Kommunalwahl

Ilvesheimer Wahlforum des "MM": Bei diesem Thema wurde es unruhig in der Halle

Viele Fragen, kontroverse Debatten und eine große Bandbreite an Themen. Am Dienstag fand in der Ilvesheimer Neckarhalle das Wahlforum des "MM" statt. Die Diskussion wurde besonders an einer Stelle kontrovers.

Von 
Peter Jaschke
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Von der Tribüne der Neckarhalle aus verfolgten rund 200 Besucher die Diskussion der vier Kandidaten zur Bürgermeisterwahl am 7. Mai in Ilvesheim. © Marcus Schwetasch

Ilvesheim. Beim Wahlforum des „Mannheimer Morgen“ mit den vier Ilvesheimer Bürgermeisterkandidaten ist die ganze Bandbreite der lokalen Themen auf den Tisch gekommen. „Ich habe aus dem Leserkreis sehr viele Mails mit Fragenvorschlägen bekommen“, freute sich der für die Inselgemeinde zuständige Reporter Torsten Gertkemper-Besse über reges Interesse. Er moderierte neben seinem Kollegen Hans-Jürgen Emmerich die Runde mit Amtsinhaber Andreas Metz, Thorsten Walther, Michael Haug und Günter Tschitschke vor rund 200 Gästen in der Neckarhalle.

Andreas Metz betonte, dass die Gemeinde viel investiert habe. © Marcus Schwetasch

Nach lockeren Einstiegsfragen, bei denen Schlagfertigkeit, Witz und Fantasie gefragt waren, ging’s rasch ans Wesentliche. Den meisten Zündstoff barg das seit 2015 geplante Kombibad. Bei diesem Thema waren sich Metz, der eine dritte Amtszeit anstrebt, und Tschitschke, seit 24 Jahren Gemeinderat der Freien Wähler, als langjährige Verantwortungsträger und Befürworter zumindest weitgehend einig. „Wir wollen dieses Kombibad haben, aber wir haben zu lange gewartet“, sagte der selbstständige Werbemittelkaufmann Tschitschke.

Der 37-jährige SPD-Ortsvorsitzende Walther kritisierte zwar deutlich die Verfahrensdauer, würde sich aber dem Bürgerentscheid, der den mehrheitlichen Ratsbeschluss fürs Kombibad bestätigt hatte, verpflichtet sehen.

Dagegen bezweifelt der 1973 geborene Bankbetriebswirt Haug, der Grünen-Fraktionssprecher im Rat, die Finanzierbarkeit des Projekts. Er argwöhnt sogar, dass „niemand wirklich das Bad bauen will“. Für Tschitschke war es „richtig, das Kombibad aufzuschieben, solange nicht absehbar war, wie sich Corona entwickelt“. Walther entgegnete: „In den fünf Jahren vor 2020 sind wesentliche Schritte nicht erfolgt.“ Alle Positionen erhielten Beifall von Teilen des Publikums. Doch ging Haug an einer Stelle offenbar zu weit: Als er Metz Lügen unterstellte, wurden Unmutsäußerungen laut. Metz blieb äußerlich gelassen und betonte, dass der politische Wille, dieses Bad zu bauen, in jedem Haushalt dokumentiert sei. Er konterte mit der Frage, wer überhaupt ein Freibad wolle, nämlich kaum jemand. Haug lasse stets offen, wie er es bezahlen wolle.

Michael Haug fand, die Klimaziele seien nicht ehrgeizig genug. © Marcus Schwetasch

Kontrovers verlief auch die Diskussion um die Frage, ob Ilvesheim genug Geld in seine Infrastruktur steckt: „Wir haben einen Investitionsstau“, sagte Walther. „Wir haben in fünf Jahren zwei Bäder geschlossen und nichts Neues auf den Weg gebracht“, monierte Haug und nannte als Beispiele Friedhöfe, Kanalisation und Straßenbau.

Dem hielt Metz entgegen, dass in den letzten 16 Jahren 32 Millionen Euro in neue Kindergärten, Schul- und Sportgelände geflossen seien. Man könne doch nicht alles auf einmal erneuern. Dennoch: „Es ist zu wenig getan worden“, fand Tschitschke und kam später zum Schluss, dass Ilvesheim „an Charme verloren“ habe, wenn ein Eiscafé am Verkehrskreisel der attraktivste Treff sei.

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„Leerstände in der Schlossstraße“, stören auch Haug. „Es fehlt eine lebendige Ortsmitte“, sagte Walther. Alles dafür tun zu wollen, die Schlossstraße nach dem Bau der neuen Neckarbrücke zu beleben, beteuerte Metz. Seine Vision: den Platz vor dem Schloss zu öffnen. Auf die Reporterfrage, ob das Land da mitspiele, räumte Metz ein: „Da ist ein dickes Brett zu bohren.“ Das gilt auch für die Frage, wo neuer Wohnraum geschaffen wird: Haug sieht „in der am dichtesten bebauten Gemeinde im ganzen Kreis nur begrenzte Spielräume“. Um zunächst die Kanzelbachstraße anzugehen, sei zuvor ein neuer Ort fürs Jugendzentrum (Juz) zu finden.

Thorsten Walther kritisierte einen „Investitionsstau“ in der Gemeinde. © Marcus Schwetasch

Ob dazu womöglich der Tennisclub am Hallenbad weichen müsse, verneinte Metz. Es gebe eine zeitliche Priorisierung der Vorhaben in der Reihenfolge Sichelkrümme, Kanzelbachstraße (ab 2025) und Hallenbadgelände (ab 2027/28). „Preiswerten Wohnraum mit Augenmaß schaffen und durch Innenverdichtung neue Versiegelung vermeiden“ - das schwebt Walther vor. „Flächen für nachfolgende Generationen übrig lassen“, will auch Tschitschke. Für ihn macht es deshalb keinen Sinn, das Juz umzusiedeln.

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Beim Klimaschutz ist Ilvesheim „nicht ehrgeizig genug“, findet Haug. Die Gemeinde müsse bis 2030 - und damit fünf Jahre früher als geplant - klimaneutral werden. Es fehle an einem jährlichen Klimabericht und an Solarzellen auf öffentlichen Gebäuden. Um „zukunftsweisende Entscheidungen für die nächste Generation zu treffen“, würde Walther eine Kooperation mit Edingen-Neckarhausen suchen. Laut Metz hat die Gemeinde jedoch ihre „Hausaufgaben gemacht“. Es sei der Bürgerschaft wichtiger zu wissen, wie sie ihre Heizung bezahlen könne, als zu erfahren, wie viel Prozent in öffentlichen Gebäuden eingespart werde.

Günter Tschitschke erklärte, Ilvesheim habe „an Charme verloren“. © Marcus Schwetasch

Außer Metz würden alle Kandidaten rigoroser gegen rücksichtloses Gehwegparken vorgehen wollen. Einen Jugendgemeinderat befürworten nur Walther und Haug vorbehaltlos. Alle sprachen sich für eine Bürger-App aus, allerdings sind Tschitschke und Metz gegen Umfragen übers Handy. Zur Erreichbarkeit der Verwaltung sagte Tschitschke: „Es kann nicht sein, dass man inzwischen fast einen Tag Urlaub nehmen muss, wenn man im Rathaus anrufen will.“

Beim öffentlichen Personennahverkehr hofft Metz auf die Straßenbahn: „Das wäre ein Quantensprung.“ Für Haug sollten alle „Verkehrsmittel zusammengedacht“ werden. Das Radverkehrskonzept liege „dummerweise nur in der Schublade“. Tschitschke mahnte vor allem sichere Radwege an. Er bezweifelt, dass eine Straßenbahn wünschenswert sei.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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