Mannheim. „Eine Gefahrenquelle“ hatte Michael Mayer vor knapp einem Jahr geklagt. Da warnte der Bezirksbeiratssprecher der CDU Käfertal noch in der Bezirksbeiratssitzung Vogelstang davor, die Pläne für den Franklin-Steg in einer kürzeren Version zu realisieren, wie es die Verwaltung bis dahin plante. Nun kann er aufatmen, denn es ist klar: Die neue Brücke von der Vogelstang über die B 38 nach Columbus kann über die OEG-Gleise und die Birkenauer Straße direkt bis ins Neubaugebiet Franklin verlängert werden – dank eines Zuschusses der Bundesregierung.
Bislang wirkt die stark befahrene Bundesstraße B 38 wie eine Schneise zwischen dem Neubaugebiet Franklin im Norden sowie im Süden der Vogelstang. Daher plant die städtische MWS Projektentwicklungsgesellschaft sowohl einen Übergang für Radfahrer und Fußgänger zwischen dem Taylor-Gewerbepark, Franklin und dem Käfertaler Wald als auch den Franklin-Steg zwischen der Vogelstang und dem Columbus-Quartier. Er soll helfen, dass die Franklin-Bewohner schnell Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte auf der Vogelstang erreichen und die Vogelstängler leichter in den neu entstehenden Stadtteil kommen.
Der Entwurf stammt von der Arbeitsgemeinschaft Knippers Helbig GmbH aus Stuttgart und dem Londoner Büro DKFS architects. Er wurde im September 2020 im Rahmen eines europaweiten, nicht offenen Planungswettbewerbs aus 15 eingereichten Beiträgen ausgewählt. Vorgesehen ist eine Holzkonstruktion von der Brandenburger-/ Thüringer Straße, wo an der Auffahrt ein großzügiger Platz entstehen soll, zum Columbus-Quartier, künftig Standort für großflächigen Einzelhandel (Bauhaus und Seegmüller) sowie kleinteiligeres Gewerbe.
Dort sollte der Steg aber enden – und die Nutzer wären vor der stark befahrenen Birkenauer Straße und den dortigen OEG-Gleisen gestanden. Eine niveaugleiche Querung der OEG-Gleise hätte er jedoch „unverantwortlich“ gefunden, bekräftigte Stadtrat Thomas Hornung, der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Gemeinderatsfraktion, die Sorgen der CDU-Bezirksbeiräte. „Auf der Strecke werden viele Schulkinder und junge Familien zu Fuß oder auf dem Fahrrad unterwegs sein – sie sollen sicher über die Straßenbahngleise und die viel befahrene Straße gelangen können“, fügt Mayer hinzu.
Topf für sicheren Radverkehr
Die Lösung des Problems kam aus Berlin. Hornung hatte sich schon vor Jahren über den seinerzeitigen Bundestagsabgeordneten Nikolas Löbel für einen Sonderfonds für mehr Sicherheit im Radverkehr in Mannheim stark gemacht. Zehn Millionen Euro stellte der Bund dafür bereit – Geld, das direkt in die Infrastruktur in Mannheim fließt: Den Franklin-Steg bezahlt der Bund nun zu 100 Prozent, das sind 5,8 Millionen Euro, aus dem Topf.
Michael Theurer (FDP), der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, überbrachte bereits im März den Bewilligungsbescheid persönlich im Rathaus. „Der Steg wird nicht nur nachhaltig gebaut, er wird auch die nachhaltige Mobilität in Mannheim stärken“, verwies er dabei auf die Holzbauweise.
Doch der Bund habe die Kostenübernahme für die Brücke über die B 38 mit dem Wunsch einer weiteren Brücke über die Bahntrasse und die Birkenauer Straße verbunden, weiß Thomas Hornung: „Das hätte auch niemand verstanden, wenn ein aller Erwartung nach stark genutzter Rad- und Fußweg zunächst sicher über die B 38 führt, dann jedoch die OEG-Gleise und eine weitere Straße ebenerdig quert“, so Hornung: „Zumal wir ja viel mehr Menschen zum Umsteigen auf das Rad bewegen wollen – Sicherheit auf unseren Radwegen ist eine Voraussetzung dafür, dass wir dieses Ziel erreichen“. Da die Stadt durch die – in dieser Höhe nicht erwartete – Bundesförderung viel Geld spare, könnten die Gelder in die zweite Brücke über OEG und Birkenauer Straße fließen und auch der noch nicht ganz verbrauchte Bundes-Topf angezapft werden.
Dazu gab es jetzt einen Vor-Ort-Termin von Hornung, dem für den Nahverkehr zuständigen Ersten Bürgermeister Christian Specht sowie den Bezirksbeiräten Christian Hötting und Michael Mayer mit Klaus-Jürgen Ammer, dem Konversionsbeauftragten der Stadt Mannheim, und Oliver Sachs vom Eigenbetrieb Stadtraumservice. Von den Vertretern der Stadt erfuhren die Politiker, dass die Machbarkeit verschiedener Varianten für eine Brücke untersucht wird. Die Herausforderung liegt dabei nicht im Columbus-Quartier, sondern auf der nördlichen Franklin-Seite: Dort, wo die Brücke ankommen könnte, ist der Bereich recht stark eingegrenzt aufgrund der festliegenden Wegeführung durch den vorgesehenen Columbus-Park und das dort geplante Hochhaus. Aber denkbar wäre, den Radweg durch das Hochhaus, das die Form von einem „M“ haben soll, zu führen.
Machbarkeitsstudie geplant
„Wir sind guter Dinge, dass die Machbarkeitsuntersuchung Lösungen aufzeigen wird, die sowohl finanziell als auch technisch machbar und städtebaulich attraktiv sind“, äußerten sich die Bezirksbeiräte Hötting und Mayer optimistisch und dankten Specht für seinen Einsatz für die Verlängerung des Franklin-Stegs. Christian Specht verwies darauf, dass auf der Birkenauer Straße Geschwindigkeiten von bis zu 70 Stundenkilometern erreicht würden und eines Tages auf den OEG-Gleisen ein noch dichterer Takt der Bahnen vorgesehen sei. Zudem verkehrt die OEG dort nach Eisenbahnrecht – was viel strengere Vorschriften für Querungen von Fußgängern und Radlern als etwa bei Straßenbahnen in der Innenstadt bedeutet.
Während der Bau der Brücke von der Vogelstang über die B 38 nach Columbus im kommenden Jahr beginnen soll, wird die Querung der Gleise und der Birkenauer Straße indes noch einige Jahre auf sich warten lassen – Variantenuntersuchungen über die Planung bis zur Genehmigung brauchen Zeit. Die CDU im Gemeinderat wolle das Verfahren aber „mit entsprechendem Nachdruck begleiten“, so Hornung.
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