Pläne von Beetz und Kompp - Präsident setzt auf Bau einer neuen Spielstätte an anderem Ort / Spekulationen um Gespräche mit einem weiteren Investoren

Neues Waldhof-Stadion mit Kita, Kino und Konzerten?

Von 
Steffen Mack und Alexander Müller
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Waldhof-Fans beim letzten Heimspiel (am 6. März gegen Braunschweig) auf der Osttribüne. Für viele SVW-Anhänger hat das Carl-Benz-Stadion einen Kult-Charakter. © Alfio Marino/PIX

Mannheim. Spätestens im Frühsommer kommt auf Mannheim eine große Debatte um den SV Waldhof zu. Am 2. Juni will die Stadt Gutachten vorlegen, wie teuer eine Sanierung des Carl-Benz-Stadions wird. Die Verantwortlichen beim Fußball-Drittligisten möchten jedoch eine neue Spielstätte an einem anderen Standort. Ihre Vorstellungen dazu haben Präsident und Mäzen Bernd Beetz sowie Geschäftsführer Markus Kompp nun auf Anfrage des "Mannheimer Morgen" präzisiert.

Auf die Frage, ob er sich auch an einem Um- oder Neubau des Carl-Benz-Stadions am jetzigen Standort beteiligen würde, antwortet Beetz: „Wir sind Mieter mit einer überschaubaren Mietzeit. In dieser Rolle schließe ich verständlicherweise Investitionen über die bisherigen aus.“ Der laufende Fünf-Jahres-Vertrag mit der Stadt endet am 30. Juni 2023.

Behgjet Pacolli (r.) 2011 in Pristina mit Franz Beckenbauer, den er damals zum Honorarkonsul Kosovos ernannte. © dpa

Mit Kita, Kino und Konzerten?

Der Mäzen verweist auch darauf, dass er seit dem Aufstieg 2019 bereits mehr als zwei Millionen Euro an Sonderinvestitionen ins Stadion gesteckt habe und jährlich einen hohen sechsstelligen Betrag für den Erhalt ausgebe. Errichtet wurden unter anderem ein VIP-Turm und eine neue Geschäftsstelle. Die laufenden Kosten sind laut Kompp für Wartung und Instandsetzung erforderlich.

Der Geschäftsführer konkretisiert auch die Vorstellungen vom neuen Stadion: Zur Ressourcenschonung solle es nicht für die 17 bis 19 Heimspiele pro Jahr dienen, sondern auch für Kulturveranstaltungen, Tagungen und Integrationsprojekte. Synergieeffekte ließen sich zudem etwa über eine integrierte Kita, ein medizinisches Zentrum, Kino, Gastronomie und Geschäfte des täglichen Bedarfs für Anwohner“ erzielen. Einen neuen Standort zu finden, ist aus Sicht Kompps Sache der Stadtplanung. Die Verwaltungsspitze setzt dagegen auf Profifußball im Carl-Benz-Stadion und will die Gutachten über den Sanierungsbedarf abwarten. Sportbürgermeister Ralf Eisenhauer sagte kürzlich im „MM“-Interview, mit ihm habe Bernd Beetz bisher nie über dessen Investitionsbereitschaft gesprochen. „Mir ist noch nicht klar, was mit ,Stadion finanzieren’ gemeint ist.“

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Offen bleibt auch die Frage, ob die in Aussicht gestellten 60 Millionen Euro für das Stadionprojekt nur durch die Familie Beetz vorfinanziert werden oder ob möglicherweise andere Investoren mit ins Boot geholt werden sollen. Im Umfeld des SV Waldhof fällt dabei ein schillernder Name: Behgjet Pacolli, in der Schweiz lebender Baulöwe und ehemaliger Außenminister des Kosovo.

Gut vernetzter Strippenzieher

Präsident Beetz räumt zwar ein, jüngst mit dem Geschäftsführer des in Lugano ansässigen Hoch- und Tiefbauunternehmens Mabetex gesprochen zu haben. Dabei soll nach seinen Angaben jedoch nicht dessen mögliche Beteiligung am Stadionprojekt diskutiert worden sein. „Ich kenne Herrn Pacolli und habe mich in der Vergangenheit mit ihm getroffen, dabei ging es aber nicht um den SV Waldhof Mannheim oder die Stadionfrage“, so der Mäzen.

Ein Insider berichtet hingegen, dass es bei dem Treffen, für das ein Heidelberger Event-Unternehmer und Stammgast im Business Club des Drittligisten den Kontakt hergestellt haben soll, durchaus auch um den avisierten Stadion-Neubau in Mannheim gegangen sei. Demnach soll Pacolli, dessen Vermögen auf 800 bis 900 Millionen US-Dollar geschätzt wird, eine Beteiligung an einer noch zu gründenden Stadiongesellschaft und sogar ein Verkauf von 15 Prozent der Beetz-Anteile an der Spielbetriebs-GmbH in Aussicht gestellt worden sein, sofern der Deal klappt. Beetz dementiert das.

Mehr als 28 Jahre alt

  • In Betrieb genommen wurde das Carl-Benz-Stadion im Februar 1994.
  • Das offizielle Fassungsvermögen beträgt heute 24 302 Zuschauer.
  • Das Stadion gehört der Stadt, der SV Waldhof hat es von ihr gemietet.
  • 2019 hat die Spielbetriebs-GmbH auf der Nordseite ihre Geschäftsstelle eingerichtet und einen VIP-Turm aus Containern gebaut.
  • Nach dem Drittliga-Aufstieg 2019 investierte die Stadt insgesamt 3,6 Millionen Euro ins Stadion, unter anderem für einen neuen Rasen, Rasenheizung, Akustik und Licht.

Pacolli (70) gilt als gut vernetzter Strippenzieher, der aus kleinen Verhältnissen stammt und mit prestigeträchtigen Bauprojekten wie der Renovierung des Kreml, Luxushotels auf dem Balkan oder in Kasachstan zu beträchtlichem Reichtum gekommen ist. Zurzeit baut seine Firma Mabetex den internationalen Flughafen Vlora in Albanien. Auch in der Politik des Kosovo hat Pacolli mit der von ihm gegründeten liberalen Partei Aleanca Kosova e Re eine wichtige Rolle gespielt, er war Außenminister und Kurzzeit-Präsident des kleinen Balkan-Staats (2011).

In einem Porträt aus dem Jahr 2017 formulierte die „Süddeutsche Zeitung“ jedoch auch Zweifel an Pacollis Reputation. „Seine Claqueure verherrlichten ihn damals (bei seinem Gang in die Politik 2006, d. Red.) als reichen Onkel aus Lugano, der den armen Landsleuten helfe. Heute wird er nur noch mit umstrittenen Privatisierungen und Korruption in Verbindung gebracht. Die Öffentlichkeit nimmt ihn oft als gefährliche Witzfigur wahr“, ist zu lesen.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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