Mannheim. Manchmal muss man nur mal richtig miteinander reden, und schon läuft es. So hat ein Treffen des Mannheimer Oberbürgermeisters Peter Kurz mit den Waldhof-Bossen vor drei Wochen den Weg für ein gemeinsames Vorgehen freigemacht. Eine Arbeitsgruppe aus Stadt und Spielbetriebs-GmbH soll nun prüfen, was besser wäre: ein Komplett-Umbau des sanierungsbedürftigen Carl-Benz-Stadions oder ein Neubau an einem anderen Standort. Hier dazu die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wo könnte denn ein neues Stadion gebaut werden?
Nach wie vor im Rennen ist nach „MM“-Informationen die frühere Spiegelfabrik auf dem Luzenberg. Die hatte der Fan-Dachverband PRO Waldhof ins Spiel gebracht, falls es im Carl-Benz-Stadion nicht weitergeht. Ebenfalls geprüft wird laut Stadtsprecherin Corinna Hiss Parkplatz 20 am Maimarktgelände, der ansonsten als Verkehrsübungsplatz dient. Er liegt unmittelbar neben der auslaufenden A 656. Zu Fuß braucht man vom Carl-Benz-Stadion dorthin zehn bis 15 Minuten.
Reichen die Parkplätze dann noch für den Maimarkt, und was wird aus dem Verkehrsübungsplatz?
Für solche Fragen ist es noch zu früh. Erstmal geht es nur darum, ob der Standort für ein neues Stadion grundsätzlich geeignet wäre. Der nächste Schritt ist dann, welche Veränderungen in der Infrastruktur erforderlich wären. Das ist auf dem Luzenberg noch komplizierter, besonders was die Verkehrswege angeht.
Was ist mit dem Bösfeld, käme das nicht auch in Frage?
Einige Neubau-Befürworter wünschen sich das, aber die Verwaltung schließt das unverändert kategorisch aus. Das Bösfeld werde „aus übergeordneten naturschutzrechtlichen und umweltpolitischen Gründen nicht weiter verfolgt und ist daher auch nicht Teil der Standortanalyse“, teilt Stadtsprecherin Hiss mit.
Wie wahrscheinlich ist denn überhaupt ein Stadion-Neubau?
Das lässt sich noch nicht seriös beziffern. Bei den für eine Sanierung des Carl-Benz-Stadions im Raum stehenden Summen von bis zu mehr als 60 Millionen Euro stellt sich ja quasi automatisch die Frage, ob ein Neubau nicht sinnvoller wäre. Wobei die Stadt nur zur Sicherstellung des Spielbetriebs bereit ist. Für VIP-Plätze und andere, primär dem wirtschaftlichen Nutzen dienenden Elemente - die Rede war etwa schon von einem Kino und Geschäften des täglichen Bedarfs für Anwohner - müsste der SVW aufkommen, also Mäzen Bernd Beetz.
Würde sich Beetz auch am Umbau des jetzigen Stadions beteiligen?
Peter Kurz erklärte kürzlich im Hauptausschuss, nach seinem Eindruck sei der Mäzen nunmehr auch dazu grundsätzlich bereit. Wenige Tage später Beetz sagte indes der „Bild“-Zeitung, bei einem Neubau könne er sich ein finanzielles Engagement sehr gut vorstellen, „bei einer Sanierung des Carl-Benz Stadions fehlt mir aufgrund unserer Erkenntnisse noch die Phantasie“.
Was spricht sonst noch gegen den jetzigen Standort?
Manche Lokalpolitiker behaupten mantraartig, das Carl-Benz-Stadion stehe schon immer am falschen Ort. Aber das ist Ansichtssache. Anwohner sind davon naturgemäß weniger begeistert. Viele sollten sich aber fragen, wer zuerst da war: das vor 28 Jahren in Betrieb genommene Stadion oder sie. Für Polizei und Rettungskräfte sind die Gegebenheiten rundherum sicher nicht optimal, sie haben sich damit jedoch arrangiert. Und für die anderen Vereine im Sportpark ist es zwar ziemlich beengt, aber das ließe sich vielleicht bei einem Umbau auch verbessern. Als größtes Problem bleibt der Lärm.
Was hat es mit der Lärm-Problematik genau auf sich?
In der 1. und in der 2. Liga beginnen manche Partien erst um 20.30 Uhr. Im Carl-Benz-Benz wäre das nur bei besonderen Ausnahmen wie einem Pokalspiel möglich. Ansonsten ist der spätestmögliche Anpfiff um 20.15 Uhr. Andernfalls werde nach 22 Uhr gegen die gesetzlichen Lärm-Grenzwerte verstoßen, ergaben Messungen bei der Partie gegen Kaiserslautern im Februar.
Wieso wurde ausgerechnet beim ausverkauften Derby gemessen?
Laut Stadt war es erforderlich, die maximale Belastung auszutesten. Geprüft werden soll nun indes auch, ob es nicht beim Lärmschutz noch Stellschrauben gibt, eventuell mit Sondergenehmigungen zum Spielbeginn. Auf dem Luzenberg dürfte sich das Problem ebenfalls auftun, auf dem Verkehrsübungsplatz mangels direkter Anwohner eher nicht.
Wie geht es weiter, wann ist mit einer Entscheidung zu rechnen?
Laut Hiss werden die Erkenntnisse der Arbeitsgruppe aus Stadt und SVW nach der Sommerpause vorgestellt, als Erstes wohl am 20. September im Sportausschuss. Endgültig entscheiden müsse dann der Gemeinderat. Wann, lasse sich noch nicht abschätzen. „Grundsätzliche Fragen zur Zukunft des Profifußballs in Mannheim sollen ohne Zeitdruck mit der erforderlichen Ernsthaftigkeit und Tiefe ergebnisoffen aufgearbeitet werden“, so die Sprecherin.
Sind die SVW-Bosse mit diesem Vorgehen zufrieden?
Derzeit schon. Geschäftsführer Markus Kompp hatte zwar mehrfach angemahnt, man dürfe nicht diskutieren, bis der SVW wieder bei den Amateuren spiele. Aber nun sagt er auf Anfrage: „Wir sind froh, dass die Stadt die Notwendigkeit von wirtschaftlichem Profifußball in Mannheim erkannt hat. Daher sind wir zuversichtlich, dass jetzt alles gründlich und zeitnah aufgearbeitet wird.“ Spannend wird es indes, sollten sich die Vorstellungen beider Seiten als unvereinbar miteinander erweisen.
Was ist, wenn man sich nicht einigen kann?
Irgendeine Lösung wird man finden müssen, im Zweifel geht es dann eben im Carl-Benz-Stadion weiter. Der Mietvertrag läuft zwar nur noch ein Jahr, aber wo wollte der SV Waldhof seine Heimspiele sonst austragen? Eine Ausweichspielstätte müsste man erstens erstmal finden (Sandhausen soll schon abgewunken haben). Zweitens wäre das ja auch keine wirtschaftlich rentable Lösung.
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