Umwelt

Wie Mannheims Friedhöfe immer klimafreundlicher werden

Mannheims Friedhöfe sollen auch der Natur nützen - mit zahlreichen umweltfreundlicheren und energiesparenden Methoden wie der Baumbestattung. Auf dem Friedhof Sandhofen wurde nun ein Baumgrabfeld eingeweiht

Von 
Johannes Paesler
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So sehen die Gedenkschildchen für die Verstorbenen aus. © Johannes Paesler

Mannheim. Zur Einweihung des Baumgrabfeldes auf dem Friedhof Sandhofen begrüßte die Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell zahlreiche Stadträte und Bezirksbeiräte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Friedhofsbetriebe.

Baumgrabfeld in Sandhofen bietet 56 Bäume für Bestattungen

Es war eine kleine Demonstration dafür, dass nicht nur die Kommunalpolitik an der Schaffung einer neuen Anlage in einem Stadtteil interessiert ist, sondern auch die Verwaltung darauf achtet, dass alle an der Mannheimer Friedhofskultur Beteiligten an einem Strang ziehen. „Alle tragen die neue Entwicklung mit“, so Pretzell.

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Aktuell stehen nun mit dem neuen Baumgrabfeld 56 Bäume für die Baumbestattung bereit, pro Baum vier Urnengräber, pro Grab als Familiengrab bis zu vier Urnen.

Es geht jedoch längst nicht bloß um die relativ neue Bestattungsform des Baumgrabes. Die ist bereits seit zwei Jahrzehnten bekannt von Fried- oder Ruhewäldern und wird nun nach und nach auch auf Friedhöfen eingeführt. Pretzell sieht in den neuen Baumgräbern aber eher einen der Bausteine in der neuen Konzeption von Friedhöfen, wie Mannheim sie anstrebt. Friedhöfe als Orte des Gedenkens, aber auch als Oasen der Natur, die wiederum den Lebenden zugutekommen.

Neue Bestattungsform nimmt mehr Rücksicht auf Tiere und Pflanzen

Dabei wird auch bewusst an Biodiversität gedacht, was nichts anderes bedeutet, als dass möglichst viele unterschiedliche Tiere und Pflanzen Lebensraum finden. Das Fachwort nimmt dabei nicht ein ganzes Land in den Blick, sondern bewusst das tierische und pflanzliche Leben auf einer begrenzten Fläche, wie sie ein Friedhof in einem Stadtgebiet darstellt.

Die Baumbestattung erweitert die Vielfalt des Angebotes an Beerdigungsformen und der Möglichkeit, eines Verstorbenen zu gedenken. Neben traditionellen Reihengräbern hielten vor gut zehn Jahren die Parkgrabfelder immer mehr Einzug auf den Mannheimer Friedhöfen.

Baumgrabfelder gibt es ebenfalls schon auf dem Hauptfriedhof Mannheim und in der Gartenstadt, auf der Rheinau sowie in Seckenheim und Wallstadt, nun auch in Sandhofen.

Einer der Vorteile für die Angehörigen ist die Pflegefreiheit. Die Rasenfläche, in die die Urnengräber eingelassen sind, wird von den Friedhofsmitarbeitern gemäht und gepflegt. Entlang des Weges wurden Eichenstämme aus dem Käfertaler Wald abgelegt und im Boden befestigt. Darauf werden Metallschildchen in der Form eines Eichenblattes angebracht, die an die Namen und Lebensdaten der hier Ruhenden erinnern.

Vor allem heimische Baumarten auf den Mannheimer Friedhöfen gepflanzt

Mit seiner Baumlandschaft bildet die Gesamtfläche Kontrast und Abwechslung zu den anderen Arealen des Friedhofs. Zusätzlich bietet er genügend Platz, um gezielt bestimmten Tierarten Unterschlupf anzubieten. Im vergangenen Herbst wurden mehrere Igelschutzareale eingerichtet - umzäunt und mit einem Hinweisschild versehen.

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Die Bäume sind Teil eines Planes, nach dem die Mannheimer Friedhöfe jährlich 100 neue Bäume pflanzen - in den letzten fünf Jahren 500. Es sind heimische Arten, wobei solche bevorzugt werden, die mit unseren zunehmend heißen und trockenen Sommern gut zurechtkommen. Neben den Bäumen werden auch weitere Sträucher gepflanzt.

Die Mannheimer Friedhöfe bewegen sich bewusst in Richtung Klima- und Naturschutz. Im Stadtgebiet befinden sich zehn Friedhöfe mit insgesamt 76 Hektar Grundfläche.

Mannheim als Vorbild in Sachen Klimaschutz auf Friedhöfen

In der Zielstrebigkeit, wie die Stadt ihre Friedhöfe „zu einem Ort des Umwelt- und Klimaschutzes machen“ will, so sind Diana Pretzell und Andreas Adam sich einig, „sind wir deutschlandweit einmalig“. Konsequent werde die Abwärme des Krematoriums genutzt, „darin sind wir Vorreiter“.

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Mehr und mehr würden Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Friedhofsgebäude installiert. „Beim Krematorium sparen wir dadurch derzeit zehn Prozent Gas.“ Bei der Gestaltung von Urnen, deren innere Aschekapsel früher aus Metall war, gibt es eine Entwicklung zu abbaubaren Materialien, auch bei den Urnen selbst. Dies werde bewusst genutzt, auch hinsichtlich einer Palette, die man zielgruppengenau anbieten könne.

Der Fahrzeugpark entwickle sich mit jedem altersbedingten Austausch eines Fahrzeugs hin zur E-Mobilität. Nicht zuletzt kümmert man sich um den Wasserhaushalt: Ein Großteil der Mengen, die auf einem Friedhof benötigt werden, ist Gießwasser für die Bepflanzung der Gräber. In Neckarau, Friedrichsfeld und Seckenheim sowie auf der Rheinau gibt es dafür Tiefbrunnen.

So wird vermieden, dass an dieser Stelle kostbares Trinkwasser verwendet werden muss. „Das funktioniert seit Jahren“, sagt der Betriebsleiter der Friedhöfe Mannheim, Andreas Adam.

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