Mannheim. An heißen Tagen ist es einer der beliebtesten Plätze auf Spinelli. An den kleinen Bodenfontänen hinter der U-Halle, am Rand der Landschaftsgärten, erfrischen sich viele Menschen gern. Das Wasser ist trinkbar, man kann sich Hände und Gesicht waschen oder - wer Flipflops oder Badeschlappen trägt, ist da klar im Vorteil - die Füße abkühlen. Daneben steht eine schön bepflanzte Sitzgelegenheit, aber das ist auf der Buga ja kein Alleinstellungsmerkmal. Auf einer Schautafel am blauen Gitter wird indes deutlich, dass es sich hier um etwas Besonderes handelt.
Oben ist „zusammen. zurückhaltend“ zu lesen, es folgt „zirkulär. autark. grün. blau“. Darunter wird erklärt, dass das Ganze ein „prototyp“ ist. Doch nicht etwa in totaler Kleinschreibung oder Ein-Wort-Sprache. Sondern für sich selbst bewässernde, bepflanzte Stadtmöbel.
Bepflanzte Sitzmöbel: Personalaufwand wird gespart
Was es damit genau auf sich hat, erläutern dem „Mannheimer Morgen“ Robin Lang von der Mannheimer Firma City Decks sowie sein Kooperationspartner Daniel Lindemann von dem Landschaftsarchitekturbüro GDLA aus Heidelberg. Dabei handelt es sich ebenfalls um ein aufstrebendes Start-up-Unternehmen, mit 40 Beschäftigten sogar doppelt so groß wie derzeit noch City Decks.
Die Vorteile begrünter Innenstädte liegen auf der Hand, davon profitieren sowohl der Klimaschutz als auch die Aufenthaltsqualität enorm. Lang und Lindemann berichten, viele Kommunen hätten gern bepflanzte Sitzgelegenheiten. Doch die ständig zu bewässern, dafür fehle es ihnen leider an personellen Kapazitäten. Dieses Problem solle nun das autarke System lösen. Dafür würden mehrere kombinierbare Wege getestet, etwa über Regenwasserspeicher, aber auch direkt über die Kanalisation. Wo Strom nötig sei, liefere ihn eine Mini-Solaranlage.
Bepflanzte Möbel gehen 2024 in Serie
Zum Ende der Buga sollte der Prototyp durch das fertige Produkt ersetzt werden. Ein Design gibt es bereits. Darauf sieht man nur noch Pflanzen und Sitzgelegenheiten, Wasserbecken, Zuläufe und Verbindungen sind komplett in Bottichen verborgen. Allerdings hat sich laut Lang die Planungs- und Konstruktionsphase etwas verlängert. Die Serienreife - also der mögliche Verkaufsstart - ist nun für das Frühjahr 2024 vorgesehen.
Die Firma City Decks
- City Decks hat sich darauf spezialisiert, urbane Räume umzugestalten – etwa mit bepflanzten Stadtmöbeln.
- Robin Lang und Wulf Kramer vom Architekturbüro Yalla Yalla! gründeten die Firma 2020. Die hat ihre Zentrale im Jungbusch und rund 20 Mitarbeiter, Tendenz steigend.
- In mehr als 60 Kommunen hat City Decks Projekte umgesetzt, so in Mannheim beim Verkehrsversuch ein begrüntes Parklet am Paradeplatz. sma
Über den Preis können die zwei Unternehmer noch nichts Verlässliches sagen. Nur so viel: Für Privatleute werde es im Normalfall definitiv zu teuer, weiß Lindemann. „Für die ist es deutlich günstiger, sich im Baumarkt herkömmliche Bewässerungstechniken zu holen.“ Reizvoll sei das Ganze nur für Kommunen, denen damit der Personalaufwand erspart bleibe.
Ich bin in Feudenheim aufgewachsen, da war ich ständig auf der Skater-Anlage nebenan im Bürgerpark.
Die beiden führen auf der Buga immer wieder potenzielle Interessenten zu ihrem Prototypen. Für Lang ist das auch persönlich etwas Besonderes: „Ich bin in Feudenheim aufgewachsen, da war ich ständig auf der Skater-Anlage nebenan im Bürgerpark.“ Die ist von Spinelli nur durch einen Zaun getrennt. Zu Zeiten der US-Kaserne war es aber ein blickdichter mit Stacheldraht.
Eine echte Wiese auf der Sitzkombination
Weitere bepflanzte Möbel von City Decks stehen außerhalb der Gartenschau vor der GBG-Ausstellung „Heimat ist hier“. Darunter eine Sitzkombination mit einer echten Wiese, die sich großteils ebenfalls autark bewässert. Das Modul kostet knapp 12 000 Euro, mieten geht auch. Bis zu 40 Arten Gräser, Kräuter und Wildblumen haben darauf Platz. Für dieses Produkt wurde die Firma mit dem German Design Award 2023 ausgezeichnet. Hat sie den hoffentlich mit ihrer Belegschaft gefeiert? Lang schüttelt den Kopf. „Dafür war irgendwie keine Zeit.“ Aber sie hätten einen schönen Betriebsausflug zur Buga gemacht.
City Decks hat ebenso wie GDLA schon mehrere Preise gewonnen. Lang sagt, ihm sei es viel wichtiger, wenn er Menschen entspannt auf den bepflanzten Möbeln sitzen sehe. Für ein Foto lässt er sich mit Lindemann gern auf der Wiese nieder. Danach machen sie dem Reporter für einen Selbsttest Platz. Schon bequem, ein bisschen piksen die Halme indes am Hinterkopf. Eine super Sache ist es natürlich trotzdem.
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