Monatelang bewegt das Thema Stem die Gemüter. Bei den Bürgerversammlungen über die Zukunft des Kasernengeländes entlang der Autobahn sind die Säle voll. Derzeit ist es schon wegen Corona stiller. Was nicht heißt, dass sich in dieser Frage nichts tut. Derzeit werden Ideen gewälzt über die sportliche Nutzung; die könnte nämlich umfangreicher ausfallen als anfangs geplant.
Am Ende eines langen Diskussionsprozesses hatte sich für das knapp drei Hektar große Areal eine Nutzung aus den Komponenten Wohnen, Gewerbe und Sport herauskristallisiert. An der Wohnbebauung entzündete sich jedoch Kritik, vor allem von einer Bürgerinitiative aus der angrenzenden Siedlung. Als der Technische Ausschuss des Gemeinderates in diesem Jahr den Bebauungsplan aufstellte, strich er daher die Komponente Wohnen.
„100 Prozent“ unrealistisch
Aus dieser Not wollte die TSG Seckenheim eine Tugend machen. Seit Jahren unter Platznot leidend, über die wir an dieser Stelle mehrmals berichtet haben, ging sie im Sommer auf die Stadt zu: Warum nicht gleich das gesamte Areal sportlich nutzen?
Was so einfach klingt, birgt mehrere Probleme. Besitzer ist der Bund durch seine Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Ihr Erlös steigt, je höher der Anteil von Wohnbebauung ist. Sportgelände jedoch gilt als Gemeinbedarfsfläche, für die der Erlös verschwindend gering ist. „Die BImA will natürlich zumindest null auf null herauskommen“, sagt Klaus-Jürgen Ammer, der Konversionsbeauftragte der Stadt: „Denn sie hat ja bereits investiert, etwa für die Beseitigung militärischer Altlasten.“
Und es gibt noch ein Problem: Die geplanten Wohnhäuser hätten einen Riegel gegen die Belastung der Bestandsbebauung durch den Lärm der Autobahn gebildet. Wenn die Wohnhäuser nun wegfallen, muss etwas Anderes her, um die vom Lärmgutachten verlangten Werte zu erreichen. „Völlig frei bleiben kann die Fläche daher nicht“, sagt Ammer.
Das alles muss jetzt geprüft, bearbeitet und mit der TSG verhandelt werden. „Wir arbeiten ergebnisneutral“, versichert Ammer. Doch Uwe Kaliske, Leiter des städtischen Fachbereiches Sport und Freizeit, lässt durchblicken: „Rechnen Sie nicht mit 100 Prozent sportlicher Nutzung.“ Auch nach Ammers Meinung ist eine sportliche Nutzung zur Hälfte des Gesamtareals realistisch. „Wir suchen eine für alle tragbare Lösung“, versichert Kaliske. Und dabei will er weder sich noch die TSG unter Zeitdruck setzen: „Wir arbeiten hier an einem Konzept, das für die nächsten Generationen Gültigkeit haben wird“, betont er: „Es muss eine Lösung gefunden werden, die auch den Verein selbst nicht überfordert.“ Zudem müsse dieser natürlich auch regelmäßig seine Gremien einbeziehen. „Der Verein würde ja immense Summen in das Projekt investieren“, sagt Ammer: „Um in der Sprache des Genres zu bleiben: Die TSG ist der Pace Maker“ – ein Begriff aus dem Marathon, der diejenigen bezeichnet, die das Tempo vorgeben.
Ist ein Verhandlungsergebnis mit der TSG gefunden, muss man sehen, ob dieses durch die bisherige Beschlusslage in den gemeinderätlichen Gremien gedeckt ist. „Aber in diesem Jahr wird es keinen neuen Sachstand geben“, ist Ammer überzeugt: „Möglicherweise wird man den Bürgern im zweiten Quartal 2021 etwas Neues sagen können.“
Kein Grund für Zeitdruck
Zeitdruck fehlt auch deshalb, weil die Befürchtung, dass das Gelände zu lange brach liegt und daher äußerlich verkommt, unbegründet ist. Denn der Landwirt Hermann Michl hat hier eine Halle gemietet, in ein anderes Gebäude ist das Feuerwehrmuseum eingezogen: „Es besteht hier also eine gut funktionierende soziale Kontrolle“, so Ammer.
Wenn das Konzept steht und auch politisch grünes Licht hat, dann kann Ammer sich an die Verhandlungen mit der BImA machen.
„Das ist eine ganz tolle Chance für Seckenheim“, betont Ammer: „Und schon jetzt hat sich gezeigt, dass das Projekt in Seckenheim einen Impuls auslöst.“ Voll des Lobes ist er über die TSG: „Dass es hier diesen Verein gibt, der sich derart engagieren will, das ist doch echt eine tolle Sache.“
Sind die beiden Profis zufrieden, wie es bislang läuft? „Die Richtung stimmt“, sagt Ammer: „Mir könnte es aber noch etwas schneller gehen.“ Kaliske ist ebenfalls zufrieden, sieht sogar den Zeitfaktor weniger kritisch als Ammer: „Man muss akzeptieren, dass es so langsam läuft, denn wir arbeiten jetzt ja für etwas, das 20, 30, 40 Jahre lang Bestand haben wird.“
Und wann wird der/die erste Sporttreibende hier loslegen können? „Nachdem die Grundaussage getroffen ist, welche Flächen wie genutzt werden“, sagt Ammer voraus: „Nach anderthalb bis zwei Jahren.“
Stichwort: Konversionsfläche Stem-Barracks
Lage: direkt entlang der A 656 zwischen Mannheim und Heidelberg.
Größe: 3,1 Hektar.
Aktuelle Nutzung: Autobahnmeisterei, vermietete Gebäude (Halle eines Landwirts, Feuerwehrmuseum).
Künftige Nutzung: Kleingewerbe („Kreativhof“) und Sport („Sportstättenkonzept Seckenheim“) durch die TSG (u. a. Beachfeld, Dreifeldhalle, Kalthalle, Schwimmbecken etc.) -tin.
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