Fans protestieren, Stadt zeigt sich irritiert

Beetz-Pläne für Waldhof-Stadion stoßen auf heftigen Gegenwind

Beim Elversberg-Spiel Pfiffe und Protestplakate, Kritik auch vom Fan-Dachverband und Unverständnis bei der Stadt Mannheim - das sind erste Reaktionen auf die Stadion-Pläne von Waldhof-Präsident Beetz

Von 
Steffen Mack
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Plakate auf der Osttribüne beim 2:1 gegen Elversberg. Auf weiteren stand: „VIP-Ziel gesteckt – Jugend verreckt“ und „Working Class Football – jetzt exklusiv“! © Michael Ruffler

Mannheim. Bei den Waldhof-Fans ist das Meinungsbild eindeutig. Das hat sich beim umjubelten 2:1 gegen Drittliga-Tabellenführer Elversberg eindrucksvoll gezeigt. Schon als der Stadionsprecher am Montagabend die Anhänger der Blau-Schwarzen wie üblich zwei Mal gesondert begrüßte, reagierten die diesmal nicht mit dem gewohnten Applaus, sondern mit wütenden Pfiffen.

Zu Beginn der 2. Halbzeit hielten sie dann - in einer offensichtlich abgestimmten Aktion - an mehreren Stellen über der Osttribüne Transparente in die Höhe. Damit protestierten sie gegen die von Präsident Bernd Beetz im Interview mit dem "Mannheimer Morgen" konkretisierten Pläne für ein neues Stadion, das höchstens 15 000 Zuschauer fassen und einen hohen Anteil an VIP-Plätzen haben soll. Deren Zahl bezifferte der Mäzen im Interview mit 2300 bis 2500.

„Stadion für alle“, war nun auf einem großen Banner zu lesen, und darunter über den ganzen Block gespannt: „Fußball den Fans, nicht den Bonzen!“ Auf weiteren Plakaten stand in Anspielung auf die massiven Finanzprobleme des Vereins im Nachwuchsbereich „VIP-Ziel gesteckt - Jugend verreckt“ sowie „Working Class Football - jetzt exklusiv“! Mit dem Etikett des Traditionsvereins aus der Arbeiterklasse wirbt die Spielbetriebs-GmbH gern.

Verwunderung bei Stadt

Bei der Stadt Mannheim lösten indes besonders andere Beetz-Aussagen Verwunderung aus. Er beklagte, dass es in der Stadionfrage nicht vorangehe. Da fehle es an politischer Führungsstärke. In Oldenburg habe gerade der Oberbürgermeister einen Neubau durchgesetzt. Auf Nachfrage sagte der Mäzen zwar, er meine das nicht als persönliche Kritik am Mannheimer Amtsinhaber Peter Kurz. Aber so angekommen ist es offensichtlich durchaus.

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Rathaus-Sprecher Ralf Walther will das Interview zwar inhaltlich nicht kommentieren, „da spricht es für sich selbst“. Die Stadtverwaltung sei allerdings überrascht: „Vereinbart war, dass wir die Gespräche in der Taskforce führen. Und das war bislang konstruktiv und vertrauensvoll.“ Eigentlich habe man die Prüfungsergebnisse zur Standortfrage jetzt vorstellen wollen. Doch habe Beetz mehrere angebotene Termine „leider nicht wahrnehmen können, so dass sich nun ein deutlich späterer Termin als von uns vorgesehen ergibt“. Ein Gespräch zwischen Kurz und Beetz ist mittlerweile angeblich im April geplant.

Geprüft wird neben einem Umbau des fast 30 Jahre alten Carl-Benz-Stadions auch ein von Beetz gewünschter Neubau, entweder auf dem Luzenberg oder auf dem Großparkplatz neben dem Maimarktgelände. Ziel der Stadtspitze sei unverändert, eine gemeinsame Faktenbasis zu schaffen und dann Schlussfolgerungen zu ziehen, betont Walther. Daher „halten wir es nicht für zielführend, unsere Einschätzungen und Ergebnisse dem SV Waldhof über die Zeitung mitzuteilen“.

Seit 2019 schon fast elf Millionen ins Stadion gesteckt

  • Das Carl-Benz-Stadion wurde im Februar 1994 in Betrieb genommen. Es gehört der Stadt, von ihr hat es der SV Waldhof gemietet.
  • Die maximale Zuschauerzahl beträgt aktuell 24 302.
  • Nach dem Drittliga-Aufstieg 2019 steckte die Stadt 3,6 Millionen Euro ins Stadion, unter anderem für einen neuen Rasen, Rasenheizung, Akustik und Licht.
  • Im vergangenen Jahr wurden zusätzlich sieben Millionen für Soforthilfen bereitgestellt. Sie sind unter anderem für eine neue Flutlichtanlage und eine verbesserte Stromversorgung vorgesehen.
  • Darüber hinaus wären laut einem im Juni 2022 vorgelegten Gutachten beim Verbleib in der 3. Liga weitere 22 Millionen erforderlich, 49 Millionen bei einem Aufstieg in die 2. Liga und 61 Millionen in der 1. Liga.
  • Eine im August 2022 eingesetzte Arbeitsgruppe aus Stadt und Spielbetriebs-GmbH prüft auch einen Neubau an anderem Ort. sma

Zur Debatte um das Fassungsvermögen sagt der Stadtsprecher: „Die Frage, ob nur 11 000 bis 12 000 Plätze außerhalb der Logen zur Mannheimer Fankultur passen, ist natürlich vor allem eine Frage, die der SV Waldhof sich beantworten muss.“ Ein Zehntel der Tickets müsste Gästefans angeboten werden. Aus Elversberg kamen einige Hundert, insgesamt sahen die Partie am Montagabend 11 680 Zuschauer. Sollte der angestrebte Aufstieg in die 2. Liga gelingen, dürfte der Andrang deutlich steigen, vor allem bei Spielen an Wochenenden.

Deutlich höhere Preise befürchtet

Dass Beetz mit einem Neubau eine Verringerung der Kapazität um fast 40 Prozent vorschwebt, ist auch in Fan-Foren auf einhellige Ablehnung gestoßen. Der Dachverband PRO Waldhof kritisiert in einer Stellungnahme, dies „lässt sich mit der aktiven und lautstarken Fankultur bei Waldhof-Spielen unseres Erachtens nicht in Einklang bringen“. Zumal die Zahl der VIP-Plätze dann in den Dimensionen von Borussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt und Bayern München liegen würde, die allerdings vier bis fünf Mal größere Stadien hätten.

PRO Waldhof befürchtet, die sich bereits nach Angebot und Nachfrage richtenden Ticketpreise würden finanziell Schwächeren Stadionbesuche immer mehr erschweren. Der Fan-Dachverband kritisiert, er habe wiederholt vergeblich angeboten, sich bei den Planungen einzubringen. Doch statt eines echten Dialogs setzten die Bosse nur auf „Pseudo-Beteiligung über beispielsweise Facebook-Fragerunden“. Eine solche wurde vorige Woche vom SVW zur Stadionfrage gestartet.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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