Mannheim. Gibt es den Maimarktbecher? Keine Frage wurde wohl öfter gestellt in den vergangenen Wochen, je näher die Eröffnung der Verbraucherausstellung rückte. Katrin Zorn beantwortet sie mit einem klaren „ja!“.
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Schon über 40 Jahre gehört sie fest zum Maimarkt, diese süße Kreation aus Biskuitboden mit Bayrisch Creme, darauf viele Erdbeeren mit Sahne und Schokostreuseln. Sie war eine Erfindung der Konditoren König (Neckarau) und Bayer (Schwetzingen), weswegen er anfangs „Königlich-bayerischer Maimarktbecher“ hieß. Da zeichnete noch die Konditoreninnung für den Stand in der Halle des Handwerks auf dem Maimarkt zuständig. Dann übernehmen die Konditormeister Eugen Kettemann und Rudi Zorn die Aufgabe, nach der Schließung von Kettemann 2005 die Firma Zorn allein.
Aber die gibt es nicht mehr. Im Herbst 2023 musste die traditionsreiche Käfertaler Bäckerei und Konditorei Zorn GmbH & Co. KG Insolvenz anmelden. Das 1926 gegründete Unternehmen konnte eine Rückzahlungsforderung für einen Sofortkredit, den die staatliche KfW-Förderbank während der Corona-Zeit bewilligt hatte, nicht leisten. Sie litt zudem unter hohen Energiekosten und einem Investitionsstau.
Saisonarbeiter aus Polen legen morgens um 6 Uhr los
Zum 1. Dezember übernahm der Ludwigshafener Familienbetrieb Theurer die meisten Filialen von Zorn, nicht aber die Backstube. Katrin Zorn hatte bereits im Sommer, nachdem der Inhaber aus Altersgründen aufhörte, auf eigene Rechnung die seit 1936 bestehende kleine Bäckerei Edgar Seitz in Seckenheim mit einem Hauptsitz und drei Filialen übernommen und steht dort auch wieder selbst in der Backstube. „Ich mache da jetzt wieder reines Handwerk“, so Katrin Zorn.
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Für den Maimarkt-Becher und zwei weitere Bäckerei-Stände auf dem Maimarkt zeichne die Familie Zorn verantwortlich, so sind auch die Schilder beschriftet. Betreiber der Stände sei die Bäckerei Seitz. „Das ist wie Cornflakes, hinter denen dann Nestle steht“, erklärt Katrin Zorn die Konstruktion. Von Seitz werden auch süße Teilchen, Backwaren und belegte Brötchen bezogen, „und von befreundeten Bäckern, denn die Produktionsstätte in Seckenheim ist natürlich viel kleiner als nötig für die großen Mengen auf dem Maimarkt“, erklärt ihr Mann Christian Zorn.
Personell seien die Maimarkt-Stände ohnehin immer unabhängig von der Firma Zorn gelaufen. „Wir haben jeweils 50 Leute extra eingestellt, darunter 25 Polen als Saisonkräfte, um die Erdbeeren zu schneiden, und nun auch fünf Flüchtlinge aus der Ukraine“, sagt sie. Um 6 Uhr kommen, täglich frisch, die Erdbeeren vom Großmarkt. Dann legen die Mitarbeiter am Stand los. Jede Erdbeere wird einzeln in die Hand genommen, gewaschen, Blätter abgezupft, mundgerecht geschnitten, eventuelle Dellen entfernt, die Frucht in Zucker gewälzt. Meist um die acht Tonnen Erdbeeren verarbeitete das Zorn-Team pro Maimarkt, dazu unter anderem 200 Kilo Schokostreusel.
Der Preis für den Maimarktbecher liegt stabil bei sechs Euro. „Alles ist auch für uns teurer geworden, nur der Erdbeerpreis ist einigermaßen stabil, daher wollten wir versuchen, es so zu schaffen, und den Becher diesmal nicht teurer machen“, sagt Katrin Zorn, „einfach den vielen Besuchern zuliebe“.
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