Auch an diesem Nachmittag sehen sich wieder etliche Menschen interessiert den Bereich auf der Mannheimer Bundesgartenschau an, auf dem Beispiele für Grabbepflanzungen gezeigt werden. Trotzdem kann ich kaum glauben, dass dieser zu den Orten gehört, die während der Buga am besten besucht werden. „Doch“, bestätigt mir Julian Otto, „denn vielen Leuten ist es wichtig, einen schönen Ort zu haben, an dem sie sich an verstorbene Angehörige erinnern – und auch trauern können.“
Der gelernte Friedhofsgärtner und Gartenbauingenieur hat mit seinem Team bei der Gestaltung der Schaugräber auf dem Spinelli-Gelände mitgewirkt. Diese sind in ganz besonderer Weise bepflanzt und gestaltet. Manche sind dort im Stil eines Bauerngartens gehalten, andere gleichen Landschaften im Miniaturformat.
„Hier zeigt unsere Zunft, was sie kann. Das ist ein bisschen so wie eine gärtnerische deutsche Meisterschaft“, erklärt der Geschäftsführer des Mannheimer Gartenbau- und Floristikbetriebs „Otto Blumen“.
Damit die Gräber wirken, als seien sie seit Jahren eingewachsen, arbeiten die Gärtnerinnen und Gärtner auf der Buga sogar mit der Pinzette, verrät er. Und auch bei der Pflanzenauswahl setzen die Experten mittlerweile neue Akzente.
Das Team aus der Quadratestadt hat auf eines der Gräber eine Rebe gepflanzt. „Das passt beispielsweise zum Andenken an einen Winzer oder Landwirt“, erklärt Julian Otto. Gleichzeitig ist der Weinstock christliches Symbol, Zeichen der Verbundenheit zwischen Christus und den Gläubigen. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“, heißt es dazu im Johannesevangelium.
Neben solch hintergründiger Bedeutung ist dem Gärtnermeister auch der ganz praktische Nutzen von Pflanzen wichtig. So setzt er in Zeiten des Klimawandels bei Friedhofsbepflanzungen verstärkt auf Grün, das mit Trockenheit gut zurechtkommt und nicht jeden Tag gegossen werden muss. Dazu gehört etwa Haus- und Dachwurz, Teppich-Thymian oder der Traubige Zweigriffel.
Ebenso kommen verstärkt insektenfreundliche Blumen auf die Gräber. Jetzt im Herbst blühen dort der Sonnenhut, die Fetthenne oder das Purpurglöckchen. Letzteres sorgt neben seinen langen Blütenrispen auch mit schmucken Blättern für besondere Akzente.
Mit solchen mehrjährigen Stauden zu arbeiten, bringt einen weiteren Vorteil, erklärt mir der Fachmann. „Bei einem guten Mix hat man immer etwas Blühendes auf dem Grab und kann die Dynamik der Jahreszeiten mitvollziehen.“ Außerdem muss so zu jeder neuen Saison nicht mehr so viel Pflanzenmaterial ausgetauscht werden – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.
Beim „Friedhofsgärtnerischen Wettbewerb – Herbst“ sind die Profis von „Otto Blumen“ im Rahmen der Buga mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Ehrenpreis des Gartenbauverband Mitteldeutschland und der Großen Goldmedaille der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft. Ebenso waren weitere Betriebe aus Mannheim und der Region bei dem Wettbewerb erfolgreich. „Das Niveau ist hier insgesamt sehr hoch“, meint Julian Otto.
„Da kann man schon viele Ideen mitnehmen“, sagt auch ein Buga-Besucher, als er sich im Davongehen zu mir herumdreht. „Der Herbst und die Gedenktage rücken ja näher.“ Und damit viel Arbeit für Menschen, die die Gräber ihrer Angehörigen wieder herausputzen und sie damit zu schönen Orten der Erinnerung machen.
Die Autorin
Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim Mannheimer Morgen und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzerhof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimen-ten, Begegnungen mit Profi-Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne.
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