstens mal einen Punkt auseinander“, so Wilfried Teufel.
Damit ein Pflanzenarrangement wirklich mit der höchsten Auszeichnung geehrt wird, „muss es ins Auge springen“, sagt Teufel. „Es muss herausragende, überdurchschnittliche Qualität sein, der Stengel muss stabil sein und die Blüte gut tragen, alles gut verzweigt sein und ansprechend aussehen“, zählt er auf. Aber Optik alleine reiche nicht - die Fachleute schauen ebenso, ob die Kollegen die Pflanze auch gut gezüchtet haben, ob sie gesund, schädlingsfrei und ob sie gut gepflegt ist.
Viele Aussteller legen enorm viel Leidenschaft und Kreativität in ihre Beiträge - und Zeit, denn bei Bundesgartenschauen ist es üblich, dass die Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet kommen. „Sie stacheln sich untereinander an, eine bessere Qualität zu produzieren“, erläutert Teufel den Sinn der „Olympiade der Gärtner“. Das diene letztlich dazu, die grüne Branche insgesamt weiterzuentwickeln, aber auch die Kunden von der eigenen Leistungsfähigkeit zu überzeugen. „So eine Goldmedaille kann man ja in den Laden hängen“, so Teufel. Dabei bedauert Teufel aber, dass es immer schwieriger werde, genug Aussteller für den Wettbewerb zu finden. „Es gibt ja kaum noch Gärtner, die selbst produzieren“, seufzt er.
Die Mannheimer Bundesgartenschau, so blickt er zufrieden zurück, habe „sehr gute“ Beiträge in den beiden Blumenhallen der U-Halle präsentiert. Gerade bei einer Gartenschau quasi direkt vor der eigenen Haustür tätig zu sein, sei für ihn „schon etwas Besonderes“ gewesen, „und da fielen auch die Reisekosten für die Bundesgartenschaugesellschaft weg“, scherzt er. Für Feudenheim sei die Umgestaltung des Spinelli-Geländes „schon super“, aber er hoffe, „dass nach der Buga nicht alles rausgerissen wird, sondern ein paar Pflanzen bleiben“. Er freut sich schon auf die Internationale Gartenausstellung 2027 in der Metropole Ruhr. „Wenn ich gesund bleibe, bin ich gerne dabei“, so der 80-Jährige.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Warum sich ein Buga-Besuch noch lohnt