Mannheim. Stoisch ertragen sie die Hitze in einer engen, von brennenden Strohballen gesäumten Gasse. Sie ignorieren den Lärm aufheulender Sirenen und trotzen scheinbar völlig furchtlos einer Menschenmenge, die sie mit Gegenständen bewirft. Eigentlich sind sie reine Fluchttiere, doch sie kooperieren bei der Verfolgung eines Täters mit den Nachfahren eines Wolfs. Die Polizeireiter- und Hundeführerstaffel verwandelt den Turnierplatz in ein einziges Chaos aus Hindernissen und akustischen Schikanen. Und präsentiert auf dem Turnierplatz eine Inszenierung, die von Zuverlässigkeit und perfekt aufeinander eingespieltem Miteinander erzählt - und über buchstäblich blindes Vertrauen.
Doch bevor blinkende Einsatzwagen ihr Martinshorn ertönen lassen und dicht an einer Pferdegruppe vorbeifahren, die sich auch nicht von den riesigen Fitnessbällen und fahnenschwenkenden Beamten um sie herum beirren lässt, macht Benjamin Göritz deutlich, dass hier geordnete Einsätze und kein Dressursport trainiert werden. „In erster Linie sind wir Polizisten. Und die Tiere helfen uns, diesen Job gut zu machen“, betont der Hauptkommissar und stellvertretende Leiter der Polizeireiterstaffel. Zwei, die von ihrem Job auch eine Menge verstehen sind Polizeihauptkommissarin Chrissy Hochholdinger und ihr Sprengstoffspürhund Mugi. Fachkundig inspiziert der Schäferhund das Gelände. Jetzt heißt es „Bühne frei“ für die vierbeinigen Kollegen Duke und Medox, die einen als „Täter“ auftretenden Trainer am dick gepolsterten Arm packen.
Randalierende Menschenmengen nachgeahmt
Inzwischen mimen Statisten randalierende Menschenmengen. Reiter hoch zu Ross trennen die Pulks, ohne sie auch nur zu berühren: „Der Respekt vor großen Tieren ist immens “, sagt Göritz: „Wenn die nahen, teilt sich die Menge so leicht, als falle ein Messer in Butter.“ Bereits auf zwölf Dienstjahre als Polizeihund blickt Lester zurück. Dennoch kann der 17-Jährige nicht ahnen, was hinter einer aufgespannten Papierwand an Gefahren lauern könnte. Trotzdem lässt ihn Erste Polizeihauptmeisterin Bianca Engelhart angaloppieren. Beherzt springt er auf die Wand zu, die unter donnerndem Applaus des Publikums in Fetzen zu Boden flattert. Das im Wortsinn blinde Vertrauen in „seinen“ Menschen hat über die Ur-Angst gesiegt.
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