Mannheim. Diebstahl und Raubdelikte: Das sind die wohl häufigsten Straftaten, die in den einzelnen Stadtteilen verbrochen werden. Hierzu stellte Ulrike Schäfer, Vizepräsidentin des Polizeipräsidiums Mannheim, die einzelnen Verbrechen für Mannheims Stadtteile im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung vor. Der Spitzenreiter ist nach Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik für Mannheim der Stadtteil Innenstadt/Jungbusch mit 8246 Delikten, gefolgt von der Neckarstadt Ost (2935) und der Oststadt (2217). Schäfer bilanzierte: Mannheim ist sicher - und soll es bleiben.
Beim Ranking der Stadtteile hat sich kaum etwas verändert. Trotzdem sind die Zahlen insgesamt leicht gestiegen. Alarmierend ist für Schäfer vor allem die wachsende Zahl von Jugendlichen, die zunehmend zu Tatverdächtigen werden. Ein Überblick:
Was sind häufigsten Straftaten in welchen Stadtteilen?
Besonders in der Innenstadt sind 65 Prozent der Straftaten Diebstähle, 40 Prozent Taschendiebstähle. Laut Schäfer lassen sich zwar keine stark steigenden Tendenzen erkennen. Trotzdem sind diese Verbrechen zusammen mit schwerer Körperverletzung hier das Problem. Ähnliches gilt für die Neckarstadt-Ost, wobei es hier deutlich weniger Diebstähle gibt. Der Alte Meßplatz sowie der Willy-Brandt-Platz (Oststadt) sind weiterhin Schwerpunkte, wo es am häufigsten zu Verbrechen kommt.
Wo gibt es extreme Steigerungen und warum?
Besonders im Stadtteil Neuhermsheim/Neuostheim sowie in Sandhofen tanzt die Statistik für 2023 aus der Reihe. Schäfers Erklärung: Zum einen wirkt sich die zweimal im Jahr veranstaltete Time Warp stark auf die Fälle etwa bei einfachem Diebstahl von 43 Prozent aus. Zum anderen wird in Sandhofen eine Tankstelle, gelegen an der Auffahrt zur Autobahn B44, immer wieder zum Tatort. Hier gab es 485 Fällen von Tankbetrug - eine Steigerung von 55 Prozent. „Das treibt diese Fälle in die Höhe. Aber wir haben längst Maßnahmen ergriffen“, so Schäfer.
Warum gibt es mehr nichtdeutsche Tatverdächtige?
Besonders bei Verbrechen, bei denen Menschen mit einem Messer lebensgefährlich oder tödlich verletzt werden, fällt laut Schäfer auf: 42 Prozent sind Nicht-Deutsche. Schäfer betont dabei: Diesen Anteil erwähne sie nur dort, wo es Ausschläge gibt. Wie etwa bei öffentlichen Sexualstraftaten: Die Anzahl sei zwar nach unten gegangen. Auffällig hier sei jedoch erneut der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen von über 55 Prozent. Ähnliches zeichnet sich bei Räuberischer Erpressung ab: Hier ist der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger gestiegen und macht fast 50 Prozent aus. Bei Wohnungseinbrüchen und Ladendiebstählen sind es 60 Prozent.
Ausländische Banden oder regionale Verbrecher?
Wo kommen diese „nichtdeutschen Tatverdächtigen“ her, wollen viele Stadträte wissen. Laut Jörg Finkler (AfD) gebe es in Mannheim 30 Prozent Bürger ohne deutschen Pass. „Klar sind nicht alle davon kriminell. Aber dass bei Raubdelikten über 50 Prozent auf Ausländer fallen, da muss man sagen: Wir haben in diesem Bereich ein Problem mit Ausländerkriminalität.“ Volker Beisel (FDP) will wissen, wie Ausländer hier definiert werden und wie viele einen rechtmäßigen Aufenthalt besitzen. Zudem würden Einbrecher sich per Bandenkriminalität organisieren, die zudem aus dem Ausland kommen. Laut Schäfer seien vermutlich überregionale Gruppierungen von früher zurückgekommen. Beim Erfassen der Tatverdächtigen erhebe die Polizei keinen Migrationshintergrund. Nicht alle Tatverdächtigen wohnen in Mannheim: 2807 von 14 000 sind wohnungslos. Mannheim sei zudem eine Eventstadt, viele kämen von außen.
Wieso gibt es mehr Kinder und Jugendliche als Tatverdächtige?
Weiter extrem steigend ist das Verbreiten von Kinder- und Jugendpornografie durch Gleichaltrige: Vielen Kindern und Jugendlichen sei oft nicht klar, dass sie sich dabei strafbar machen. Als „besorgniserregend“ bezeichnet Schäfer auch den um 16 Prozent gestiegenen Anteil von Jugendlichen etwa bei Körperverletzungen und sexueller Belästigung. Einen weiteren starken Anstieg gib es bei Aggressionsdelikten im öffentlichen Raum, besonders was die Messerdelikte betrifft. „Erschreckend“ sei der jeweils um 50 Prozent angewachsene Anteil. Bei Kindern von 29 auf 44, bei Jugendlichen von 103 auf 159 Tatverdächtige. Zwar gebe es weniger Vorfälle, aber die Anzahl der Jugendlichen habe hier um 88 Prozent zugenommen, was einen Anteil von 25 Prozent aller Tatverdächtigen ausmacht.
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Was tut die Polizei, um Jugendliche besser aufzuklären?
Von Selbstbehauptungstrainings an Grundschulen über Theaterstücke bis zum Training gegen Cybermobbing zählt Sitzungsleiter Volker Proffen (CDU) die Präventionsmaßnahmen auf. Schäfer bestätigt: Man arbeite viel mit dem Haus des Jugendrechts zusammen, führe Schulbesuche zum Thema Kinderpornografie durch. „Wir machen viel, trotzdem ist der Anteil gestiegen. Da dringen wir noch nicht durch. Das ist aber nicht nur Aufgabe der Polizei, da braucht es mehr Partner.“
Warum sind Raubüberfälle so stark gestiegen?
Vor allem in der Innenstadt/Jungbusch ist die 60 prozentige Steigerung von Raubdelikten für ganz Mannheim spürbar: In der Innenstadt sind diese Verbrechen um 80 Prozent gestiegen. Ein Viertel davon seien räuberische Diebstähle und Ladendiebstähle, bei denen Täter flüchten. 52 Prozent sind Raubstraftaten auf der Straße. „Eine erhebliche Zahl“, sagt Schäfer. Die Aufklärungsquote sei mit 53,9 Prozent zwar gut. Aber: „Wir haben tatsächlich ein Problem in Mannheim, das muss man nicht schönreden“.
Was wird gegen Raubüberfälle unternommen?
Schäfer verweist auf eine Ermittlungsgruppe, die in belasteten Bereichen vor Ort ist: Zwar sei man erfolgreich, hätte die Hälfte der Taten aufgeklärt. Doch handelt es sich nicht um eine, sondern mehrere Tätergruppen. „Die Entwicklung zu stoppen, hat noch nicht funktioniert.“
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