SVW-Präsident im Interview

Bernd Beetz will ein neues Waldhof-Stadion nur für 15 000 Zuschauer

Waldhof-Präsident Bernd Beetz macht jetzt Druck in der Stadion-Debatte. Im Interview kritisiert er in dieser Frage mangelnde politische Führungsstärke. Und er konkretisiert seine Neubau-Vorstellungen auch für VIP-Plätze

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Steffen Mack
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Die Fans des SV Waldhof Mannheim auf der Otto-Siffling-Tribüne zeigen vor dem Heimspiel gegen Freiburg II im April eine Choreographie. © Michael Ruffler

Mannheim. Herr Beetz, seit einem halben Jahr prüft eine gemeinsame Taskforce mit der Stadt die Stadionfrage. Wie zufrieden sind Sie bisher damit?

Bernd Beetz: Ach, darüber sprechen wir schon mehrere Jahre, nun in einer Taskforce, leider weiter ohne Ergebnis: Die Stadt muss für sich einfach die entscheidende Frage beantworten: Wollen wir Profifußball in Mannheim oder nicht? Da bräuchte es mal politische Führungsstärke. Nehmen Sie das Beispiel Oldenburg: Da hat mich sehr beeindruckt, wie der Oberbürgermeister vorangegangen ist und jetzt den Bau eines neuen Stadions durchgesetzt hat. Dabei sind die erst vor dieser Saison in die 3. Liga aufgestiegen.

Beim Mannheimer Stadtoberhaupt Peter Kurz vermissen Sie demnach Führungsstärke?

Beetz: Ich will da niemanden persönlich kritisieren. Es bräuchte jetzt einfach mal jemanden an der Stadtspitze, der da vorangeht und die Dinge in die Hand nimmt. In Oldenburg war es eben der Oberbürgermeister, daher habe ich das gesagt.

Beim Stadion bräuchte es jetzt mal politische Führungsstärke.

Erhoffen Sie sich da Besserung von der OB-Wahl im Sommer?

Beetz: Dazu werden wir uns politisch nicht äußern. Ich höre jedenfalls von dem einen und anderen Kandidaten positive Signale.

Sie glauben, dass jemand im Wahlkampf für einen Stadion-Neubau trommeln wird?

Beetz: Wir werden sehen. Einsicht, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann, gibt es jedenfalls.

Lassen Sie uns konkret auf Ihre Vorstellungen schauen: Ein Stadion mit wie vielen Zuschauern schwebt Ihnen vor?

Beetz: 15 000 Zuschauer halte ich für die richtige Größe.

Glücksmoment für den Mäzen: Bernd Beetz, aufgenommen beim 3:1 im ersten Saison-Heimspiel gegen FC Viktoria Köln am 23. Juli 2022. Gerne würde er mit dem SVW in der 2. Liga jubeln. © Michael Ruffler

Wie viel davon wären VIPs?

Beetz: Wir kalkulieren mit etwa 20 Logen, und dazu bräuchte man noch um die 2000 Business-Sitzplätze.

Also insgesamt 3000 bis 3500 VIPs?

Beetz: Nein, eher 2300 bis 2500. Aber da sind wir flexibel, es kommt auf die Ausgestaltung des gesamten Stadions und natürlich des Standorts an.

Abzüglich des Gästekontingents von 1500 blieben dann nur rund 11 000 Plätze für Heim-Zuschauer. Sind das nicht viel zu wenig? Sie haben in der 3. Liga einen Schnitt von fast 10 000. In der 2. Liga würden einige Gegner – etwa Kaiserslautern und Karlsruhe, wahrscheinlich auch Schalke – noch weitaus größere Zahlen anlocken.

Beetz: Da haben Sie vielleicht Recht. Aber mir geht es jetzt erstmal um ein tragfähiges und wirtschaftliches Konzept, ich will da keine Luftschlösser bauen. Mit einem solchen Stadion wäre der Verein voll und ganz zweitligatauglich. Da haben auch einige andere eine maximale Kapazität von 15 000 Zuschauern.

Ja, Paderborn und Heidenheim, etwas mehr haben Sandhausen, Regensburg und Kiel. Hat ein Traditionsverein wie der SV Waldhof in Mannheim und im Umland nicht ein ganz anderes Potenzial?

Beetz: Nochmal: Mir geht es erstmal um ein tragfähiges Konzept. Ich will lieber jetzt ein Stadion für 15 000 Zuschauer, als noch ein paar Jahre von 20 000 zu träumen. Man kann dann ja immer noch nachsteuern.

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Das müssten Sie ja auch, wenn eines schönen Tages sogar wieder ein Sprung in die 1. Liga gelänge?

Beetz: Genau. Das Stadion muss so konzipiert werden, dass eine Erweiterung möglich ist.

Mit welchen Kosten rechnen Sie?

Beetz: Nehmen Sie Oldenburg …

… da liegt die offizielle Kostenschätzung bei 35 Millionen Euro, aber der niedersächsische Bund der Steuerzahler rechnet mit 50 bis 60 Millionen Euro.

Beetz: Ja, das wird ungefähr so die Größenordnung sein.

Wer soll das bezahlen?

Beetz: Ich wurde ja mal von Teilen des Gemeinderats gefragt, ob ich zur Finanzierung eines neuen Stadions bereit wäre. Das habe ich bejaht.

Im Gemeinderat befürworten bisher aber nur die CDU und die Mannheimer Liste einen Neubau, die haben ein Viertel der Stimmen.

Beetz: Ja, die waren das. Aber wir haben auch schon positive Gespräche mit anderen Parteien geführt.

Ich finde beide Standorte sehr gut. Hauptsache, ein Neubau.

Was heißt Finanzieren? Würden Sie das Geld nur vorschießen, und die Stadt müsste es nach und nach zurückzahlen, wie einst bei der SAP Arena an Dietmar Hopp?

Beetz: Das wäre das naheliegende Modell. Aber ich könnte mir auch andere Möglichkeiten vorstellen.

Konkret: Sind Sie bereit, eigenes Geld ins Stadion zu stecken, das die Stadt nicht zurückzahlt?

Beetz: Da sind wir gesprächsoffen.

Wissen Sie auch von Drittinvestoren, die sich da beteiligen würden?

Beetz: Ja, aber mehr kann ich dazu noch nicht sagen. Wir haben da erstmal nur vorsondiert.

Ganz grob: Müsste die Stadt den größten Teil der Kosten tragen, oder könnte der auch von Ihnen und anderen Investoren kommen?

Beetz: Da kann man über alles reden. Aber bisher haben wir mit der Stadt noch gar nicht konkret über finanzielle Dinge gesprochen. Das Angebot wurde noch nicht wahrgenommen, das wird aber voraussichtlich im April passieren.

In der Task-Force werden – neben einem Umbau des Carl-Benz-Stadions – zwei alternative Standorte geprüft: der Großparkplatz neben dem Maimarktgelände und die frühere Spiegelfabrik auf dem Luzenberg. Was ist Ihr Favorit?

Beetz: Ich finde beide Standorte sehr gut. Hauptsache, ein Neubau. Dass ein Umbau des Carl-Benz-Stadions zielführend wäre, kann ich mir absolut nicht vorstellen. Es ist ein Altbau, eine Sanierung wäre unglaublich teuer, zudem gibt es eine schlichte Regel, die jeder im Profifußball versteht: ohne Logen kein Moos.

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Vertreter der Stadt sagen, wenn man im Carl-Benz-Stadion die beiden Lücken zur Gästetribüne baulich schließen würde, wären da ebenfalls Logen und viele VIP-Plätze möglich, auch auf der Haupt- oder Südtribüne.

Beetz: Da habe ich noch kein Konzept gehört, das wirtschaftlich darstellbar ist. Oder was sagst du, Markus, du bist da ja näher dran?

Markus Kompp: Ein nachträglicher Einbau von Logen ist am jetzigen Standort nicht wirtschaftlich. Investiert man etwa zehn Millionen, dauert es lange, bis sie amortisiert sind. Bei einem Neubau hat man dagegen von Anfang an ganz andere wirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten.

Seit November 2018 ist der Mäzen auch Waldhof-Präsident

  • Bernd Beetz, geboren am 8. August 1950 in Sinsheim und aufgewachsen in Käfertal, hatte bei einigen international tätigen Konzernen führende Positionen inne.
  • Nach Mannheim pendelt er meist von seinen Hauptwohnsitzen New York und Lausanne.
  • 2016 stieg Beetz als Hauptgeldgeber beim SV Waldhof ein. Im November 2018 übernahm er das Präsidentenamt von Klaus-Rüdiger Geschwill, der aufhören wollte.
  • Der Sohn des Mäzen, Christian Beetz, ist Aufsichtsratsvorsitzender der ausgegliederten Spielbetriebsgesellschaft.
  • Bernd Beetz hat in den vergangenen Jahren jeweils Millionensummen gegeben, um den Aufstieg in die 3. Liga zu ermöglichen und den Spielbetrieb zu sichern. th/sma

Was schwebt Ihnen da außer einer Vermietung der Logen auch für andere Zwecke noch so vor?

Kompp: Konzerte oder andere Großveranstaltungen, je nach Standort könnte man auch im Stadion und im Umfeld vieles ansiedeln: etwa ein Boardinghouse, ein Medizinzentrum, eine Bäckerei, und, und und. Würde die Stadt jetzt vielleicht 50 oder 60 Millionen in ein Stadion investieren, das nur alle zwei Wochen für ein Heimspiel genutzt wird, wäre das weder nachhaltig noch umweltfreundlich. Wir wünschen uns einen Blick über den Tellerrand hinaus, um Synergieeffekte zu schaffen.

Beetz: Nehmen Sie das Ruderzentrum, das ich auf dem Luzenberg gesponsert habe. Das wurde sehr gut angenommen. Ein neues Stadion würde auch viel zur Entwicklung eines Stadtteils beitragen.

Und wenn die Prüfungen der Stadt ergeben, dass beide Standorte nicht in Frage kommen? Der Großparkplatz etwa wegen des City-Airports und der Luzenberg aus verkehrstechnischen Gründen?

Beetz: Ich bin mir ganz sicher: Mit dem richtigen politischen Willen wäre ein neues Stadion an beiden Standorten möglich.

Christian (l.) und Bernd Beetz auf der derzeitigen VIP-Containertribüne. © Ruffler/PIX-Sportfotos

Würden Sie sich andernfalls auch an einem Umbau des Carl-Benz-Stadions beteiligen?

Kompp: Das Angebot wurde nur für die Finanzierung eines neuen Stadions abgegeben und weiteres nicht besprochen.

Sie schließen Geld auch fürs Carl-Benz-Stadion also nicht ganz aus?

Beetz: Ich bin kein Dogmatiker, ich komme aus der Wirtschaft. Ich schließe nichts aus, wofür es ein vernünftiges Konzept gibt. Das sehe ich hier aber absolut nicht. Kompp: Ich darf einen Aspekt ergänzen: den Lärmschutz. Im Carl-Benz-Stadion können wir keine Spiele austragen, die länger als bis 22 Uhr gehen. In der 2. Liga gibt es allerdings auch eine Anstoßzeit um 20.30 Uhr.

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Angeblich ließe sich das laut Gutachter auch mit einer Lärmdämmung übers Dach lösen, oder?

Kompp: Das ist rein theoretisch. Ich kenne diesen Teil des Lärmschutzgutachtens. Hier ist theoretisch eine Reduzierung des Lärms durch ein neues Stadiondach von zehn Dezibel vorgesehen. Wie dies umgesetzt werden soll, ist aber nicht ersichtlich und aufgrund der aktuellen Statik nicht beziehungsweise nur mit einem weiteren, noch nicht eingeplanten zweistelligen Millionenbetrag möglich. Außerdem meinte der Gutachter auch, der Lärmpegel beim Abmarsch der Fans müsste dann um fünf Dezibel reduziert werden. Sollen wir denen sagen: Seid bitte um fünf Dezibel leiser? Nach meiner Kenntnis würde aber selbst mit diesen theoretischen Maßnahmen der Pegel überschritten, dann wären auch Klagen von Anwohnern möglich.

Beetz: Die Alternative ist doch ganz klar: Wenn Mannheim Profifußball will, brauchen wir ein neues Stadion. Bleibt das Carl-Benz-Stadion, sind nur untere Ligen möglich.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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