Lampertheim. Die Causa Rosengarten schlägt weiter Wellen. Nachdem die Stadt Lampertheim via Interview im „Südhessen Morgen“ erklärt hat, nicht länger die Trägerschaft für die seit Mitte August geschlossene Kita Rosengarten zu übernehmen und einen freien oder konfessionellen Träger dafür zu suchen, zeigen sich betroffene Eltern verärgert und enttäuscht. „Wir hätten erwartet, dass wir das nicht aus der Zeitung erfahren“, sagt Christina Siracusa.
Neuer Höhepunkt in Lampertheimer Kita-Krise
Wie berichtet, musste nach einem internen Konflikt zwischen Erzieherinnen, der über Eltern im Sommer auch die Stadtverwaltung erreichte, die Kita schließen. Anders als zunächst angekündigt, fand sich kein Personal, das im Rosengarten weiter arbeiten beziehungsweise neu dort anfangen wollte, so dass der ursprüngliche Plan, Anfang September wieder zu öffnen, misslang. Nun ist ein weiterer Höhepunkt in der Kita-Krise erreicht, indem die Stadt die Trägerschaft komplett aufgibt.
Eine der Mütter, Uta Adam, hat derweil Strafanzeige wegen Körperverletzung, unterlassener Hilfeleistung und Verletzung der Aufsichtspflicht gegen die Stadt Lampertheim erhoben. Ihr Sohn hatte sich im Herbst 2024 eine Platzwunde in der Kita zugezogen, diese sei nicht versorgt worden. Die Kita-Leitung habe auch nicht aufklären wollen oder können, was vorgefallen sei. Sie habe sich aber darauf verlassen, dass sich das Kita-Team intern damit auseinandersetzt, insofern sei das Ganze für sie zunächst erledigt gewesen. Erst bei einer regulären Ortsbeiratssitzung im Stadtteil Rosengarten Anfang September, als noch die Hoffnung bestand, dass die Kita bald wieder öffnet, sei ihr nach Berichten von anderen Eltern bewusst geworden, dass ihr Fall kein Einzelfall sei.
Zu den Vorwürfen, die Eltern vorgebracht haben, gehören unter anderem Mobbing, das Verbot, auf die Toilette zu gehen, der Zwang, zu essen, und dass es drei Kindern gelungen sei, das Außengelände zu verlassen, ohne dass dies zunächst vom Kita-Personal bemerkt worden wäre.
Mehr Transparenz und Ehrlichkeit gewünscht
Den Rückzug aus der Trägerschaft bewerten betroffene Eltern als Versuch, die Verantwortung abzugeben. „Das finde ich schade“, sagt Dorothee Schäfer. Die Stadt wolle ihren Kopf aus der Schlinge ziehen. Wie ebenfalls berichtet, wurden die 36 Kinder des Rosengarten im Alter zwischen zwei und sechs Jahren auf vier andere städtische Einrichtungen verteilt; die Eltern müssen nun teils lange Anfahrtswege in Kauf nehmen. Ihnen sei aber versprochen worden, dass sie, wenn ihre "alte" Kita wieder öffnet, einen Platz dort erhalten. „Nun ist fraglich, wann der neue Träger kommt und ob er uns Eltern überhaupt nimmt“, sagt Christina Siracusa. Ihr fehle es in der ganzen Debatte an Transparenz und Ehrlichkeit. Auch Uta Adam äußert ihre Enttäuschung: „Wir dachten, dass die Stadt auf unserer Seite ist, aber jetzt heißt es, wir seien selbst schuld, das lasse ich nicht auf mir sitzen.“
Wie lange der Konflikt im Team der Kita schon schwelte, ist bis heute unklar. Auch die Liste an Vorfällen und wann diese begann, ist nicht geklärt. Am Ende war es wohl ein konkreter Vorfall, der das Fass zum Überlaufen brachte und Eltern nach einem Hinweis bei der Stadt vorstellig wurden.
Dass es Missstände gegeben habe, räumt Erster Stadtrat und SPD-Politiker Marius Schmidt ein. In einer Pressemitteilung spricht der zuständige Dezernent für den Fachbereich Frühkindliche Bildung von Verstößen gegen Meldepflichten des bestehenden Kinderschutzkonzeptes. Ansonsten handele es sich aber um eine „ganze Reihe von schwerwiegenden Gerüchten über massive, nie stattgefundene Vorfälle aus unerklärlichen Quellen“. In einer emotional aufgeladenen Atmosphäre seien neben berechtigter Kritik auch vereinzelt Aspekte genannt worden, die sich schlussendlich nicht bestätigen ließen.
Gleichwohl habe die Verwaltung als Arbeitgeber dienstrechtliche Konsequenzen gezogen. Außerdem würden die Kontrollsysteme erneut optimiert. Man wolle künftig noch enger an den Einrichtungen sein.
Zum Träger-Wechsel erklärt der Erste Stadtrat in der Pressemitteilung: „Ehrlicherweise lässt sich die Reputation der Einrichtung nur mit einem neuen Träger wiederherstellen.“ Daher sei die Entscheidung gefallen, einen sauberen Schnitt zu machen und die Trägerschaft abzugeben. Für die Kinder, die bis zu den Vorfällen im Rosengarten waren, werde es ein Rückkehrrecht geben.
Ortsvorstand begrüßt Trägerwechsel
Der Vorsteher des Ortsbeirats vom Stadtteil Rosengarten, Oliver Schmitt, begrüßt den Schritt. "Wichtig ist, dass die Kita so schnell wie möglich wieder öffnet und die Kinder wohnortnah versorgt werden können, bei einem privaten Träger haben wir den Vorteil, flexibel und schnell zu agieren", so Schmitt. Im besten Falle könne die Einrichtung im Januar wieder bereit stehen, im Hintergrund liefen ja bereits Gespräche mit einem möglichen Träger.
Am morgigen Donnerstag findet erneut eine turnusgemäße Sitzung des Ortsbeirats Rosengarten statt - die Kita wird eines der Themen sein.
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