Johann Schäfer ist gerade mal drei Jahre alt und damit der kleinste Jungbauer am Start. Doch sein sieben Wochen altes Kälbchen Josef hat er schon ziemlich fest im Griff – zumindest mit Hilfe der Mama. Denn was auf dem heimischen Hof bei Heilbronn noch tadellos geklappt hat, wird auf dem Maimarktgelände für Nachwuchs-Züchter und Tierjunges zur großen Herausforderung. Die vielen Menschen auf den Publikumsrängen, das Flattern der Fahnen im Wind: Der wuschelige Vierbeiner mit den großen Glupschaugen und den langen Wimpern zeigt Nerven. Er schafft zwar den Strohballenparcours, aber eben nicht so ganz akkurat. Genauso alt wie Kalb Josef ist die braun-weiße Glocke. Ein entschlossener Sprung mit Anlauf und schon landet sie mitten auf einem der Heuquader. Ganz schön frech, gell? Jungzüchter Lorenz Hehenberger nimmt’s gelassen: „Sie ist halt biss’l wild.“
Souverän beantwortet der Sechsjährige die Fragen von Preisrichterin Clara Dompert nach Trainingszeit und Art der Fütterung. Nach was für Kriterien urteilt die Fachfrau? Nun, bei der Begutachtung der Tiere zählen durchaus auch Miss-Wahl-Tugenden: „Denn nur eine schöne Kuh ist eben auch eine gute, sprich robuste und langlebige.“ Doch bei dem Vorführ-Wettbewerb komme es vor allem darauf an, wie harmonisch das Miteinander des Kälbchens mit dem heranwachsenden Züchterkind funktioniere. Bei den ganz kleinen dürfe schon mal ein Elternteil helfend mit Hand anlegen, wenn die Tiere über den Turnierplatz geführt werden. Aber die größeren Nachwuchs-Landwirte müssen sich zudem einigen Prüfungsfragen stellen. „Deshalb haben wir dieses Jahr zwei Pokale zu vergeben“, erklärt Preisrichterin Dompert: „Einen für die kleinen und einen für die etwas älteren Teilnehmer.“ Schließlich stammt Gruppe Eins aus dem Bauernhofkindergarten von Langenbrettach bei Heilbronn. „Kiga- und Vorschulkinder“, ergänzt Landwirt Rainer Kubach, Chef des Betriebs, der das Areal bewirtschaftet: „Die funktioniert ähnlich wie ein Waldkindergarten, mit Bauwagen und wenig Spielzeug, nur eben auf einem Bauernhof.“
Während Lorenz Hehenberger und seine vorwitzige Glocke bei den Jüngsten das Rennen machen, beeindruckt die Preisrichter in der Gruppe Zwei die 14-jährige Julia Heilmann mit ihrer Tamara aus Schrozberg bei Schwäbisch-Hall. Ob es Spaß macht, Jungzüchterin zu sein? Die Antwort kommt prompt: „Natürlich.“ Bei Schulungen mehr über die Tiere erfahren, lernen, nach was für Standards sie bewertet werden: All das findet der Teenager schlichtweg „cool“.
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