Filmfestival

Filmfestival Ludwigshafen: Dorothee Schön mit Preis geehrt

Drehbuchautoren sind oft im Schatten der Medienwelt, sagte Michael Kötz, Intendant des Festivals des deutschen Films. Mit dem Drehbuchpreis würdigte er die Autorin Dorothee Schön als Meisterin der Wortkunst

Von 
Georg Spindler
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Michael Kötz und Autorin Dorothee Schön. © Festival/Sebastian Weindel

Ludwigshafen. Sie führen meist ein Dasein im Verborgenen: Drehbuchautoren würden von den Journalisten oft vergessen, sagte Michael Kötz, Intendant des Festivals des deutschen Films, bei der Verleihung des Drehbuchpreises an Dorothee Schön. Aber auch die Mehrheit der Kinobesucher, die Anmerkung sei gestattet, lässt den Beitrag der Drehbuchschreiber außer Acht. Dorothee Schön, die vom Ludwigshafener Publikum begeistert begrüßt wurde, sei „eine Königin der Drehbuch-Kunst“, schwärmte der Festivalchef.

Weitere Vorführungen von "Die Unschärferelation der Liebe"

2. September, 12.15 Uhr; 3. September, 20.45 Uhr; 6. September, 20.30 Uhr; 8.September, 14.15 Uhr

Kötz lobte ihr „weit gefasstes Spektrum“, es bleibe „kein Genre übrig, in dem sie nicht aktiv war“. Kurz skizzierte er Schöns eindrucksvolle Laufbahn. Bereits mit ihrem Debüt sorgte sie 1989 für Furore: „Blauäugig“ wurde von Reinhard Hauff mit Götz George verfilmt. Für den Wirtschaftsthriller „Frau Böhm sagt nein“ mit Senta Berger erhielt Schön 2010 den Grimme-Preis, ebenso für ihren, so Kötz, „nächsten Triumph“, das Drama „Der letzte schöne Tag“, in dem die Autorin zwei Selbstmorde in der eigenen Familie verarbeitete.

Populär wurde die Drehbuchschreiberin durch die von ihr mitkonzipierte TV-Serie „Charité“. Ausdrücklich hob Kötz bei seiner Laudatio „Kästner und der kleine Dienstag“ hervor, einen Film aus dem Jahr 2016 über die Freundschaft des Schriftstellers mit einem achtjährigen Leser. Hier würdigte er die ausgefeilten Dialoge. Wie der kleine Hans mit kindlicher Unschuld das Wesen der Kunst anspreche und Kästner kühl antworte, sei meisterhaft, befand er und zitierte, sogar zweimal, eine Textstelle. „Sie finden immer die richtigen Wörter. Wie machen Sie das?“, fragt der Junge. „Suchen“, lautet die Antwort. „Träumen Sie eigentlich Ihre Geschichten. (…) Wie geht das?“ - „Keine Ahnung“, erwidert Kästner.

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Ein furioses Feuerwerk an Dialogen entfacht Schön in ihrem aktuellen Werk „Die Unschärferelation der Liebe“ nach einem Theaterstück des britischen Dramatikers Simon Stephens, das Lars Kraume verfilmt hat. Erzählt wird die Geschichte einer unmöglichen Liebe: Die Schulsekretärin Greta, eine völlig überdrehte, hyperaktive Mittvierzigerin, küsst an einer Bushaltestelle unversehens den Metzger Alexander, ein griesgrämiger, wortkarger Endsechziger. Caroline Peters und Burghart Klaußner können hier als Hauptdarsteller sämtliche Register ihrer Schauspielkunst zur Geltung bringen. Funkensprühende Zwiegespräche zwischen der exaltierten Quasselstrippe und dem verschlossenen Einzelgänger treiben die Handlung temporeich und voller Wortwitz voran.

Auch wenn die verbale Pyrotechnik bisweilen etwas zu grell auflodert, die Dramaturgie beeindruckt. Geschickt sorgt Schön für retardierende Momente des Innehaltens: eine Fahrt in der U-Bahn, ein langsamer Bummel durch das nächtliche Berlin, ein intimes Gespräch nach der ersten Liebesnacht. Und wie sie die Textlastigkeit der Vorlage durch die szenische Positionierung der Figuren auffängt, zeigt ebenfalls die Handschrift einer Könnerin. Das Publikum in Ludwigshafen jedenfalls war begeistert.

Redaktion

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