Lampertheim. Der Einlass ist eigentlich für 18 Uhr geplant gewesen. Doch die ersten Besucherinnen und Besucher kommen schon vorher in der Hans-Pfeiffer-Halle an. Zu ihnen gehört Rainer Münch. Der frühere Gastronom will sich von den Bürgermeisterkandidaten, Marius Schmidt (SPD), Alexander Scholl (CDU) und Marco Steffan (parteilos), ein genaues Bild machen. Natürlich sind deren Parteiprogramme auf Flyern und Homepages nachzulesen. „Papier ist geduldig. Bei so einer Diskussionsrunde aber kann man die drei als Persönlichkeiten erleben“, sagt er.
An der Theke im Foyer bereiten die künftigen Abiturientinnen und Abiturienten des Lessing-Gymnasiums den Verkauf von Getränken und Brezeln vor. Der soll Geld für ihren Abi-Ball im kommenden Jahr bringen, erklärt Syriana Metaj. „Trotzdem wollen wir auch die Podiumsdiskussion verfolgen“, betont Mitschülerin Laura Klingler. „Es betrifft uns schließlich direkt, wer Bürgermeister wird. Die meisten von uns leben ja hier.“
Auch Unterstützer der Kandidaten treffen ein
18.15 Uhr: Der Parkplatz vor der Halle füllt sich. Ruth Hartmann läuft Richtung Eingang. Sie habe zwar schon gewählt, verrät sie. „Dennoch will ich sehen, wie die Kandidaten zu ihrer Sache stehen.“
Nicolas Heidrich dagegen hat sich noch nicht entschieden. Er sorgt an diesem Abend mit seinen Feuerwehr-Kollegen für die Sicherheit, will gleichzeitig jedoch die Positionen der drei Bewerber besser kennenlernen.
Auch Unterstützer der Kandidaten treffen nun ein. Eine Gruppe junger Leute trägt schwarze Kapuzenjacken mit der Aufschrift „Team Scholl“. Eine Frau gesteht später im Vorbeigehen ebenfalls, dass sie zur Unterstützung „ihres Kandidaten“ da ist. Um wen es sich handelt, sagt sie nicht.
Zwischenapplaus, Kopfschütteln und Lacher
19 Uhr: Moderator und „SHM“-Redakteur Bernhard Zinke eröffnet die Veranstaltung. Schnell erntet er Lacher aus dem Publikum, als er etwa die Arbeitsplatzbeschreibung eines hessischen Bürgermeisters verliest.
Die Zuschauer verfolgen das Geschehen auf der Bühne interessiert. Einige Männer und Frauen schreiben sogar Stichworte mit. Mitunter wird es auch emotional. Immer wieder gibt es spontanen Zwischenapplaus. Die Leute schmunzeln, schütteln den Kopf oder es geht ein Raunen durch die Stuhlreihen.
Dort sitzen Lampertheimer aller Generationen. Zu den Jüngsten zählt die elfjährige Anne Telser. Während einer der Zuschauer-Fragerunden geht sie Richtung Mikrofon. Doch dann verlässt sie der Mut und sie kehrt zu ihrem Sitzplatz zurück. „Jetzt haben die so lange über alles Mögliche geredet – nur nicht darüber, was sie für Kinder und Jugendliche machen wollen“, sagt das Mädchen enttäuscht.
Herbert Tiefel vom Seniorenbeirat hat die Diskussion „Spaß gemacht“. „Es ist klar geworden, wie sich die Kompetenzen verteilen“, sagt er und grinst vielsagend. „Insofern hat die Veranstaltung ganz sicher vielen bei der Wahlentscheidung geholfen.“
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