Mannheim. Für einen Verwaltungsmann formuliert er geradezu poetisch: „Die Fläche liegt momentan ein bisschen im Dornröschenschlaf dar“, sagt Markus Grein vom Fachbereich Stadtplanung, als er im Bezirksbeirat Seckenheim über den Stand auf dem Stem-Gelände informiert. Man kann es auch weniger blumig ausdrücken: Auf dem Konversionsgelände entlang der A 656 tut sich wenig. Ein Grund: Diese drei Hektar befinden sich noch immer nicht im Besitz der Stadt. Auf der früheren Otto-Bauder-Anlage ist das nicht das Problem. Dennoch tut sich dort noch weniger.
Die Situation von Stem ist bekannt: Im Ostteil befindet sich historische Bausubstanz, die erhalten bleiben soll - im Gegensatz zu jener im Westteil: „Die hat keine Chance auf weiteren Bestand“, sagt Grein. Dazu erfreulich viele Grünflächen.
Sportliche Nutzung weiter gewollt
Was daraus werden soll? „Diesbezüglich gibt es keine wesentliche Änderung zum Sachstand von 2022“, bekennt Grein. Der Westteil bleibt für sportliche Nutzung vorgesehen, unter anderem für eine Schwimmhalle. Die Machbarkeitsstudie der TSG, die sich hier engagieren will, habe ergeben: „Das funktioniert“, sagt Grein. Auch die Unterbringung einer Sport-Kita sei dort möglich.
Für den Ostteil gibt es jedoch eine neue Nutzungsplanung: für die Feuerwehr, konkret eine neue Feuerwache entsprechend dem jüngsten Feuerwehrbedarfsplan. Dies sei nötig, da die Zahl der Einsätze in den zurückliegenden zehn Jahren um 59 Prozent gestiegen sei. Darauf müsse man reagieren, unter anderem mit neuen Standorten: „Unser Ziel ist es, in acht Minuten am Einsatzort zu sein“, sagt Thomas Näther, Chef der Mannheimer Berufsfeuerwehr.
Feuerwehr hat große Pläne
Auf Stem sollen zehn bis zwölf Fahrzeuge gestellt werden können (zum Vergleich: In der Hauptwache in Neckarau sind es 40). Laut Näthers Mitarbeiter beträgt der Flächenbedarf - der „Fußabdruck“, wie er formuliert - 800 bis 1000 Quadratmeter für die Berufsfeuerwehr und weitere 400 bis 500 für die Freiwillige Feuerwehr. Denn auch sie soll hier untergebracht werden: „Ihr aktuelles Gerätehaus hat keine Zukunft mehr.“
Mit dem Sportprojekt gebe es da „keine Nutzungskonflikte“, versichert Grein. Ja, es seien sogar Synergieeffekte denkbar, etwa durch die gemeinsame Nutzung von Duschen durch Sportler und Feuerwehr.
Kleingewerbe auf Stem ist übrigens nach wie vor nicht ausgeschlossen. „Nur Sachen, die mit Verkauf zu tun haben, sehen wir hier kritisch“, formuliert Grein unter Hinweis auf das Einzelhandels-Zentrenkonzept.
Detaillierte Planungen könne es jedoch erst geben, wenn das Gelände vom Bund in den Besitz der Stadt übergegangen ist. „Wir wollen es kaufen“, versichert Baubürgermeister Ralf Eisenhauer: „Aber der Kaufvertrag ist noch nicht geschlossen.“ „Der Kaufpreis hängt von der künftigen Nutzung ab“, erläutert Grein: „Bei einer öffentlichen Nutzung durch Sport und Feuerwehr ist er niedriger als bei Wohnbebauung.“ Und die ist übrigens gar nicht mehr Teil des Konzeptes, da ohnehin von den Nachbarn kritisiert.
Dennoch zeigen die sich auch von der neuen Planung nicht begeistert. Man leide schon jetzt unter Lärm von allen Seiten, kritisiert einer der Anwohner: „Und jetzt kommt auch noch das Lü-La-Lü der Feuerwehr hinzu.“ „Die Lärmbelastung wird untersucht“, versichert Grein. Und Näther beruhigt: „Unsere Anfahrten zu den Einsätzen verlaufen direkt auf die Autobahn.“ Nur die Rückwege erfolgen durch die bestehende Bebauung.
Ist Brücke für schwere Feuerwehrfahrzeuge geeignet?
Mehrere Redner äußern Zweifel, ob die Feuerwehrfahrzeuge über die dortige Brücke fahren können. „Die ist doch nur für 7,5 Tonnen ausgeschildert“, erinnert Landwirt Hermann Michl. Und so schmal, „dass nicht einmal zwei Pkw aneinander vorbeikommen.“ Das sei kein Problem, versichert Näther: Ein Feuerwehrfahrzeug sei 2,55 Meter breit und komme daher problemlos über die Brücke, die für 40 Tonnen ausgelegt sei. Die aktuell beschränkende Beschilderung auf 7,5 Tonnen sei ja nur aus verkehrsplanerischen Gründen erfolgt, um Durchgangsverkehr von schweren Lkw zu verhindern.
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Stadträtin Marianne Seitz (CDU) sieht die Ansiedlung der Feuerwehr positiv: „Das bringt doch auch mehr Sicherheit für Seckenheim.“ Gar nicht zufrieden zeigt sie sich mit dem schleppenden Fortgang des Sportprojektes. Es bestehe die Gefahr, dass die Ehrenamtlichen der TSG „bald keinen Atem und keine Lust mehr haben“, warnt sie. Denn der Verein könne erst loslegen, etwa mit Beauftragung eines Architekten, wenn die Rahmenbedingungen feststehen. „Der Vorsitzende der TSG ist über 70, ich auch. Doch wir wollen das Projekt noch erleben.“ Der Bürgermeister aber sieht keinen Grund zur Sorge: „Wir haben sehr harmonische Gespräche mit der TSG.“
Noch weniger Bewegung gibt es bei der Bebauung der früheren Otto-Bauder-Anlage. Seit der Vorstellung der Pläne 2022 habe sich nichts getan, bringt es ein Bürger auf den Punkt. Eisenhauer verliest dazu ein ausgesprochen kurzes schriftliches Statement, wonach „Überarbeitungsbedarf des Wettbewerbsergebnisses“ bestehe und dies Ende 2024 abgeschlossen sei: „Das ist eine Vorlage, die der Oberbürgermeister so auf den Weg gebracht hat. Das war das, was er soweit mitgeben wollte.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Stadtplanung Stillstand bei Bauprojekten in Seckenheim ist beklagenswert