Das Wörtchen „eigentlich“ ist die Tür zur Verneinung, lautet ein Bonmot aus der Sprachwissenschaft. Insofern kann man nach der Seckenheimer Bezirksbeiratssitzung sagen: Nur eigentlich ist die Sitzung eines solchen Gremiums das Hochamt des kommunalpolitischen Diskurses in einem Stadtteil. Denn was Be-zirksbeirat und Verwaltung am Mittwochabend im Siedlerheim Suebenheim ablieferten, das war absolut enttäuschend - vor allem für die Bürgerinnen und Bürger.
Es mag mit daran gelegen haben, dass mit der Sozialdemokratin Evi Korta-Petry das erfahrenste Mitglied des Gremiums fehlte. Ihr Genosse Giuseppe Randisi sorgte zumindest für humorvolle Auflockerung. Doch was eine Dame aus dem Gremium zur Arbeit der Feuerwehr erfragte, hätte jeder Zeitungsleser gewusst. Traurig war vor allem das Bild der in Seckenheim - eigentlich - wichtigen CDU; die Sprachlosigkeit „ihrer“ Bezirksbeiräte versuchte Stadträtin Marianne Seitz mit ihren zahlreichen Wortmeldungen zumindest halbwegs zu kompensieren.
Enttäuschend auch die Tagesordnung. Drängende Probleme, die im Stadtteil bewegen, fehlten: Kinderbetreuung, Verkehrssituation, Sachstand auf Hammonds, Zukunft der Gedenktafel für Kolonialist Seitz - nichts davon wurde hier öffentlich diskutiert. Nur Stem und - wenige Minuten lang - Otto-Bauder-Anlage schafften es auf die Agenda. Doch selbst bei diesen beiden Themen gab es inhaltlich nur Enttäuschendes.
Bei Stem hängt es am Erwerb des Geländes. So tut sich nichts, nur die Planung hat sich geändert. Nicht zum Positiven: Wohnbebauung ist endgültig raus. Und das auf einem Gelände, das dafür optimal erschlossen und angebunden ist. So erweist sich das politische Postulat von Wohnraumschaffung als wichtigstem gesellschaftlichen Ziel als Phrase.
Noch mehr gilt das für die alte Otto-Bauder-Anlage. Hier setzten SPD und Grüne einst Mietwohnungsbau durch. Seither laufen die Bewohner der Häuser außen herum dagegen Sturm. Und finden bei CDU, ML und FDP zunehmend Gehör. Will man nun auf eine neue Mehrheit nach der Kommunalwahl hoffen, um die alte Planung zu kippen? Das wäre für Seckenheim nicht nur Stillstand, sondern Rückschritt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Stadtplanung Stillstand bei Bauprojekten in Seckenheim ist beklagenswert
Die Seckenheimer Baugebiete Stem und Otto Bauder kommen einfach nicht voran. Redakteur Konstantin Groß findet diesen Zustand beklagenswert angesichts des Wohnraum-Mangels in Mannheim.