Lampertheim. Noch elf Tage bis zur Bürgermeisterwahl in Lampertheim. Seit Monaten präsentieren sich die drei Bewerber Marius Schmidt (SPD), Alexander Scholl (CDU) und Marco Steffan (parteilos) an Info-Ständen, in Bürgerhäusern oder auch bei Veranstaltungen und Festen. Doch wie geben sich die Bewerber eigentlich im Internet? Dort, wo die Kandidaten nicht nur für ihre Ideen werben, sondern sich auch als Persönlichkeiten präsentieren. Bei der Wahl des Rathauschefs geht es stets auch um Charakterfragen.
Sympathie und Nahbarkeit sind wichtige Eigenschaften
Alexander Scholl präsentiert sich auf seiner Internetseite als typischer CDU-Kandidat. Neben Fotos, die den 42 Jahre alten Fraktionschef im Kreise seiner Familie oder als beherzt zupackenden Mann zeigen, fällt die Übersichtlichkeit auf. Auf den ersten Blick sind Parteilogo, Kandidat und verschiedene Inhalte auf der Seite gut zu finden. Wer sich durch die in Türkis gehaltene Seite navigiert, erfährt etwa, dass Scholl schon seit zwei Jahrzehnten für den Energiekonzern RWE als Unternehmenssprecher tätig ist.
Auch ist zu lesen, dass der Fraktionschef und Ortsvorsteher von Hofheim gerne joggt, Leidenschaft für die Fastnacht und den Gesang hat. „Lediglich beim Fußball habe ich meine Aktivitäten auf das Zuschauen reduziert. Eine kluge Entscheidung, die Spaß macht und meinen Knochen und Gelenken guttut“, heißt es von Scholl selbstironisch. Das rundet den biederen Internetauftritt ab.
Ansonsten gibt Scholl den besonnenen Macher, der kommunalpolitische Herausforderungen mit den Vorzügen der freien Wirtschaft verknüpfen will. So erfährt man, dass ein Bürgermeister Scholl Wert auf ein verbessertes Projektmanagement und klare Kommunikation legen würde. Ziel sei bessere Planbarkeit und mehr Verbindlichkeit in der Verwaltung. Angesichts finanzieller Engpässe und steigender Pflichtaufgaben müssten freiwillige Leistungen überprüft und strukturelle Veränderungen zur Effizienzsteigerung vorgenommen werden.
Selfies von Marco Steffan
Das nimmt auch der parteilose Kandidat Marco Steffan für sich in Anspruch. Er bietet zwar keine eigene Kandidaten-Internetseite, aber der 49 Jahre alte Makler postet beispielsweise auf der Internet-Plattform Facebook zahlreiche Selfies und Filmchen, die dem Betrachter das Wesen Steffans näherbringen sollen. Unter dem Motto „Marco Steffan – Für Lampertheim“ zeigt sich der Kandidat hier mit Lampertheims Spargelkönigin Julia II. oder auch mit Mitarbeitern der ökumenischen Diakoniestation. So entsteht der Eindruck eines freundlichen Wahlkämpfers, der den Menschen zugewandt ist.
Steffan präsentiert jedoch nicht nur Fotos, sondern positioniert sich inhaltlich. Er will den Rotstift nur dort ansetzen, wo es die Menschen in Lampertheim nicht spürbar beeinträchtigt. In einem Film kritisiert er einen teuren Raucherunterstand hinter dem Haus am Römer als überflüssig. Zudem bemängelt er, dass die Stadt eine große Wohnung für Server gemietet hat, obwohl diese in günstigeren Kellerräumen untergebracht werden könnten.
Einige seiner Anmerkungen wirken willkürlich, und ein Facebook-Besucher weist darauf hin, dass Mehrausgaben der Stadt oft spezifische Ursachen haben, die zuerst untersucht werden sollten: „Herr Steffan, ich will es ja verstehen, aber ich tue es nicht. Warum fragen Sie nicht erstmal bei der Verwaltung nach, bevor Sie ein solches Video machen?“
Die Internetseite von Marius Schmidt wirkt wie ein eigener Kosmos
Die Internetseite von Marius Schmidt wirkt wie ein eigener Kosmos. Wird die Seite geöffnet, zeigt sich Schmidt den Betrachtern mit verschränkten Armen und festem Blick. Im Hintergrund sind Lampertheims Sehenswürdigkeiten, wie das Alte Rathaus oder Schloss Rennhof in Pastellfarben zu erkennen. Schmidt würde als Rathauschef Baulandreserven und Nachverdichtungen nutzen, sozialen Wohnungsbau fördern und ein lebendiges Vereinsleben unterstützen. Die Frage bleibt, warum er sich nach außen nicht klarer als SPD-Mann positioniert. Anders als bei Alexander Scholl ist bei dem 33 Jahre alten Lampertheimer weder ein SPD-Parteilogo, noch die strenge Struktur einer politischen Organisation zu erkennen. Warum auch? Schmidt arbeitet als Erster Stadtrat in Lampertheim und ist vielen Menschen daher bekannt.
Gleichwohl präsentiert auch er eine strukturierte Zusammenfassung seines Wahlprogramms. Als Chefsache rangieren aktuell vor allem die Themen Klimaschutz, Wirtschaft und Soziales in der Präsentation. Blickt man auf die Internetseite „marius-schmidt.info“ wie auf ein Bewerbungsschreiben fällt auf, dass sich hier alles um die Person des jungen Sozialdemokraten dreht. Familienfotos oder Bilder von Arbeitseinsätzen findet man hier nicht. Der Familienvater nennt Frau und Tochter, legt den Fokus aber auf seine elf Jahre Erfahrung in der Kommunalpolitik, davon vier Jahre als Erster Stadtrat. Schmidt hebt hervor, dass er für über 200 Mitarbeiter und ein Finanzvolumen von mehr als 25 Millionen Euro verantwortlich ist.
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