Kinderbetreuung

Vorfälle in Lampertheimer Kita: Jugendamt sofort eingeschaltet

Die Stadtverwaltung hat umgehend das Jugendamt informiert, nachdem eine Mutter von Fehlverhalten des Kita-Personals berichtet hatte. Das bestätigt der Kreis.

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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Die seit Mitte August geschlossene Kita Rosengarten wird erst wieder öffnen, wenn ein komplett neues Team zusammengestellt wurde. Das wird Monate dauern. Davon geht der zuständige Dezernent Marius Schmidt aus. © Berno Nix

Lampertheim. Die Lampertheimer Stadtverwaltung hat nach eigenen Angaben sofort das Jugendamt informiert, als Vorfälle bekannt wurden, bei denen Kinder in der Kommunalen Kindertagesstätte Rosengarten nicht ordnungsgemäß beaufsichtigt und versorgt worden seien. Das bestätigt die Kreisbehörde auf Anfrage dieser Redaktion. Am 25. Juni hatte eine Mutter den Ersten Stadtrat Marius Schmidt als zuständigen Dezernenten über einen Vorfall mit ihrem Kind informiert.

Dabei habe es sich um ein „meldepflichtiges Ereignis“ gehandelt. Ihrer Pflicht, das Jugendamt über die Sachlage und das weitere Vorgehen zu informieren, sei die Stadt als Träger nachgekommen. Wie der Kreis weiter mitteilt, sei seine Kita-Fachberatung in regelmäßigem Kontakt und Austausch mit der Stadt Lampertheim. Dieser Kontakt sei aufgrund der aktuellen Situation intensiviert worden. Gemeinsam seien die Entwicklungen zeitnah erörtert und mögliche nächste Schritte beraten worden. „Das Jugendamt steht seit Eingang der Meldung in engem Austausch mit dem Träger und der Leitung und hat die jeweiligen Situationen und Herausforderungen kontinuierlich begleitet – sowohl vor Ort als auch per E-Mail und telefonisch. Es ist fortlaufend eng in die einzelnen Schritte und Maßnahmen eingebunden“, so die Pressestelle des Kreises.

Anfang des Monats hatte die Stadtverwaltung entschieden, die Kommunale Kindertagesstätte Rosengarten zu schließen (wir haben berichtet). Mitte August war der Betrieb bereits eingestellt worden, nachdem die Kita-Leiterin und ihre Stellvertreterin von der Leitungsfunktion zurückgetreten waren und mehrere Mitarbeiterinnen sich im Krankenstand befanden und nicht willig waren, in den Dienst zurückzukehren. Ein Teil des Personals hatte Versetzungsanträge gestellt oder gekündigt, so dass kein regulärer Betrieb mehr möglich war - auch nicht mit Fachkräften aus anderen Einrichtungen. Daraufhin hatte der Fachbereich Frühkindliche Bildung unter Sozialdezernent Marius Schmidt entschieden, die Kita nicht behelfsmäßig zu öffnen, sondern geschlossen zu lassen, bis ein neues Team aufgebaut ist. Dies wird allerdings Monate dauern. Deshalb haben die Eltern der 36 Zwei- bis Sechsjährigen Plätze in vier anderen städtischen Kitas im gesamten Stadtgebiet angeboten bekommen.

Platz für 15 Kinder aus Rosengarten konnte die Stadt in der Kinderkrippe „Zwergenschloß“ in Neuschloß schaffen. © Berno Nix

Auch diese Entscheidung, die Kinder auf die vier anderen Einrichtungen zu verteilen, sei gemeinsam mit dem Jugendamt getroffen worden. Den Wechsel dorthin hätten die Rosengartener Kinder „sehr gut bewältigt“, teilte der Kreis mit. Alle Kinder, die im September in die Kita Rosengarten neu aufgenommen werden sollten, hätten ebenfalls ein neues Angebot erhalten. Damit könne der Rechtsanspruch trotz der kurzfristigen Schließung der Einrichtung umgesetzt werden. Hierüber seien alle Beteiligten sehr erleichtert.

Eltern erheben schwere Vorwürfe gegen Kita-Personal

Zu dieser äußerst schwierigen, am Ende völlig festgefahrenen Situation hatten Vorwürfe mehrerer Eltern geführt (wir haben berichtet). Sie hatten sich bei der Verwaltung gemeldet und mitgeteilt, dass ihre Kinder nicht ordnungsgemäß betreut, versorgt und beaufsichtigt würden. Vorwürfe von Kindeswohlgefährdung, Mobbing und Verletzung der Aufsichtspflicht stehen im Raum, die sich zunächst nicht ohne Weiteres aufklären ließen. An der Aufarbeitung arbeitet die Verwaltung aktuell. Dabei stellt sich dem Träger die Frage, warum er nicht eher informiert wurde, wenn sich die vorgebrachten Fälle so zugetragen haben, wie es die Eltern teilweise auch im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet haben. Warum hat niemand schon früher Alarm geschlagen?

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Der Ortsbeirat Rosengarten hatte sich in seiner jüngsten Sitzung ebenfalls mit der Schließung befasst. „Ein sehr trauriges Thema und sehr emotional, weil wir im Rosengarten sehr stolz sind auf unseren Kindergarten. Wir bedauern die jetzige Situation außerordentlich“, sagte die stellvertretende Ortsvorsteherin Uta Haas-Zanlonghi. Sie stellte sich wie auch Ortsvorsteher Oliver Schmitt vor die Verwaltung mit Erstem Stadtrat Marius Schmidt als zuständigem Dezernenten und die Fachbereichsmitarbeiter. Teile der Elternschaft geben denen eine Mitschuld an der Misere. „Ich weiß, dass es viele Versuche gab, eine andere Lösung statt der Schließung zu finden. Es ist toll, dass die Kinder verteilt werden konnten“, lobte Haas-Zanlonghi in Richtung des anwesenden Dezernenten.

Marius Schmidt schilderte noch einmal die Ereignisse, wie er es auch im Gespräch mit dieser Redaktion getan hatte. Die Verwaltung wisse, wie stolz der Rosengarten auf seine Kita sei. „Ich habe mich auch immer dafür eingesetzt, diese kleine Kita zu erhalten. Inzwischen sind wir froh, dass wir sie haben, auch weil in Hofheim Plätze fehlen“, erklärte Schmidt. Wann die Kita wieder öffnen könne, sei schwer vorherzusagen, da die Stellen ausgeschrieben und extern besetzt werden müssten. Auf jeden Fall bekäme aber jedes Kind, dass jetzt die Kita wechseln musste und dann noch im Kita-Alter ist, die Möglichkeit nach Rosengarten zurückzukehren. „Der Neuaufbau wird kommen“, versicherte Schmidt. „Es ist jetzt unsere Aufgabe, für die Leitungsstelle eine Persönlichkeit zu finden, die das angehen möchte.“

Nicht alle zusätzlich geschaffenen Plätze wurden angenommen

Von den 36 Kindern, die bis August in der Kita Rosengarten einen Platz hatten und nicht in die Schule gewechselt sind, hätten 32 Familien den ihnen angebotenen Ersatzplatz angenommen. Drei hätten sich einen Platz bei anderen Trägern gesucht und eine Familie habe gänzlich auf einen Betreuungsplatz verzichtet. Nach der Ortsbeiratssitzung erklärte eine anwesende Mutter, dass in der Krippe Zwergenschloß in Rosengarten von den 15 dort zusätzlich geschaffenen Plätzen für die Rosengartener Kindergartenkinder nur vier in Anspruch genommen worden seien. Sie behauptete, die Eltern hätten ihre Kinder doch noch in den anderen, näher gelegenen Einrichtungen unterbringen können. Ob das stimmt, hat die Verwaltung bisher nicht bestätigt.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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