Interview zur Bürgermeisterwahl

Ilvesheimer Kandidat Walther: "Anpacken, was liegengeblieben ist"

Thorsten Walther will Bürgermeister von Ilvesheim werden. Im Interview mit dem „MM“ erläutert er seine Ziele - und erklärt, bis wann die Inselgemeinde klimaneutral sein soll

Von 
Hans-Jürgen Emmerich und Torsten Gertkemper-Besse
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Thorsten Walther zeigt sich zuversichtlich, dass er die Spaltung im Ilvesheimer Gemeinderat überwinden kann. © Marcus Schwetasch

Herr Walther, Sie wollen Bürgermeister von Ilvesheim werden. Warum?

Thorsten Walther: Ilvesheim steht in den nächsten Jahren vor besonderen Herausforderungen und Entscheidungen. Als Bürgermeister und Vater von zwei Kindern möchte ich die Weichen für die nächste Generationen stellen, für eine soziale und zukunftsweisende Entwicklung unserer Gemeinde. Ich stelle mich zur Wahl, weil ich durch gute Verwaltung das Vertrauen der Bürger stärken und sie mitnehmen möchte auf dem Weg, der jetzt ansteht.

Gab es einen besonderen Auslöser dafür, dass Sie kandidieren, oder ist das länger gereift?

Walther: Das ist gewachsen in den letzten Jahren, auch durch meine Tätigkeit als Elternbeirat, Ortsvereinsvorsitzender der SPD und der Erfahrung in der Nachbarschaftshilfe. Ich bin auch reger Gast der Gemeinderatssitzungen. Ich möchte die Dinge anpacken, die liegengeblieben sind. Ich denke, es ist wichtig, dass da ein neuer Impuls reinkommt.

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Wann ist denn der Entschluss letztlich gefallen?

Walther: Das ist gereift im vergangenen Jahr. Das ist schließlich eine sehr weitreichende Entscheidung, die auch die Familie mittragen muss. Wir haben das im Sommerurlaub besprochen. Ende des Jahres ist dann die Entscheidung gefallen.

Sie sind selbst nicht Mitglied im Gemeinderat. Ist das aus Ihrer Sicht ein Vorteil?

Walther: Ich glaube tatsächlich, dass es in der aktuellen Konstellation und Situation ein Vorteil ist. Mein Ziel ist es, die Spaltung im Gemeinderat zu überwinden. Ich bin davon überzeugt, dass das leichter fällt, wenn man nicht Teil des Gemeinderates ist. Die zukünftigen Aufgaben können nur gemeinsam mit allen Fraktionen gelingen.

Und Sie sind zuversichtlich, dass das gelingen kann? Es sind ja durchaus große Differenzen, die es da gibt…

Walther: Ich denke, es ist möglich, wenn man Themen konsequent abarbeitet. Voraussetzung dafür ist eine offene, verlässliche Kommunikation, transparentes Arbeiten und auch eine gute Führung im Gemeinderat. Natürlich braucht man dafür auch die Fraktionen, die mitmachen, keine Frage. Es ist Aufgabe des Bürgermeisters, für ein gutes Zusammenarbeiten im Gemeinderat zu sorgen.

Sie sind der jüngste der Kandidaten. Wird das Alter thematisiert? Und wie sehen Sie das?

Walther: Tatsächlich ist das keine Frage des Alters, mit 37 Jahren ist man auch nicht mehr ganz so jung. Entscheidend sind vielmehr die fachliche Kompetenz, meine Verwaltungserfahrung und die Art der Kommunikation. Hier vor allem die Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen. Das alles bringe ich mit.

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Und Sie erleben keine Vorbehalte wegen ihres Alters?

Walther: Gerade die Wahl in Edingen-Neckarhausen hat gezeigt, dass es schön ist, wenn junge Menschen Verantwortung übernehmen. Es geht auch darum, wie lange ein Bürgermeister der Gemeinde dienen kann. Ich denke, gerade jetzt ist es wichtig, dass ein jüngerer Bürgermeister die Möglichkeit hat, eine längere Amtsphase ausüben zu können.

Sie denken also gleich an 16 Jahre im Amt?

Walther: Ich habe als erster Kandidat das Ziel der klimaneutralen Gemeinde bis 2035 genannt. Das ist in zwölf Jahren, und das will ich dann auch erreichen.

Was wollen Sie verändern in Ilvesheim?

Walther: Wenn ich alles gut fände, würde ich nicht kandidieren. Transparenz der Verwaltung ist wichtig. Bürger müssen das jederzeit mitverfolgen können. Ein Beispiel: Wenn ich sage, dass ich mich um die Spielplätze kümmere, dann muss es irgendwo einen Plan geben, eine Liste für die nächsten fünf Jahre. Am Schluss kann der Bürger mich auch fragen, ob die Ziele erreicht sind oder nicht. Heute fehlen dazu konkrete Konzepte.

Wo sehen Sie die besonderen Stärken von Ilvesheim?

Walther: Die größte Stärke von Ilvesheim sind seine vielen engagierten Bürger. Die Menschen sind stolz, dass die Gemeinde unabhängig ist, und sie möchten diese aktiv mitgestalten. Dieses Engagement ist eine wesentliche Ressource für unsere Gemeinde. Deshalb ist mir Bürgerbeteiligung auch so wichtig. Das ist für mich eine Chance, keine Last. Darüber hinaus haben wir eine gute Lebensqualität, wir sind in der Metropolregion sehr gut angebunden, haben ein sehr aktives Vereinsleben und noch grüne Oasen auf unserer Insel. Das alles gilt es zu erhalten.

Wo genau sehen Sie das Engagement der Bürger?

Walther: Wir haben das Engagement in den Vereinen, davon lebt die Gemeinde. Wir haben eine Vielzahl von Veranstaltungen, das ist wirklich immens. Es gibt aber auch neue Formen der Bürgerbeteiligung, ich denke da an Bürgerinitiativen und -entscheide. Die Menschen haben Lust, mitzureden, auch was die innerörtliche Entwicklung angeht. Deshalb ist es so wichtig, das als Chance zu begreifen.

Thorsten Walther

Alter: 37 Jahre

Beruf: Mitarbeiter bei der Stadt Mannheim im Bereich Tageseinrichtungen für Kinder

Ausbildung: Studium der Politikwissenschaft

Ehrenamt: SPD-Ortsvereinsvorsitzender, Initiator Nachbarschaftshilfe

Partei: SPD

Homepage:

www.thorstenwalther.de

Telefon: 0621/44 58 04 00

Mail: info@thorstenwalther.de

Welche Beteiligungsformate finden Sie am besten?

Walther: Da gibt es nicht das beste Format, sondern einen ganz großen Werkzeugkasten. Das fängt bei der Bürgersprechstunde an. Auch eine BürgerApp ist wichtig, aber das allein löst nicht alle Fragen. Das allerwichtigste ist aus meiner Sicht die Haltung: Ich muss als Bürgermeister den Bürgern zuhören und auch entsprechend handeln. Ich bin auch bereit, neue Formen auszuprobieren.

Wie stehen Sie zum Kombibad? Werden Sie es als Bürgermeister weiter vorantreiben?

Walther: Ja, ich stehe zu dem Kombibad, weil der Gemeinderat das jetzt auch vorbereitet hat und der Haushalt den ersten Bauabschnitt abbildet. Egal, wer Bürgermeister wird, muss die Vorarbeit für dieses Projekt respektieren. Mit dem bisherigen Prozess bin ich allerdings sehr unzufrieden. Wir haben eine einzigartige Vernachlässigung kommunaler Infrastruktur erlebt. Ich kenne keine andere Gemeinde, die zwei Bäder in fünf Jahren verloren hat.

Heddesheim hat ja ein fast baugleiches Bad, das bis heute betrieben wird. Sie sagen also, in Ilvesheim hätte es gar nicht erst so weit kommen müssen?

Walther: Ich gehe sehr häufig nach Heddesheim und kenne die Situation dort, und da gehen jetzt auch viele Ilvesheimer hin. Es ist völlig okay, wenn sich eine Gemeinde aus wirtschaftlichen Gründen für einen Neubau statt eine Sanierung entscheidet. Aber dann muss sie gleich damit anfangen und darf nicht fünf Jahre lang warten, bis Corona kommt. Mit den 20 Millionen, die jetzt der Neubau kosten soll, hätte man sicherlich auch eine Sanierung der alten Bäder in Betracht ziehen können.. Jetzt haben wir eine Ausgangssituation, die für jeden Bürgermeister eine Herausforderung ist.

Das Thema Wohnraum ist ja ganz aktuell. Wie stehen Sie zu dem Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplans und zu den Ergebnissen der Klausurtagung?

Walther: Ich stehe zu diesen Beschlüssen und respektiere die Vorarbeit. Wichtig ist: Unsere Gemarkung ist nicht groß. Entscheidend ist, dass die Ziele, auf die sich der Gemeinderat in dieser Klausurtagung verständigt hat, auch wirklich umgesetzt werden, nämlich preiswerten Wohnraum und solchen für Senioren zu schaffen. Wir müssen die kleine Fläche, die wir haben, auch qualitativ gut bebauen. Da können, da müssen wir besser werden, da müssen wir auch unsere Klimaschutzziele verwirklichen.

Es geht ja auch um Innenverdichtung…

Walther: Ja, aber mit Augenmaß. Das hat auch Grenzen. Wohnraum zu schaffen, ist das große Thema. Ich will mit einem Einheimischenmodell wie in Ladenburg und in Edingen-Neckarhausen dafür sorgen, dass Menschen zum Zuge kommen, die heute hier leben und engagiert sind. Das sind kommunale Flächen, und deshalb kann ich das gestalten.

An welchen Stellen muss Ilvesheim noch mehr für den Klimaschutz tun?

Walther: Hier werde ich die Kooperation suchen, wie zum Beispiel mit der Gemeinde Edingen-Neckarhausen, die diesen Weg ja auch ganz offensiv geht. Ich bin überzeugt, dass es uns als Gemeinde unserer Größenordnung schwerfällt, da alleine voranzugehen. Wir brauchen ambitionierte Ziele und müssen diesen Weg transparent angehen, zum Beispiel mit einem jährlichen Bericht. Wir haben sehr viele Puzzleteile im Moment, aber die müssen zusammenkommen. Wir können da bei den eigenen Liegenschaften noch sehr viel tun. Auch bei den Neubaugebieten muss die Energieversorgung zukunftsfähig sein.

Wie soll denn die Kooperation genau aussehen?

Walther: Das fängt schon in der Verwaltung an und betrifft auch den Gemeinderat. Wir müssen uns hierzu mit anderen Kommunen austauschen. Wir könnten Stellen gemeinsam ausschreiben, zum Beispiel beim Energiemanager, da hat auch Edingen-Neckarhausen sehr lange gesucht. Wir müssen nicht immer alles neu erfinden in Ilvesheim, wir können auf die Expertise aus anderen Gemeinden zurückgreifen, dann sind wir bei der Umsetzung auch schneller.

Woran denken Sie da noch?

Walther: Die Friedhöfe sind ein Riesenthema. Wir waren mit der SPD-Fraktion in Ladenburg und haben uns das dort angeschaut. Auch da kann man von anderen lernen. Die Herausforderungen in der Verwaltung werden immer komplexer. Das ist für kleine Gemeinden wie Ilvesheim besonders schwierig.

Kommen wir zu den Finanzen. Wie sehen Sie den Ilvesheimer Haushalt aufgestellt?

Walther: Der Haushalt ist gut aufgestellt, das verdanken wir auch dem amtierenden Bürgermeister und der Verwaltung. Er lässt Spielraum für die kommenden Jahre, auch für die großen Investitionen. Klar ist, wenn ich ein Projekt wie das Kombibad baue und es betreiben möchte, dann wird das eine Herausforderung. Das hat Herr Kohl von der CDU in der Haushaltsdebatte deutlich benannt. Man muss auch versuchen, Einnahmen zu generieren und Ausgaben zu reduzieren. Mein Ziel ist im Übrigen, dass der Haushalt rechtzeitig im alten Jahr verabschiedet ist.

Sie sprechen von zusätzlichen Einnahmen. Denken Sie dabei auch an eine Erhöhung der Grundsteuer?

Walther: Die Grundsteuer muss im Gefüge des kommunalen Finanzausgleichs gesehen werden. Die Auswertung der Reform muss erst vorliegen und mit dem Gemeinderat beraten werden.

Wenn Sie gewinnen, werden auch Mitbewerber im Rat sitzen. Sehen Sie das problematisch?

Walther: Ich bin überzeugt, dass es ein Vorteil ist, dass ich bisher nicht Mitglied im Gemeinderat bin. Uns alle verbindet der große Wunsch, die Gemeinde positiv weiterzuentwickeln. Da wird es auch nach der Wahl eine gute Zusammenarbeit geben. Ich habe zu allen drei Mitbewerbern ein sehr gutes Verhältnis.

Gibt es ein Projekt, das für Sie in den kommenden acht Jahren am wichtigsten ist?

Walther: Am wichtigsten ist mir, erst einmal die Projekte zu vollenden, die begonnen worden sind oder die wir vor uns herschieben, und das sind einige. Gleich danach kommt für mich eine stärkere Beteiligung der Jugend. Ich will in meinem ersten Amtsjahr dafür sorgen, dass ein Jugendgemeinderat gebildet wird.

Das Kandidatenfeld ist gespickt mit guten Bewerbern. Wo setzen Sie Ihre persönliche Messlatte im ersten Wahlgang?

Walther: Ich gehe sehr positiv in diese Wahl, auch auf Grund der Erfahrung der vergangenen Wochen. Ich erfahre eine große Unterstützung, und ich spüre einen Wunsch zum Wandel. Klar ist bei dieser Konstellation eine Prognose schwierig. Ich bin aber überzeugt, dass niemand eine absolute Mehrheit bei der Wahl am 7. Mai erhält und die Entscheidung erst zwei Wochen später fällt.

Haben Sie eine konkrete Zahl, bei der Sie sagen würden, dass Sie zurückziehen?

Walther: Das nicht, aber ich würde nur dann erneut antreten, wenn es auch eine realistische Chance gibt, die Wahl zu gewinnen.

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Thema : Bürgermeisterwahl Ilvesheim 2023

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