Kriminalstatistik

Mehr Kriminalität in Mannheim: Raub, Sexualstraftaten und Betrugsdelikte nehmen zu

Deutlich mehr Rauschgift beschlagnahmt und ein starker Anstieg bei Raubüberfällen in Mannheim: Die aktuelle Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Mannheim weist viele neue Zuwächse bei Straftaten aus

Von 
Kai Plösser und Lisa Uhlmann
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Mannheim. Raubstraftaten haben in Mannheim deutlich zugenommen, Rauschgiftdelikte sind dagegen gesunken. Das geht aus der Kriminalstatistik 2023 des Polizeipräsidiums (PP) Mannheim hervor, die Vizepräsidentin Ulrike Schäfer am Freitag vorgestellt hat. Demnach stieg die Gesamtzahl der Straftaten in der Quadratestadt im Vergleich zum Jahr 2022 um 3,8 Prozent auf 30 913 an.

Somit zählte die Polizei 1141 Vergehen mehr als 2022. Aufgeklärt hatten die Ermittler 18 362 Delikte, damit lag die Aufklärungsquote im Stadtgebiet Mannheim bei 59,4 Prozent. Welche Verbrechen haben 2023 in Mannheim zugenommen, welche abgenommen? Ein Überblick samt Fallzahlen aus allen drei PP-Zuständigkeitsgebieten Mannheim, Heidelberg und Rhein-Neckar-Kreis.

Straftaten gegen das Leben

Unter Straftaten gegen das Leben fallen Mord, Totschlag, fahrlässige Tötung und Schwangerschaftsabbrüche. Diese sind in Mannheim nach den Zahlen der Kriminalstatistik 2023 deutlich gesunken. Es gab insgesamt 18 Fälle, das macht ein Minus von 18,2 Prozent. Im deutlich einwohnerstärkeren Rhein-Neckar-Kreis wurden elf (-26,7 Prozent) und in der halb so großen Stadt Heidelberg, neun Straftaten (-35,7 Prozent) gegen das Leben gezählt.

Kommentar Kriminalstatistik Mannheim: Lage eher durchwachsen

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Lisa Uhlmann
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In allen drei Gebieten lag die Aufklärungsquote bei 92,1 Prozent. Besonders auffällig: In 42,1 Prozent der Fälle im gesamten Zuständigkeitsbereich der Polizei Mannheim sei als Tatmittel ein Messer eingesetzt worden. „Diese Zahl unterstreicht die Bedeutung, die Verbreitung und die Gefährlichkeit von Messern bei der Begehung von Straftaten, die sich gegen das Leben richten“, schreibt die Polizei in ihrer Statistik. Dreiviertel aller Taten seien Beziehungstaten, das heißt, Tatverdächtiger und Opfer kannten sich.

Raub/Räuberische Erpressung

280 Delikte im Bereich Raub und Räuberische Erpressung weist die Kriminalstatistik für Mannheim auf. Ein deutlicher Zuwachs von 60 Prozent. Auch in der Region zeigt sich ein ähnlicher Trend: In Heidelberg stieg die Zahl der Fälle um 21,3 Prozent, im Rhein-Neckar-Kreis sogar um 72,6 Prozent. Die Aufklärungsquote liegt insgesamt bei 62 Prozent.

Die Zunahme bei diesen Straftaten im Vergleich zu 2022 begründete sich auch auf die wachsende Zahl an Raubüberfällen auf der Straße. Sie machten mit 42,2 Prozent fast die Hälfte aller Fälle im Zuständigkeitsbereich der Mannheimer Polizei aus. In diesem Deliktbereich werden auch Räuberische Diebstähle erfasst, beispielsweise Ladendiebstähle, bei denen eine auf frischer Tat festgehaltene Person Gewalt anwendet, um im Besitz der gestohlenen Beute zu bleiben.

Mit 149 Fällen hatten Räuberische Diebstähle einen signifikanten Anteil an den Gesamtzahlen. In Mannheim waren es 67 Fälle bei einem Zuwachs von 52,3 Prozent.

Sexualdelikte

Gestiegen sind auch die angezeigten Sexualstraftaten (+8,2) in Mannheim. Insgesamt gab es 516 in der Stadt. Hingegen hat die Zahl der Vergewaltigungen und sexueller Nötigungen in Mannheim um 37,1 Prozent abgenommen.

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Auffällig im gesamten Einzugsgebiet waren laut Polizei vor allem die Anstiege bei den Delikten des Verbreitens, Erwerbs und Besitzes oder der Herstellung von Kinderpornografie (+26,3) und Jugendpornografie (+81,1). Das Plus begründe sich neben Verdachtsanzeigen vorwiegend im Anstieg durch das Versenden der Inhalte über Messenger-Dienste. Wobei besonders auffällig hier der überproportionale Anteil von Kindern und Jugendlichen als Tatverdächtige gewesen sei, heißt es in der Kriminalstatistik.

Diese würden vielleicht auch oft aus Unwissenheit handeln, begründete Polizeivizepräsidentin Schäfer. Erheblicher als in Mannheim stieg der Wert von Sexualdelikten im Rhein-Neckar-Kreis (+17,5), in Heidelberg dagegen nahm die Zahl um 7,5 Prozent ab. Diese Unterschiede konnte sich auch Vizepräsidentin Schäfer bei der Vorstellung der Statistik nicht erklären. Die Gesamtzahl stieg um 9,8 Prozent auf 1397 Fälle an. Die Aufklärungsquote lag bei 86,0 Prozent.

Rauschgiftkriminalität

Die Zahlen zu Rauschgiftdelikten in Mannheim sind zurückgegangen, mit 1918 Vergehen um 19,5 Prozent. Auch im Rhein-Neckar-Kreis sanken die Zahlen (-7,1).

In Heidelberg dagegen war eine gegenläufige Tendenz erkennbar, hier stiegen die Delikte um 10,4 Prozent auf 788 an. Trotz eines Rückgangs um 10,6 Prozent gegenüber 2022, weißt der Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums die dritthöchsten Fallzahlen in Baden-Württemberg auf. Die Aufklärungsquote habe mit 93,9 Prozent über dem Landeswert von 92,1 Prozent gelegen.

„Im Grunde ist es gar nicht so gut, wenn die Zahlen zurückgehen“, sagte Schäfer. Der Rückgang der Zahlen bedeute aber nicht, dass die Beamtinnen und Beamten untätig waren. „Wichtiger ist, dass die Sicherstellungsmengen deutlich angestiegen ist. Wir haben zwar weniger Fälle festgestellt, aber die, die wir hatten, waren von höherer Qualität“, erklärte die Polizeivizepräsidentin. So stiegen die Zahlen bei Amphetamin um 87 Prozent auf 36 Kilogramm, bei Haschisch um 377 Prozent auf 57 Kilogramm und bei Marihuana um 74 Prozent auf 101 Kilogramm. Auch die sichergestellte Bargeldmenge wuchs an, und zwar um 74 Prozent auf 231 788 Euro.

Straftaten im öffentlichen Raum

Im öffentlichen Raum stiegen die Straftaten in Mannheim im Allgemeinen an - auf 17 404 um 10,0 Prozent. Speziell erhöhte sich die Gewaltkriminalität (+5,8). Dennoch wird in der Kriminalstatistik betont: „Bei Letzterer fiel die Steigerung in Mannheim deutlich geringer aus als in Heidelberg oder im Rhein-Neckar-Kreis.“ Hier stiegen die Werte um 11,4 sowie 15,7 Prozent. Insgesamt stiegen die Messerdelikte im öffentlichen Raum im Zuständigkeitsbereich des PP um 18,2 Prozent an. Der stärkste Zuwachs zeigte sich bei der Gruppe der tatverdächtigen Jugendlichen(+58,3).

Auch Aggressionsdelikte in Mannheim - unter die Gewaltstraftaten ebenso fallen - verzeichnen einen Zuwachs auf 1409 Fälle, was die geringste Zunahme in allen drei Gebieten mit 3,9 Prozent bedeutet.

Betrugsdelikte

Warenbetrug, Computerbetrug oder Erschleichen von Leistungen: Von allen drei Gebieten verzeichnet Mannheim den deutlichsten Zuwachs mit 27,1 Prozent. Hier lag die Rate doppelt so hoch wie im Rhein-Neckar-Kreis und gut fünf Mal so hoch wie in Heidelberg.

Mit einer Aufklärungsquote von 70,7 Prozent liegt das Präsidium zwar über dem Landesdurchschnitt. Mit 38 Fällen beim Subventionsbetrügerein liegt das Polizeipräsidium Mannheim aber auf Platz zwei im Vergleich mit anderen regionalen Präsidien.

Über die Hälfte der Betrugsfälle sind außerdem das Erschleichen von Leistungen. Darunter fällt zum Beispiel das Schwarzfahren oder das Überklettern von Zäunen bei Konzerten.

Die ganze Statistik im Internet: ppmannheim.polizei-bw.de/statistiken

Redaktion

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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