Kriminalstatistik

Ist Mannheim-Feudenheim wirklich ein sicherer Stadtteil?

Im Bezirksbeirat des Mannheimer Stadtteils Feudenheim wurde die Kriminalstatistik vorgestellt. Wie oft Fahrräder geklaut werden, wie viele Einbrüche es gibt und was es mit der angeblichen "Partycrasherbande" auf sich hat

Von 
Peter W. Ragge
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Gilt als ein beliebter Stadtteil zum Wohnen: Mannheim-Feudenheim. © Bernhard Zinke

Mannheim. Er hatte „erfreuliche Zahlen mitgebracht“, sagte Bernd Kilian in der Sitzung des Bezirksbeirats Feudenheim. Dort stellte der Leiter des Polizeireviers Käfertal die Polizeiliche Kriminalstatistik von 2023 für den Stadtteil vor und beruhigte: „Feudenheim ist ein sicherer Stadtteil“.

Man könne „sicher abends unterwegs sein“, so der Erste Polizeihauptkommissar. Es gebe höchstens „einzelne Ausreißer“, aber keine große Kriminalitätsbelastung.

Mannheim-Feudenheim: 5,3 Prozent mehr Straftaten

In Feudenheim registrierten die Beamten im vergangenen Jahr insgesamt 519 Straftaten, was eine Steigerung von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht - und etwas höher ist als der stadtweite Durchschnitt (plus 3,8 Prozent). In Wallstadt liegt mit 186 Straftaten das Plus bei 1,1 Prozent, in Käfertal mit insgesamt 1763 Straftaten liegt der Zuwachs bei 2,3 Prozent.

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Allerdings ist die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, in den östlichen Vororten weitaus geringer als in anderen Stadtteilen. Im gesamten Polizeipräsidium Mannheim beträgt die sogenannte Häufigkeitszahl, womit die Straftaten ins Verhältnis zur Einwohnerzahl gesetzt werden, 6663. In Käfertal lautet sie 5534, in Feudenheim lediglich 3650 - also die Hälfte vom gesamten Bereich - und in Wallstadt beläuft sie sich mit 2369 noch weiter darunter. „In Feudenheim ist also wirklich alles im grünen Bereich“, sagte Bernd Kilian, ehe er besondere Delikte aufschlüsselte.

206 Diebstähle in Mannheim-Feudenheim registriert

Danach gab es im vergangenen Jahr in Feudenheim 206 Diebstähle (Vorjahr 202) sowie 118 Vermögens- und Fälschungsdelikte (wozu Internetbetrug ebenso wie Schwarzfahren oder Betrugsversuche an der Haustür zählen), die damit einen Großteil der Straftaten ausmachen. Bei den Diebstählen fallen 67 entwendete Fahrräder besonders ins Gewicht. „Das ist sehr ärgerlich“, räumte Kilian ein, zumal da leider die Aufklärungsquote nicht so hoch sei. Die Zahlen seien im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil, auch in Käfertal (530 zu 552 im Vorjahr) während in Wallstadt 2023 mit 17 deutlich weniger Diebstähle begangen wurden als im Jahr zuvor (66).

Der – nur tagsüber besetzte – Polizeiposten Feudenheim an der Ecke Talstraße/Hauptstraße zählt vier Beamte plus drei von der Ermittlungsgruppe Fahrrad. Die Wappen zeigen die Gebiete und Länder, zu denen Feudenheim gehörte. © Markus Prosswitz

Bei der Straßenkriminalität betonte Kilian einen Rückgang um 13,3 Prozent - in Feudenheim von 165 auf 143 Vorfälle, in Käfertal von 385 auf 348 und in Wallstadt von 45 auf 39. „Das ist das, was der Bürger auf der Straße sieht, was ihn betrifft“, definierte der Revierchef, von (meist) Sachbeschädigung bis Überfällen.

Polizei verzeichnet etwas mehr Körperverletzungen in Mannheim-Feudenheim

Gestiegen, wenn auch auf niedrigem Niveau, ist die Zahl der Körperverletzungen - von 30 auf 41 Fälle. Auch in Käfertal (36 statt 25) ging die Kurve leicht nach oben, in Wallstadt waren es in beiden Jahren je zwölf Fälle. „Meist handelt es sich um Beziehungstaten, bei denen sich die Leute kennen und streiten“, erläuterte Kilian. Daher sei die Aufklärungsquote mit 95 Prozent besonders hoch. „Es gibt so gut wie keine Gefahr, dass man als Unbeteiligter Opfer auf der Straße wird“, so der Revierleiter. Fast überall gesunken ist das, was man unter häuslicher Gewalt zusammenfasst - in Käfertal von 44 auf 28 Anzeigen, in Feudenheim von 16 auf neun Fälle. In Wallstadt waren es 2022 zwei Verfahren, in 2023 drei. „Dabei ist natürlich jeder Fall einer zuviel“, so Kilian, und natürlich gebe es eine Dunkelziffer.

Kriminalstatistik belegt: Die meisten Beschuldigten sind Erwachsene

Bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung registrieren die Beamten einen starken Anstieg. In Käfertal haben sie in 36 Fällen ermitteln müssen, im Vorjahr bei 25. In Feudenheim waren es 15 statt zuvor sieben, in Wallstadt acht statt fünf Delikte. „Wir sind da aber kein Hotspot“, betont Kilian, dass die Zahlen sich auf niedrigem Niveau bewegten und die Steigerung mit einer Gesetzesänderung zusammenhänge, wonach schon der Versand von Nacktaufnahmen per Handy strafbar sei - und nur darum gehe es meistens.

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Sehr stark zurückgegangen ist zumindest in den Stadtteilen die Gewalt gegen Polizeibeamte. In Wallstadt ist in beiden Jahren gar nichts aktenkundig geworden, in Feudenheim 2022 zwei und in 2023 ein Vorkommnis und in Käfertal vier nach zuvor sieben Angriffen. „Ganz anders sieht es aber in der Innenstadt aus“, bedauerte Kilian.

Nur elf Rauschgiftdelikte in Feudenheim im vergangenen Jahr

Rückläufig seien im Jahresvergleich ebenso Rauschgiftdelikte mit elf statt 23 Verstößen in Feudenheim, 125 statt 183 in Käfertal und fünf satt acht in Wallstadt. Dabei handelte es sich, wie Kilian auf Nachfrage sagte, in Feudenheim zehn Mal um unerlaubten Drogenbesitz und einmal um Handel.

Leicht angestiegen ist im Revierbereich die Zahl der Wohnungseinbrüche. Gab es 2022 in Käfertal neun Fälle, so sind es 2023 17. In Wallstadt passierte gar eine Verdreifachung von fünf auf 15, in Feudenheim waren es in beiden Jahren aber nur vier.

Bei den Tatverdächtigen für alle Delikte, nur auf Feudenheim bezogen, ermittelten die Beamten gegen 214 Personen - es gibt als Mehrfachtäter, wie Kilian auf eine Frage von Klaus Glas (SPD) klarstellte, etwa bei häuslicher Gewalt oder Diebstählen. Bei den meisten Beschuldigten handele es sich um Erwachsene (175), nur selten um Jugendliche oder Heranwachsende. Die Verteilung nach Geschlechtern (nur ein Viertel weiblich) und Nationalität (nur 21 Prozent sind keine Deutschen) ist eindeutig. Und wenn Jugendliche nur auf einer Bank säßen und Lärm machten, „dann ist das keine Straftat“, stellte Kilian klar.

„Clankriminalität ist definitiv nicht der Fall“

„Ich bin ja beruhigt, dass man hier sicher lebt - aber die Wahrnehmung ist anders“, widersprach Thorsten Teinzer (AfD) dem Revierchef. Teizer behauptete, Jugendliche würden bedroht, verprügelt und erpresst und trauten sich aus Angst nicht, Anzeige zu erstatten. Doch „dass es hier Clankriminalität gibt, ist definitiv nicht der Fall“, entgegnete Kilian: „Es mag Einzelfälle geben, aber nach meiner Berufserfahrung kann ich das nicht bestätigen.“

Auch die Befürchtung von Birgit Sandner-Schmitt (FDP), es existiere eine „Partycrasherbande“, wies der Erste Polizeihauptkommissar zurück. Zwar habe es anlässlich einer privaten Party eine Auseinandersetzung von rund 70 16- bis 23-jährigen, meist alkoholisieren Personen vor der Kulturhalle mit Verletzten und einen größeren Polizeieinsatz gegeben. „Aber das entstand aus einem persönlichen Beziehungsstreit und war ein Einzelfall. Es gibt keine Bande, die Partys sprengt“, so Kilian.

Auch bei der Frage von Rolf Götz (CDU), ob sich die Bundesgartenschau auf dem Spinelli-Gelände in der Statistik niederschlage, beruhigte der Revierchef. Bis auf einzelne Taschendiebstähle sei die Buga für die Beamten „ziemlich ereignislos“ und „ein schönes Fest“ gewesen.

Redaktion Chefreporter

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