Feudenheim

Feudenheimer Verein: Geschichtsstunden in der Buga-Seilbahn

Was passierte bei der Neckarbegradigung 1927? Der Verein für Ortsgeschichte Feudenheim plant zur Bundesgartenschau ein Vortragsprogramm in luftiger Höhe

Von 
Peter W. Ragge
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Landwirtschaft in der Au, Bodennutzung in Feudenheim – das erklärt Alois Putzer vom Verein für Ortsgeschichte aus der Seilbahn heraus. © Michael Ruffler

Mannheim. Wie prägte der Neckar das Feudenheimer Landschaftsbild? Wie ist die Besiedlungsgeschichte von Feudenheim seit der Jungsteinzeit? Und was passierte mit den alten Flußschlingen bei der Neckarbegradigung 1927? Der Verein für Ortsgeschichte Feudenheim wird darüber auf ganz besondere Weise informieren. Er plant ein Vortragsprogramm in luftiger Höhe – in Gondeln der Seilbahn, als Partner der Bundesgartenschau.

„Wir machen die Vorträge und gehen dann in Kleingruppen in die Seilbahn, schauen das von oben an und ich gebe weitere Erläuterungen“, erklärt Alois Putzer, der Vorsitzende des Vereins. Die ersten Termine – 22. April sowie 6. und 20. Mai – stehen bereits fest. Zwar seien „noch nicht alle organisatorischen Details geklärt“, so Putzer, aber er freut sich, Teil der Bundesgartenschau zu sein und auch Publikum von außerhalb des Stadtteils über Feudenheimer Geschichte informieren zu können.

Viel Platz für zehn Passagiere: Blick in die Gondel der Seilbahn der Bundesgartenschau. 46 Zentimeter breit ist jeder der Holzsitze. © Michael Ruffler

Es gibt noch ein weiteres Angebot. Am 23. April spricht Putzer über die Geschichte der Landwirtschaft in Feudenheim, am 7. Mai speziell über den Anbau von Nahrungsmitteln wie Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben und am 21. Mai über Tierhaltung, Tabak- und Weinanbau in Feudenheim. Im Anschluss an diese Vorträge bietet Putzer jeweils eine Führung zum Panoramasteg, um von dort bei einem Blick über die Au weitere Informationen zu geben.

Viehhaltung spielte in Feudenheim große Rolle

Schließlich wisse heute kaum noch jemand, so Putzer, dass Getreide in unserer Gegend seit 7000 Jahren angebaut werde, seit dem 18. Jahrhundert die Kartoffel und dann die Zuckerrübe anfangs des 19. Jahrhunderts dazukam. Neben der Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen habe in Feudenheim die Viehhaltung jahrhundertelang eine große Rolle gespielt, etwa Pferde, Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Hühner. Seit dem 17. Jahrhundert bis 1985 sei in Feudenheim Tabak angebaut worden und dass der Weinbau früher eine wichtige Rolle spielte, zeigten ja noch heute Straßennamen wie Weinbergstraße und Wingertsbuckel, angelegt auf einstigen Sanddünen.

„Manche Geschichte kannten einige Planer offenbar nicht, sonst wäre ihnen aufgefallen, dass Feudenheim teilweise auf Sand gebaut ist“, so Putzer süffisant mit Hinweis auf einige Probleme beim Bau des Gewässers in der Au.

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Doch der Verein für Ortsgeschichte will sich nicht allein auf die Bundesgartenschau konzentrieren, sondern auch im Ort weiter sehr aktiv sein. So ist ab 16. April eine neue Ausstellung im Vereinshaus in der Eintrachtstraße geplant. Bis zur Kerwe im Oktober sind dort etwa 300 historische und nostalgische Werbeblechdosen und Werbeschilder zu sehen, die Deutschlands Industriegeschichte illustrieren und sicher viele nostalgischem Erinnerungen wach werden lassen – etwa für Schokolade, für Kaffee oder Seifen.

„Jedes einzelne ist ein echtes Zeugnis vergangener Epochen und birgt seine eigene Geschichte“, dankt Putzer den Kuratoren, nämlich Vereinsmitglied Peter Gauch, der seine große Sammlung einbringt, und Hubert Kolkhorst von der Interessengemeinschaft Heimatgeschichte Heddesheim.

Zudem gestaltet der Verein immer mal wieder Ausstellungen im Theodor Fliedner Haus. Zuletzt war dort eine Porzellansammlung zu sehen, derzeit ist es nostalgisches Spielzeug – darunter Leihgaben vom Heimatmuseum Seckenheim – und im Herbst/Winter werden es 60 Singvögel aus der Figurensammlung von Hubert Kolkhorst sein. „Die älteren Menschen freuen sich, erinnern sich, stehen dann oft um die Vitrinen herum“, betonte Putzer.

Informationstafeln geplant

Fortgesetzt werden die Führungen zu den beiden jüdischen Friedhöfen in Feudenheim im Zusammenhang mit dem im vergangenen Jahr vom Verein im Verlag Waldkirch herausgegebenen, von Putzer erarbeiteten Buch über die Geschichte der jüdischen Gemeinde des Ortes. Zudem ist wieder die Verlegung von Stolpersteinen zur Erinnerung an einstige Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, die von denn Nationalsozialisten verfolgt, getötet oder in die Emigration getrieben wurden, geplant. Schließlich will sich der Verein wieder am „Tag des offenen Denkmals“ beteiligen, weitere Informationstafeln an für die Ortsgeschichte markanten Feudenheimer Gebäuden montieren und wieder einen Maibaum aufstellen.

Erinnern möchte der Verein auch an die alte Feudenheimer Mühle. „Einige Steine von ihr gibt es noch“, verweist Putzer auf Funde auf einem Privatgelände auf der Maulbeerinsel, „davon würden wir gerne einen Stein am Rathausplatz platzieren – mit einer Gedenktafel“, so Putzer. Vereinsmitglied Norbert Leidig erarbeitet derzeit, nachdem sein Buch dazu über Wallstadt so gut ankam, eine Übersicht über Handel, Handwerk und Gewerbe in Feudenheim.

Dazu passt, dass der Verein 2024 sich intensiver dem Handwerk zuwenden will. Ergänzend zu der von Günter Bonte schon originalgetreu eingerichteten Schusterwerkstatt bereitet Kreishandwerksmeister Achim Bauer für das nächste Jahr im Vereinshaus eine große Ausstellung zur Geschichte des Handwerks vor.

Redaktion Chefreporter

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