„3200 Euro zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten“, verkündet Sotheby‘s Auktionatorin Nina Buhne mit abwartendem Blick ins Publikum und besiegelt schließlich per Hammerschlag den Verkauf. „Am Meer“ hat den Besitzer gewechselt. Bei der Benefiz-Versteigerung von Werken des Künstlers Manfred Fuchs erzielt die mit Acryl und Lack in Tropftechnik auf Karton gebannte Impression anlandender Ozeanfluten das Höchstgebot des Abends. Insgesamt kommen für die „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“ stattliche 20 700 Euro zusammen – und das in weniger als einer halben Stunde.
Damit bei der abendlichen Auktion auch alles klappt, werden in der Prince House Gallery (H 7,1) nachmittags tragende Rollen der besonderen Art geprobt: nämlich das Abhängen der teilweise 1,20 auf 1,40 Meter großen Leinwände beziehungsweise Kartons von den Wänden in zwei Etagen, um diese jeweils zur Staffelei zu bringen und auch wieder abzutransportieren – in zwei Duo-Trupps mit Supertempo.
Als einige Stunden später in der Galerie Gäste mit und ohne Bieterambitionen eintrudeln, prangt bereits an 25 Kompositionen aus Licht und Farbe ein roter Punkt. Denn so viele Bilder haben schon vor der Versteigerung Käufer gefunden – ebenfalls zugunsten von Menschen, die in Mannheim am Rande der Gesellschaft leben und oder durch einen Schicksalsschlag in Not geraten sind. Denn sie unterstützt die „Aktion „Wir wollen helfen“ unbürokratisch.
15 Werke zur Verfügung gestellt
15 Werke seines aktuellen Schaffens ab 2018 hat Manfred Fuchs, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Fuchs Petrolub und Ehrenbürger der Stadt Mannheim, für die Benefiz-Auktion zur Verfügung gestellt. Beispielsweise eine Collage aus Plakatabrissen, in der aufblitzt, dass auf einem der freigelegten Poster anno 2020 für ein Ereignis in „halle 02“ geworben worden ist. Zu den ausgewählten Werken gehört eine flirrende Venedig-Stimmung als Acrylarbeit auf Leinwand genauso wie eine farbenprächtige Formenorgie, die „Frohe Zeiten“ signalisiert.
Bevor der Hammer in Aktion tritt, betont Florian Kranefuß als Vorsitzender des „Mannheimer Morgen“- Hilfsvereins, dass der gesamte Erlös 1:1 an „Wir wollen helfen“ fließt. Und die Auktionatorin vom Auktionshaus Sotheby‘s, Nina Buhne, erklärt: „Wir nehmen kein Aufgeld.“ Aber es laufe alles so ab wie bei schlagzeilenträchtigen Versteigerungen, bei denen es um Millionen geht. Beispielsweise hat das internationale Traditionshaus unlängst persönliche Gegenstände aus dem Nachlass des Modeschöpfers Karl Lagerfeld versteigert.
Natürlich hat auch die Benefizauktion schriftliche Vorgebote ermöglicht – obendrein kann während der Auktion telefonisch mitgesteigert werden. Dass bei fünf der 15 präsentierten Fuchs-Werke kein Hammer niedersaust, hat damit zu tun, dass die jeweiligen Gebote unterhalb der gesetzten Mindestsumme liegen. Gleichwohl können die nicht verkaufte Plakatabriss-Collage, das Acryl-Sandbild mit Morgenstimmung, die auf Platte aufgezogene „andere Realität“, das ungewöhnliche Gebirge wie auch die „abstrakte Landschaft“ bis zum Ende der Ausstellung am 30. Juni zum angegebenen Schätzpreis erworben werden.
Verkauf geht weiter
„Schwarz-Rot“ wechselt als letztes Auktionsgemälde den Besitzer. Danach gibt es Gelegenheit, in geselliger Runde bei Wein und leckeren Häppchen mit Manfred Fuchs ins Gespräch zu kommen. Der Künstler erzählt beispielsweise, wie er in Industriegebieten, beispielsweise auf der Friesenheimer Insel, bei Autofahrten Ausschau nach Plakaten hält, die sich in dicken Packen von Werbetafeln lösen oder bereits auf dem Boden liegen.
Das Sezieren solcher Schichten und das Enträtseln von Fetzen-Botschaften fasziniere ihn. Und Ehefrau Lilo Fuchs verrät, dass sie sich schon lange nicht mehr wundert, wenn ihr Mann begeistert aus dem Kofferraum verrottete Papierpacken räumt. „Vor mir ist nichts sicher“, unkt der Künstler, als er mit Galerie-Gästen vor einer Textilcollage aus farbbekleckerten Resten seiner früheren Atelierhose steht.
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