Lampertheim. Marius Schmidt (SPD) hat bekräftigt, dass die Stadt Lampertheim die Trägerschaft der Kita Rosengarten abgeben will. Das ist aber nur das vorläufige Ende der unbequemen Affäre rund um die Kindertagesstätte. Vorwürfe, wonach beispielsweise die Aufsichtpflicht von Erzieherinnen nicht eingehalten wurde, sorgten dafür, dass die Einrichtung im Sommer schließen musste. Zwar kündigte die Stadt an, dass ein neuer Träger die Einrichtung übernehmen soll. Aber auch das sorgte für Kritik. Marius Schmidt äußerte sich dazu nun in der Sitzung des Ortsbeirats Rosengarten. Auch bezog er noch einmal Stellung zu den Vorwürfen, die den Skandal ins Rollen gebracht hatten.
Wurde physische oder emotionale Gewalt gedeckt?
Der Erste Stadtrat wies diesen Vorwurf am Donnerstag scharf zurück. Zwar räumte er im Ortsbeirat ein, es habe Missstände in der Kindertagesstätte gegeben, auch Verstöße gegen die Meldepflichten des Kinderschutzkonzepts. Aber in aufgeheizter Stimmung seien neben berechtigter Kritik auch nicht belegbare Vorwürfe geäußert worden.
Von wem kamen die Vorwürfe?
Deren Urheberschaft sei schwierig auszumachen. „Allerdings wurden die Gerüchte nicht von den Eltern aus Rosengarten in Umlauf gebracht. Das kann ich sagen.“ Schmidt versprach, die Geschehnisse sachlich aufzuarbeiten und appellierte an alle Beteiligten, konstruktiv mit der Situation umzugehen. Die Diskussion sei nicht vorbei, betonte er. Wichtig seien jetzt bessere Kommunikation und Vertrauen. „Wir brauchen einen Neustart.“
Kita-Affäre
- Im Sommer wurden Vorwürfe gegen die städtische Kita Lampertheim-Rosengarten öffentlich. Eltern berichteten von Mobbing , Essenszwang , eingeschränktem Toilettengang und mangelhafter Aufsicht – Kinder hätten das Areal unbeaufsichtigt verlassen, Wunden seien nicht versorgt worden.
- Nach Streit im Team traten Leitung und Stellvertretung zurück, Fachkräfte kündigten oder fielen krankheitsbedingt aus. Die Kita ist seit Mitte August geschlossen; mangels Personal scheiterte die geplante Wiedereröffnung. wol
Wie sieht die arbeitsrechtliche Aufarbeitung aus?
Zu arbeitsrechtlichen Fragen darf sich die Stadtverwaltung mit Verweis auf laufende Verfahren nicht im Detail äußern. Es habe jedoch Konsequenzen wegen diverser Verstöße gegen die genannten Meldepflichten gegeben. Ziel sei es, künftig enger mit den Kitas in Kontakt zu bleiben, etwa durch eine engmaschigere Beratung und einen noch intensiveren Blick auf den Schutz der Kinder.
Wie ist der aktuelle Stand?
Schmidt hatte den Rückzug der Stadt in einer Mitteilung mit dem entstandenen Vertrauensverlust begründet. „Die Stadt wird auch weiterhin mit der Kita in Verbindung stehen. Selbstverständlich werden regelmäßige Qualitätskontrollen durchgeführt, und der Träger bleibt eng mit der Stadt vernetzt.“ Aber manche Eltern kritisieren die Entscheidung als Flucht aus der Verantwortung. Besorgt zeigten sie sich zudem, weil angeblich unklar ist, ob ihre Kinder wieder in der Kita Rosengarten unterkommen, wenn ein neuer Träger ins Spiel kommt.
Wie geht es konkret weiter?
Schmidt hob am Donnerstagabend hervor, es gehe jetzt vor allem darum, möglichst schnell eine Lösung für die Einrichtung zu finden. Ein „Weiter so“, sei nicht die richtige Antwort. 36 betroffene Kinder sind ihm zufolge auf vier andere Einrichtungen verteilt, teils mit längeren Anfahrtswegen. Schmidt betonte, das Ansehen der Kita könne nur mit einem neuen Träger wiederhergestellt werden. Die Situation beschäftige weiterhin die Verwaltung. „Fertig sind wir erst, wenn die Kita wieder öffnet“, fügte er hinzu. Oberstes Ziel sei es daher, die Einrichtung so schnell wie möglich wieder in Betrieb zu nehmen.
Warum ein neuer Träger?
Auch der Vorsitzende des Ortsbeirats in Rosengarten, Oliver Schmitt, und seine Stellvertreterin Ute Haas-Zanlonghi, führten die Chancen ins Feld, die ein neuer Träger in dieser schwierigen Situation biete. „Es ging viel Vertrauen verloren, ein sauberer Schnitt ist womöglich die beste Entscheidung“, sagt Schmitt. Gleichwohl gibt es auch praktische Gründe, die für einen neuen Träger sprechen, wie der Erste Stadtrat hervorhob. Denn auch weil aktuell kein Personal für die Kita Rosengarten zur Verfügung steht – es werden acht Stellen benötigt – strebe die Stadt einen Wechsel zu einem freien Träger an. Solche Organisationen hätten in der Regel bessere Chancen, kurzfristig Personal zu gewinnen. Schon jetzt habe sich ein konfessioneller Träger gemeldet und Interesse bekundet. Dessen Namen wollte Schmidt zunächst nicht nennen, sagte aber, dass die Stadt mit der Organisation bereits in anderen Bereichen vertrauensvoll zusammenarbeite.
Wann könnte die Kita wieder eröffnen?
Schmidt sprach von einem Zeitraum, der „Monate, nicht Wochen dauert“. Das Drehbuch sieht vor, dass die Stadt der Politik zeitnah vorschlägt, die Trägerschaft abzugeben und nach einem geeigneten Ersatz sucht. Der Magistrat könnte sich Ende November mit dem Thema auseinandersetzen, schließlich würden die Fraktionen im Haupt- und Finanzausschuss über den Plan beraten, sodass womöglich das Stadtparlament einen entsprechenden Beschluss treffen könnte. Bis eine neue Kita schließlich eröffnet werden kann, dürfte es Sommer werden.
Können Kinder wieder zurück?
Befürchtungen von Eltern, ihre Kinder könnten nicht mehr in die Kita Rosengarten zurückkehren, sind nach Angaben von Schmidt unbegründet. „Ein Rückkehrrecht für die Kinder ist geplant, auch die Gebühren bleiben unverändert.“ Er fügte hinzu: „Sonst gibt es keinen Vertrag von uns.“ Er unterstrich, die Stadt wolle alles daran setzen, die Kita wieder zu einer verlässlichen und besseren Einrichtung zu machen.
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