Es geht so schnell, dass man kaum gucken kann: Schläuche ausrollen, Hydrant anschließen, Pumpe anwerfen, Verteiler setzen, mit Kupplungsschlüssel schließen, dann mit dem Strahlrohr in der Hand hinein ins brennende Gebäude – doch das besteht aus schnell zusammensteckbaren Plastikteilen, und die Flammen denkt man sich einfach dazu bei dieser Vorführung der Jugendfeuerwehr in der Halle vom „Schulterschluss“, der großen, gemeinsamen Präsentation von Feuerwehren und Hilfsorganisationen der Region auf dem Maimarkt.
Einen ganz kurzen Moment stehen die jungen Feuerwehrleute vor dem „brennenden“ Gebäude, als würden sie zögern. Aber sie warten, bis Wasserdruck auf ihrem Schlauch ist. „Ohne Wasser gehen wir in kein Haus – Eigenschutz geht vor“, erläutert Jugendfeuerwehrwart Matthias Kottwitz von der Verbandsgemeinde Rheinauen, der die Vorführung inszeniert hat. Sieht man davon ab, dass die Jugendlichen keine echten Preßluftatmer tragen, weil das erst ab 18 Jahren und nach ärztlicher Untersuchung gestattet ist, so löscht der Nachwuchs ganz wie die Großen.
Und Kottwitz hat noch ein paar Schwierigkeiten eingebaut. Zwei „Verletzte“ sind aus dem Haus zu retten. Bei der ersten Person gelingt das schnell. Die Jugend der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Viernheim, die hier die Rolle des Rettungsdienstes übernimmt, packt sie sofort in Goldfolie ein – die verunglückte Personen vor Unterkühlung schützt – und übernimmt abseits des Gefahrenbereichs die Erstversorgung. Beim zweiten „Opfer“ wird es komplizierter, aber die Jugendgruppe vom Technischen Hilfswerk (THW) Heidelberg, schafft es, per Hydraulikheber die eingeklemmte Person zu befreien.
Für Arved Mühlenbrock ist das Premiere – erstmals übt der 14-jährige THWler mit Mitgliedern anderer Organisationen. „Tolle Erfahrung, aufregend, mal was ganz Neues“ sagt er dazu. „Spannend, aber hat Spaß gemacht“, findet Jimmy-Lee Poeppel (15) von der Jugendfeuerwehr. „Irgendwie cool“ sei es gewesen, vor so vielen Leuten auch mal mit anderen Organisationen zusammenzuarbeiten. „Cool, mal was anderes“, sagt auch Luca Schindler (15) von der DLRG Viernheim.
Derweil läuft und tänzelt Lisa Büker von der DLRG Viernheim als Robbe Nobby auf dem Stand herum – das Maskottchen des DLRG-Kindergartenprogramms. Dieses Maskottchen sei „bewusst schüchtern, damit sich auch ängstlichere Kinder damit identifizieren können“, erläutert die Frau in dem Kostüm.
Während sie sich von Kindern in den Arm nehmen oder ihr Plüsch-Kostüm streicheln lässt, blitzt nebenan ganz viel Blaulicht. Die DLRG Viernheim zeigt ihr Rettungsquad, mit dem sie gerade in unwegsamem Gelände gut vorankommt. Nebenan steht ein Krankentransportwagen des Deutschen Roten Kreuzes Mannheim, ebenso mit eingeschaltetem Blaulicht und ständig von Leuten, vor allem Kindern, umringt.
„Hier haben wir Zeit, hier können wir alles erklären und die Leute auch mal reinklettern lassen in das Auto“, sagt Michael Peatrow, DRK-Projektmanager. „Die Leute fragen ganz viel“, berichtet er, und besonders Kinder bekämen „leuchtende Augen“, wenn sie das Blaulicht einschalten dürften.
Speziell an Kinder wendet sich auch das, was das Jugendrotkreuz in der Halle aufgebaut hat: das Bärenhospital. „Da können wir spielerisch zeigen, wie Wunden richtig versorgt werden“, so Marco Specht, der stellvertretende Kreisjugendleiter des DRK Mannheim. Die Resonanz sei „sehr, sehr gut“, ergänzt Fatima Zehra Cadiroglu. „Ich liebe es, etwas für Kinder zu machen“, so die 13-Jährige aus dem Jugendrotkreuz. „In der Jugend legen wir den Grundstock“, sagt Thomas Schmitt zufrieden. Der langjährige Kommandant der Mannheimer Feuerwehr ist zwar seit 2017 im Ruhestand. Doch nun zählt er mit Markus Jaugitz (THW) zu dem Kernteam, das den 2002 von Karl F. Mayer als damaligem Vorsitzenden des Stadtfeuerwehrverbands initiierten und weiter geleiteten „Schulterschluss“-Stand organisiert.
Besuchshunde streicheln
Die Berufsfeuerwehr Mannheim, wechselnde Werkfeuerwehren aus der Region, das THW, dazu Arbeiter-Samariter-Bund, DLRG, DRK, Johanniter und Malteser sowie der „Freundeskreis Teddybär“ sind jeden Tag präsent, informieren über Hausnotruf oder das Ehrenamt im Katastrophenschutz. Besonders die Besuchshunde der Malteser, sonst in Pflege- und Behinderteneinrichtungen präsent, stellen einen Anziehungspunkt dar – weil sie sich geduldig streicheln lassen. Zudem präsentiert der Kurpfälzer Verein für Feuerwehrgeschichte im Freigelände Oldtimer von Einsatzfahrzeugen, um die sich immer wieder viele Leute scharen. Dazwischen steht ein kleines Seniorenmobil, lackiert wie ein Rettungswagen vom Arbeiter-Samariter-Bund und mit Blaulicht ausgestattet, wenn auch ohne Funktion. „Das haben wir geschenkt bekommen, als ein Mitglied von uns gestorben ist, und dann haben wir es umgebaut“, erklärt Herwin Hadameck vom ASB. Da will fast jeder mal draufsitzen: „Es ist der Renner!
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