Großprojekt

Hochstraße Süd in Ludwigshafen: Was derzeit auf der Baustelle los ist

Allzu viel bekommen Außenstehende von der Baustelle für die Hochstraße Süd in Ludwigshafen nicht mit. Wir haben nachgefragt, was sich derzeit hinter dem Bauzaun tut

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Julian Eistetter
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Auf der Baustelle für die neue Hochstraße Süd in Ludwigshafen sollen im November die Gründungsarbeiten beginnen. Derzeit laufen Kampfmittelsondierungen. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Vor genau drei Monaten hat die Stadt Ludwigshafen die Baustelle für die neue Hochstraße Süd an die Baufirmen übergeben. Seitdem ist es relativ ruhig geworden um das Großprojekt im Herzen der Innenstadt. Was sich hinter dem hölzernen Bauzaun tut, ist für Außenstehende kaum nachzuvollziehen. Diese Redaktion hat nachgefragt, wie der aktuelle Stand ist und welche Schritte als nächstes anstehen.

Fluchtkorridor für den Brandfall errichtet

„Im September wurde der Bauzaun für den gesamten Bereich der Baustelle errichtet. Darüber hinaus wurde ein Fluchtkorridor für den Brandfall für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Besucherinnen und Besucher des Musikparks am Faktorhaus realisiert“, sagt ein Rathaussprecher.

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Im Moment würden noch Entwässerungsleitungen und Kabel der Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) und der Rhein-Neckar Verkehr GmbH (RNV) verlegt, die den Bauablauf und die Gründungsarbeiten stören könnten. „Weitere Anpassungen im Bereich der RNV werden vorgenommen, einschließlich Arbeiten an den Masten“, erläutert der Sprecher.

Seit der Übergabe der Baustelle erstelle die ARGE - das ist die Arbeitsgemeinschaft der ausführenden Baufirmen Implenia, ehemals Bilfinger Construction, und Heberger - die Ausführungsplanung für den Bau der neuen Brücke, die die im Sommer 2020 abgebrochene Pilzhochstraße ersetzen wird. „Hier müssen zum Beispiel Nachweise zur Standsicherheit erbracht und beim Prüfingenieur eingereicht werden. Die geprüften Unterlagen werden im letzten Schritt vom Bauherrn, also der für die Stadt Ludwigshafen tätigen Bauprojektgesellschaft, zur Ausführung freigegeben“, berichtet der Stadtsprecher. Daneben würden derzeit Verträge mit Lieferanten vorbereitet und abgeschlossen - etwa für Beton und Bewehrungsstahl.

Bohrschnecke gräbt sich ins Fundament

Etwas später als vorgesehen, voraussichtlich im November, werden nach Angaben der Verwaltung die Gründungs- und Tiefgründungsarbeiten für das Fundament des Ersatzbaus beginnen. Ursprünglich war dies schon für Oktober geplant. Die Gründung erfolgt mit Bohrpfählen. Diese werden laut Stadt mit einer sehr großen Maschine langsam, aber stetig hergestellt. Hierfür wird eine sogenannte Bohrschnecke mit einem Durchmesser von anderthalb Metern bis in eine Tiefe von rund 20 Meter ein Loch graben, das anschließend mit Beton verfüllt wird. Auf die so hergestellten Bohrpfähle wird die Fundamentplatte mit einer Dicke von bis zu zwei Metern aufgesetzt.

Im Vorfeld dieser Arbeiten sind sogenannte Kampfmittelsondierungen unerlässlich. „Diese haben gerade begonnen“, sagt der Sprecher und erläutert noch einmal das Prozedere: „Solche Sondierungen sind bei größeren Bauvorhaben Standard und dienen der Sicherheit des Baufeldes. Dabei wird der Boden auf mögliche Waffen oder Munition aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht, um eventuelle Funde zu lokalisieren und fachgerecht zu entfernen.“ Sobald der erste Teil des gesamten Baufelds abgesucht worden und freigegeben ist, sollen direkt die Gründungs- und Tiefgründungsarbeiten anschließen.

Bauwerk mit 520 Metern Länge

Die Ausmaße des Projekts sind enorm: Rund 520 Meter lang wird das neue Bauwerk, es hat eine Fläche von 12 600 Quadratmetern, 18 Pfeilerreihen mit 43 Pfeilern und ruht auf fünf Widerlagern, die wiederum auf 39 Fundamenten verankert werden. Insgesamt 20 500 Tonnen Beton werden verarbeitet, 3100 Tonnen Bewehrungsstahl und 570 Tonnen Spannstahl kommen zum Einsatz. „Es sind erstaunliche Massen, die da verarbeitet werden“, hatte Eberhard Küssner, Gesamtprojektleiter für beide Hochstraßen, bei der detaillierten Vorstellung im Juli gesagt.

Auch bei der im Westen unmittelbar an den Neubau angrenzenden Weißen Hochstraße wird es bald losgehen. Dieser Abschnitt der B 37 muss wegen Schäden ebenfalls umfassend saniert werden. „Beginn ist voraussichtlich im November“, sagt der Sprecher dazu. Die Submission, also die öffentliche Ausschreibung des Auftrags, sei bereits erfolgt, und die Angebote würden derzeit bewertet. „Anfang November wird der Zuschlag erteilt, und Ende November erfolgt die Baufeldübergabe an die ausführende Firma“, nennt der Sprecher den weiteren Horizont. Über 40 Millionen Euro werden für diese Arbeiten fällig.

Insgesamt wird die Erneuerung der Südtrasse des Ludwigshafener Hochstraßensystems mit Neubau und Sanierung der Weißen Hochstraße zwischen 120 und 170 Millionen Euro kosten. Der städtische Eigenanteil liegt zwischen 31 und 37 Millionen. Hinzu kommen fixe Planungskosten von zwölf Millionen Euro. Anfang 2026 soll die neue Trasse planmäßig für den Verkehr freigegeben werden. Anschließend wird im Norden der Abbruch der anderen Hochstraße (B 44) beginnen.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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