Festival des deutschen Films

Filmfestival in Ludwigshafen: Thomas Stuber erhält Regiepreis

Eine stille Poesie zeichnet seine Filme aus. Für den jüngsten, "Stille Trabanten", wurde der Filmemacher Thomas Stuber nun auf dem Festival des deutschen Films in Ludwigshafen mit dem Regiepreis geehrt

Von 
Georg Spindler
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Regisseur Thomas Stuber (l.) mit seinem Laudator Michael Kötz. © Berdica/Festival

Ludwigshafen. Seine Helden sind alles andere als glamourös: „Herbert“ (2015) , Thomas Stubers erster großer Spielfilm, handelt von einem abgehalfterten, schwer kranken Ex-Boxer. „In den Gängen“ (2018) zeigt die triste Welt eines ostdeutschen Supermarkts. Die Protagonisten seiner jüngsten Produktion „Stille Trabanten“ (2022) sind unter anderem ein Wachmann, eine Putzfrau und eine ukrainische Geflüchtete. Für dieses Werk hat Stuber nun beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen den Regiepreis erhalten.

Als er den Film sah, habe er schon nach drei Minuten notiert: möglicher Regiepreisträger, bekannte Festivalleiter Michael Kötz in seiner wie stets leidenschaftlichen, dabei aber analytisch-kompetenten Laudatio. Er stellte Stuber in die Tradition großer Autorenfilmer wie Truffaut oder Cassavettes. Deren Werke habe man sich - unabhängig von der Handlung - angesehen, weil sie eine Handschrift besaßen, mehr noch: ein Weltbild, eine Lebenseinstellung.

Verborgene Seiten und Abgründe der Figuren

Auch bei Stuber dominiere die Weltsicht mehr als die gezeigten Geschichten. Die Grundhaltung des Leipziger Regisseurs umschrieb Kötz mit dem Satz: „Das Leben ist davon gekennzeichnet, irgendwie vergebens zu sein.“ Er betrachte verborgene Seiten und Abgründe seiner Figuren, zugleich zeige er: „Auch der Mann im Elend ist ein Held.“

„Ein Gedicht von einem Film“, nannte Kötz das Preisträgerwerk, in dem Stuber in der Tat Bilder von stiller, eindringlicher Poesie erschafft. Die einsame Schaukel in einem umzäunten Flüchtlingsheim, die als Symbol von Verlorenheit erscheint. Oder die titelgebenden „Trabanten“, wuchtige Hochhäuser, die wirken wie Kathedralen der Anonymität.

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Blickwinkel, Tempo, Licht - mit diesen Mitteln verstehe es der Regisseur, „das Unsichtbare sichtbar zu machen“, befand der Festivalchef. Er verglich ihn mit Rainer Werner Fassbinder, denn Stuber betrachte die Gesellschaft von unten und verleihe dem Gezeigten „Glanzlichter des Himmels“.

Schwierigkeiten bei der Finanzierung des Films

Der so Geehrte erklärte, er stehe gerne „für die nicht geschäftlichen Aspekte des Kinos“. Er berichtete von den Schwierigkeiten bei der Finanzierung des Films. Gemeinschaften, die lange Gültigkeit besessen hätten, wie die Kooperation mit ARD und ZDF, funktionierten nicht mehr. Nur das Engagement von Warner Bros. habe die Fertigstellung ermöglicht. Trotz oder gerade weil „Stille Trabanten“ keinen kommerziellen Klischees folgt, fesseln die auf literarischen Vorlagen von Clemens Meyer basierenden Episoden von Außenseitern und Underdogs durch packende schlaglichtartige Momentaufnahmen, ungeschönten Realismus und einen hochdramatischen Bildschnitt. Nur gegen Ende erlahmt der Drive ein wenig.

Nicht zuletzt brillieren exzellente Darsteller wie Peter Kurth, Albrecht Schuch, Charly Hübner, Martina Gedeck und Nastassja Kinski, die zur Regiepreisverleihung gekommen war, aber die Bühne mied. Sie sei nur stellvertretend für all ihre Kollegen hier, meinte sie bescheiden. Es stimmt, der Film ist auch eine grandiose darstellerische Ensembleleistung. Unbedingt sehenswert.

Redaktion

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