Lampertheim. Gerade ist er nach Hause gekommen, hat das Sakko über den Stuhl geworfen, da streckt Töchterchen Emilia schon die Ärmchen nach ihm aus: Vor einem halben Jahr ist Marius Schmidt Vater geworden und das kleine Mädchen ist sein ganzer Stolz. Doch mehr noch als das Baby hält den 33-Jährigen seine Heimatkommune auf Trab, in der er seit vier Jahren als hauptamtlicher Erster Stadtrat arbeitet. Mit Personalverantwortung für über 200 Menschen in der Verwaltung und einem Finanzvolumen von über 25 Millionen Euro, wie er selbst auf seiner Homepage schreibt.
In das Amt zu kommen, das er erstmal bis zum Ende der Legislatur im Jahr 2027 innehat, ist für Schmidt ein erster wichtiger Schritt gewesen. Und ein riesiger für so einen jungen Mann. Jetzt will er Lampertheimer Bürgermeister werden. „Für mich nicht nur ein Beruf, sondern Berufung“, sagt er.
Verpflichtung gegenüber der nächsten Generation
„Politik hat mich schon immer interessiert“, erzählt der SPD-Kandidat. Den Grundstein dafür legte sein inzwischen verstorbener Opa. „Der war kein Partei-Mitglied, hat aber immer sozialdemokratisch gedacht“, so Schmidt. „Mit ihm zusammen habe ich früher oft Nachrichten und andere Polit-Sendungen im Fernsehen geschaut.“
Der Großvater habe ihm dabei vor allem zwei Dinge mit auf den Weg gegeben: Zum einen, dass man nach denen schauen muss, denen es nicht so gut geht, die benachteiligt sind. Und zum anderen, dass man daran arbeiten muss, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. „Das ist auch Verpflichtung der nächsten Generation gegenüber“, sagt Marius Schmidt, während er die kleine Emilia im Arm wiegt.
Das politische Handwerk hat der Erste Stadtrat von der Pike auf gelernt. Zunächst studierte er Politik- und Medienkommunikationswissenschaft in Mannheim und Frankfurt, wurde dann Mitarbeiter der damaligen Landtagsabgeordneten Karin Hartmann (SPD) und später Wahlkreismitarbeiter von Christine Lambrecht (ebenfalls SPD), als diese Bundesjustizministerin war.
In anderen Bereichen probierte er sich ebenfalls aus. „Mit 16 Jahren habe ich zusammen mit einem Kumpel ein eigenes Gewerbe angemeldet – für Webdesign“, verrät Schmidt im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch im Journalismus betätigte er sich.
Schon als Jugendlicher in die Politik gegangen
Aber es zog ihn immer wieder in die Politik. Schon als Teenager trat er bei den Sozialdemokraten ein, galt schnell als Talent, wurde Juso-Vorsitzender an der Bergstraße. Inzwischen ist Schmidt Kreisvorsitzender seiner Partei. 2018 kandidierte er für den Hessischen Landtag, schaffte aber den Einzug ins Wiesbadener Parlament nicht.
Für Schmidt kein Beinbruch. „Ich muss nicht auf der großen Bühne in Berlin oder der Landeshauptstadt stehen. In Lampertheim bin ich am meisten bei mir selbst“, gesteht er. Schmidt mag die „direkte, liebenswerte Art“ der Menschen in seinem Heimatort. Dass er schon immer in Lampertheim wohnt, hat den Vorteil, dass ihn viele Leute kennen und ihn einfach ansprechen, wenn sie ein Anliegen haben.
So erzählen ihm Eltern in seinem Umfeld von ihren Herausforderungen, Bekannte seiner Großeltern von den Sorgen, die Senioren haben. Unternehmer und Geschäftsleute kommen in der Innenstadt auf Schmidt zu. Wertvolle Infos sind das für seine Arbeit, die oft weit über das hinausgehen, was ein Erster Stadtrat bei offiziellen Terminen erfährt.
Wahlforum des „Südhessen Morgen“
- Live erleben können Interessierte die drei Kandidaten für die Wahl zum Lampertheimer Bürgermeister am Mittwoch, 21. Mai, ab 19 Uhr beim Wahlforum des „Südhessen Morgen“ in der Hans-Pfeiffer-Halle.
- Dort stellen sich auf dem Podium Marius Schmidt (SPD), Alexander Scholl (CDU) und Marco Steffan (parteilos) den Fragen von Redakteur Bernhard Zinke, der die Moderation übernimmt.
- Der Eintritt zur Diskussionsveranstaltung ist für alle Besucherinnen und Besucher kostenfei .
Themen wie „qualitativ gute Kinderbetreuung“ würde er deshalb als Bürgermeister weiter in den Fokus rücken. Genauso wie bezahlbaren Wohnraum. Zudem hält Schmidt eine „gute Präsenz der Stadtpolizei“ für wichtig, und an manchen Stellen auch Videoüberwachung, damit sich ältere wie jüngere Menschen in Lampertheim wohlfühlen.
Doch neben dem Politikmenschen gibt es auch den Naturmenschen Marius Schmidt, der gerne draußen unterwegs ist. Mit seiner Tochter und seiner Frau Birgit, Freunden oder auf größeren Touren mit dem Lampertheimer Odenwaldklub, dessen Vorsitzender der 33-Jährige ist.
Größere Schritte Richtung Klimaneutralität
Wichtig ist ihm zudem der Klimaschutz. Auf dem Balkon seiner Wohnung fängt an diesem Frühlingsabend eine Solaranlage die letzten Sonnenstrahlen ein. Ginge es nach dem Sozialdemokraten, gäbe es mehr solcher Anlagen in der Spargelstadt, mehr Grünflächen, größere Schritte Richtung Klimaneutralität.
Birgit Schmidt verabschiedet sich von ihrem Mann, sie will zu einer Sitzung der Lebenshilfe. In deren Vorstand ist sie aktiv. Ehrenamt ist dem Paar nicht nur privat wichtig. Im neuen Amt würde Marius Schmidt gerne das Lampertheimer Vereinsleben noch stärker voranbringen.
Das Handy klingelt. Ein Mitarbeiter der Verwaltung hat noch eine Frage. Marius Schmidt kann sie rasch beantworten, wirkt routiniert und tief in die Themen der Stadt eingearbeitet.
„Es gibt noch vieles hier zu tun“, sagt er nach dem Telefonat nachdenklich – etwa das Sanieren von Straßen und Brücken oder der Ausbau von Radwegen.
Akzente für die Zukunft der Stadt könne man als Rathaus-Chef einfach ganz anderes setzen als ein Erster Stadtrat, macht der Bürgermeister-Kandidat deutlich. Daher hofft Marius Schmidt, bei der Wahl am Sonntag, 1. Juni, das Mandat der Lampertheimerinnen und Lampertheimer zu bekommen.
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