Ludwigshafen. Begonnen hat der Prozess im Februar 2021, als der damalige Innenminister Roger Lewentz (SPD) den Corona-gebeutelten Innenstädten des Landes Rheinland-Pfalz finanziell neuen Schub geben wollte. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) leitete die 500 000 Euro, die sie für die Stadt Ludwigshafen erhalten hatte, direkt an die stadteigene Marketinggesellschaft Lukom weiter. Die nahm das Geld, um ein neues Erscheinungsbild für die Stadt zu entwickeln. Nach mehreren Workshops und - meist virtuellen - Treffen mit Anwohnern, Einzelhändlern, politisch und ehrenamtlich Aktiven liegt jetzt ein Ergebnis auf dem Tisch: eine Vision für Ludwigshafens Innenstadt. Und da die - auch in ihrem Ruf - ramponierte Innenstadt nicht auf die Schnelle zu reparieren ist, haben die Akteure die Entwicklung der Vision auf 30 Jahre angelegt, unterteilt in drei Dekaden. Immerhin stehen aktuell mit dem Neubau der Hochstraße Süd, dem Abriss des Rathauses und der Hochstraße Nord zugunsten einer Stadtstraße inklusive einem neuen Quartier ohnehin stadtbildverändernde Maßnahmen an, die ebenfalls Jahrzehnte für ihre Umsetzung benötigen werden. Zum 200. Geburtstag der Stadt im Jahr 2053 soll die Vision Wirklichkeit geworden sein. 2053 ist das „Mindesthaltbarkeitsdatum“ der Vision.
"Weg hängt nicht am Haushalt"
„Dieser Weg hängt nicht am Haushalt 2023. Der dauert Jahre“, sagt Steinruck im Gespräch mit Blick auf die klamme Stadtkasse. Immerhin hat die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) des Landes gerade den aktuellen Haushaltsentwurf mitten in den bereits laufenden städtischen Beratungen als „nicht genehmigungsfähig“ kassiert.
Ja, die Stadt sei einem Strukturwandel unterworfen, der sich in den vergangenen Jahren auch noch beschleunigt habe. Und Ludwigshafen werde sicher auch in den kommenden Jahrzehnten eine Industriestadt sein, so Steinruck. Doch diese Vision solle Ideen verbinden statt Stückwerk zu betreiben, auch eine Image-Marke setzen gegen den aktuellen Ruf.
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Begleiten soll die Vision ein noch zu schaffendes Gremium namens Ludwigshafener Innenstadt-Allianz (LUisa). Offen ist noch deren Besetzung und Befugnis. Vor allem soll sie die Leidenschaft für Ludwigshafen am Lodern halten. Letztlich gehe es sowieso nicht ohne alle Beteiligten der Stadt: Die Anwohner, die selbstverantwortlich für Sauberkeit sorgen, die Geschäftswelt mit ihrem Angebotsmix, die Hausbesitzer mit ihrer Eigenverantwortung. „Die Stadt kann nur den Rahmen setzen. Die Menschen müssen ihn dann selber füllen“, so Steinruck.
Mit drei Wortmarken wollen die Akteure das Kopfkino anwerfen und die Menschen positiv auf den Wandel einstimmen: „Die Neue Rheinschanze“ steht für die Innenstadt als Startrampe für Talente, für Widerstands- und Wandlungsfähigkeit, „LudwigsHafenCity“ soll die Klammer um Einzelteile des Geltungsbereichs setzen. Und „LUkrativ“ steht für den finanziellen Nutzen der Vision für alle.
Da sich die Förderung vorgabegemäß auf ein konkretes und klar abgegrenztes Gebiet in der Innenstadt beziehen muss, wird die Vision über den Bereich zwischen Berliner Platz und Ludwigsplatz entwickelt. Dieser hat nach Meinung der Lukom und des Dortmunder Beratungsbüros Stadt+Handel die Chancen auf eine neue Gestalt.
Berliner Platz: Hier sollen der Vision zufolge zentrale Wissens- und Gesundheitseinrichtungen der Metropolregion dank konsequenter Ansiedlungspolitik eine Heimat gefunden haben, zahlreiche Praxen und Dienstleister haben sich im Gefolge hier niedergelassen. Den Platz selbst sieht die Vision als „Spielwiese der Stadt“. Statt Granitplatten prägt grüne Natur das Bild, ein Platz für Feste und Feiern, für Kunst und Kultur.
Ludwigstraße: Heute vom Verkehr überfrachtet, soll sich die Verbindung zwischen Berliner Platz und Ludwigsplatz zur Allee mit Boulevard-Potenzial mausern. Im Kopf haben die Visionäre eine „Pfälzer Meile“, durch die sich’s entschleunigt flanieren lässt.
Ludwigsplatz: Er soll Kunst- und Szeneviertel mit Cafés, Bars und Restaurants werden, dazu Heimat kreativer Büros und Start-ups. Rund um den Park drehen Jung und Alt ihre Runden auf dem Parcours der „Urban Sports Arena“.
Rheinufer: Mitgedacht wird das Rheinufer als Promenade, durch die die Stadt näher an den Rhein rückt. Wasserspots, Bäume und Grünflächen prägen das Bild. Mehrmals im Jahr wird die Promenade zur Tribüne für Konzerte, Theateraufführungen und Mitmachaktivitäten. Ein Skywalk gibt von oben den Blick auf den Rhein frei.
Damit dies alles so oder ähnlich Wirklichkeit wird, soll sich die Innenstadt Allianz LUisa formen und ein so genanntes Storybook geschrieben werden. Lukom-Chef Christoph Keimes ist sich sicher: „Ja, wir haben Potenziale, „wir müssen sie nur gut vermarkten“.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Ein attraktives Ludwigshafen? Der richtige Zeitpunkt für Visionen