Wahlforum

Bürgermeisterwahl in Lampertheim: Kandidaten beziehen Position

Kritische Fragen, klare Antworten: Beim Wahlforum des „Südhessen Morgen“ zur Bürgermeisterwahl in Lampertheim können Besucher die Kandidaten live erleben. Und ihre Programme erfahren.

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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Auf dem Podium beim „SHM“-Wahlforum in Lampertheim (v.l.): Die Bürgermeisterkandidaten Alexander Scholl, Marco Steffan und Marius Schmidt (r.), dazwischen Moderator Bernhard Zinke (2.v.r.). © Berno Nix

Lampertheim. Sie bewerben sich um einen Knochenjob, der ihnen viel abverlangen wird. Das ist Marius Schmidt, Alexander Scholl und Marco Steffan, den drei Kandidaten für die Lampertheimer Bürgermeisterwahl bewusst. Warum sie ihn trotzdem machen wollen, erklären sie den Lampertheimerinnen und Lampertheimern beim „SHM“-Wahlforum am Mittwochabend in der Hans-Pfeiffer-Halle.

Dabei beweisen sie auch, dass eine gute Portion Humor in einem derart verantwortungsvollen Posten durchaus helfen kann. Auf die Frage zum Warmwerden, was er Friedrich Merz und Donald Trump zeigen würde, wenn sie auf ihrem Weg vom Frankfurter Flughafen nach Bad Dürkheim in Lampertheim vorbeikämen, antwortet Marius Schmidt trocken: „Den Weg nach Bürstadt!“.

Da hat der 33-Jährige die Lacher auf seiner Seite und allen ist klar, dass das kein langweiliger Abend wird. Dafür sorgt auch Moderator Bernhard Zinke. Der Leiter des Teams Metropolregion beim „Mannheimer Morgen“, zu dem auch der „Südhessen Morgen“ gehört, fühlt mit sachkundigen wie launigen Fragen den Kandidaten auf den Zahn.

Hehre Ziele und Selbstvertrauen eint Kandidaten zur Bürgermeisterwahl in Lampertheim

„Für mich ist das kein Job, sondern Berufung. Es geht um den Ort, den ich liebe“, erklärt SPD-Kandidat Marius Schmidt. Nach vier Jahren im Amt als Erster Stadtrat wisse er, worauf er sich einlasse und was auf ihn zukomme. Er strebe das Amt des Bürgermeisters an, weil es mehr Gestaltungsmöglichkeiten biete als das des Ersten Stadtrats. Seine Amtszeit endet 2027. Da er aber weitermachen will, seine Ideen für die „Wohlfühlstadt Lampertheim“ (O-Ton Schmidt) noch umsetzen möchte, strebt er das mächtigere Amt des Bürgermeisters an. Schließlich setzt der die Prioritäten, verteilt die Aufgaben und Zuständigkeiten in der Verwaltung.

Möchte auch in Zukunft an verantwortlicher Stelle Lampertheim gestalten: SPD-Kandidat Marius Schmidt. © Berno Nix

Auch Marco Steffan, der als parteiloser und bisher politisch nicht aktiver Kandidat kurz vor Ablauf der Bewerbungsfrist seinen Hut in den Ring geworfen hat, schreckt die Aussicht auf einen 24/7-Job nicht: „Ich bin selbstständig und gewohnt, viel zu arbeiten, auch am Wochenende.“ Sein Ziel sei es, die Stadt voranzubringen.

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CDU-Kandidat Alexander Scholl, seit vielen Jahren Hofheims Ortsvorsteher und CDU-Fraktionschef im Stadtparlament, hält einen Kurswechsel in der Verwaltung für nötig. „Lampertheim hat keine Zeit zu verlieren“, sagte er und findet, dass es im Stadthaus eine Führungskraft brauche, die Mechanismen aus der Industrie mit denen der Politik verbinden kann. „Ich komme aus der Unternehmenskommunikation, habe viele Erfahrungen gesammelt, kann mir gut einen Überblick verschaffen“, wirbt er für sich.

Bürgermeisterwahl in Lampertheim: Kandidaten betonen Rolle von Kommunikation

Alle drei Kandidaten betonen, wie wichtig ihnen eine gute, offene Kommunikation nach innen wie nach außen ist. Während der in der Politik unerfahrene Steffan, der auf kurzzeitige Einblicke in die Verwaltung zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn verweist, maximale Forderungen hinsichtlich von Transparenz und Bürgerbeteiligung stellt, geben sich Schmidt und Scholl zurückhaltender. Gerade der Erste Stadtrat weiß, wo die Grenzen sind und dass man viel fordern, aber aus verschiedenen Gründen eben doch nicht alles umsetzen kann.

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Gefragt nach den drei Themen, auf die er den Schwerpunkt als Bürgermeister setzen würde, nennt Schmidt Bürgernähe, Infrastruktur und frühkindliche Bildung. Steffan würde sich auf Kommunikation, Haushaltskonsolidierung und „mehr Gemeinsinn“ fokussieren. Und Scholl würde sich um eine verbesserte Kommunikation, ein besseres Projektmanagement und mehr Wirtschaftsförderung bemühen.

Ist es als Selbstständiger gewohnt, viel zu arbeiten: der parteiunabhängige Kandidat für das Bürgermeisteramt in Lampertheim Marco Steffan. © Berno Nix

Der unabhängige Bewerber Steffan hat nach eigenen Worten festgestellt, dass „sich die Menschen entkoppelt fühlen“. Die Parteien hätten an Glaubwürdigkeit verloren und spalteten eher, als dass sie verbinden, postuliert er, bekommt dafür aber nicht viel Zustimmung vom Publikum. Das mag daran liegen, dass unter den 650 Besuchern doch viele Interessierte sind, die sich entweder selbst parteipolitisch engagieren oder sich eben nicht von den Parteien im Stich gelassen fühlen.

Warum Schmidt auf seinen Plakaten und seiner Homepage darauf verzichtet, seine Zugehörigkeit zur SPD herauszustellen, will Moderator Zinke wissen. „Die Bürgermeisterwahl ist eine Personenwahl“, entgegnet Schmidt. Er stehe fest zu den Grundwerten der Sozialdemokratie, auch wenn es viele Gründe gäbe, mit der Politik im Bund zu hadern.

CDU-Kandidat Alexander Scholl sieht die Zeit für einen Kurswechsel im Stadthaus gekommen. © Berno Nix

Ein klares Bekenntnis zur CDU legt Alexander Scholl ab. Aber ist vielleicht seine Hofheimer Herkunft ein Malus? „Ich kann‘s ja nicht ändern“, bringt der 42-Jährige das Publikum zum Lachen und meint: „Solche Befindlichkeiten sollten keine Rolle spielen. Ich bin kein Freund von politischen Spielchen, kein Parteisoldat und kein Klientelpolitiker.“ Er wolle Politik für ganz Lampertheim machen und die Stadtteile stärker einbeziehen.

Bürgerbeteiligung ist allen drei Bewerbern bei Bürgermeisterwahl wichtig

Auch in der Aussage, dass die Bürgerbeteiligung wichtig und ausbaubar ist, sind sich die drei Bewerber weitgehend einig. Dabei zeigt sich Marius Schmidt als erfahrener Dezernent und Realist. „Bürgerbeteiligung und repräsentative Demokratie müssen einhergehen“, sagt er und mahnt zugleich, dass Bürgerbeteiligung nicht nur zum Schein gemacht werden dürfe. Vielmehr müssten die Bürger erfahren, dass sie, indem sie sich einbringen und mitreden, selbstwirksam sind. Die Bürger frühzeitig in den Formaten, die es bereits gibt, mitzunehmen, könne Geld sparen.

„Die Bürger haben ein Interesse, mit einem zu reden“, hat Scholl festgestellt. Das setze aber voraus, dass man als Rathauschef ansprechbar und greifbar ist. „Bürgerbeteiligung findet bereits statt, kann aber besser und transparenter werden“, findet Steffan und regelmäßige analoge Sprechstunden in allen Stadtteilen sinnvoll.

Das Interesse an der Veranstaltung des „Südhessen Morgen“ war groß: Mit 650 Besucher war die Hans-Pfeiffer-Halle gut gefüllt. © Berno Nix

Egal, wer Bürgermeister wird: Derjenige wird den Mangel verwalten müssen. Die öffentlichen Kassen sind leer, das Geld reicht vorn und hinten nicht, um die Pflichtausgaben zu erfüllen und mit freiwilligen Leistungen die Stadt lebenswert zu gestalten. Deswegen sind Ideen gefragt, wie Geld in die Kasse kommen könnte. Marius Schmidt sieht einen Weg darin, die interkommunale Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden zu stärken und Synergien zu heben. „Wir müssen auch besser darin werden, Fördermittel nach Lampertheim zu holen“, erklärt er.

Wahl am 1. Juni

  • 25.401 Lampertheimerinnen und Lampertheimer sind bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag, 1. Juni, wahlberechtigt .
  • Mit Marius Schmidt (SPD), Alexander Scholl (CDU) und Marco Steffan (parteilos) treten drei Kandidaten an. Bekommt keiner von ihnen im ersten Wahlgang mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen, gibt es am 29. Juni eine Stichwahl.

Und ja, die Verwaltung müsse effizienter arbeiten. Dies könne beispielsweise gelingen, indem der Komplex Kinderbetreuung, der in fünf Fachbereichen bearbeitet wird, in einen Eigenbetrieb ausgelagert wird. Der könne dann auch schneller und flexibler reagieren, wenn mal wieder Personal fehlt.

Die angespannte Haushaltslage in Lampertheim bleibt herausfordernd

Für Scholl ist klar, dass die Finanzen das wichtigste Thema für den neuen Bürgermeister sind. „Wir müssen überprüfen, wie wir unsere Pflichtausgaben erfüllen und auch unsere freiwilligen Leistungen erbringen. Vieles machen wir schon seit Jahrzehnten so, ohne es zu hinterfragen.“ Außerdem will er durch Zuzug von Einwohnern und Unternehmen das Steueraufkommen erhöhen.

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„Wir müssen unsere geografische Lage noch besser nutzen“, sagt Scholl und bekommt dafür kräftigen Applaus. Alle Einnahmen und Ausgaben gehören nach Auffassung von Steffan auf den Prüfstand, Doppelbelastungen müssten vermieden, Fördergelder sinnvoll eingesetzt werden.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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