Wirtschaft

Darum geht es beim neuen Ilvesheimer Gewerbegebiet

Im Westen von Ilvesheim soll ein neues Gewerbegebiet entstehen, unter anderem mit der Umschlaghalle eines Online-Supermarktes. Diskussionen gibt es derweil um die Verkehrssituation

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Hier soll das neue Gewerbegebiet entstehen – zwischen dem Lidl-Markt (weißer Flachbau links) und den neuen Häusern der Mozartstraße (rechts unter den Strommasten). © Torsten Gertkemper-Besse

Ilvesheim. Um es in Abwandlung eines bekannten Filmtitels zu sagen: Im Westen von Ilvesheim gibt es viel Neues. Seien es die Bauarbeiten nördlich der Feudenheimer Straße oder die fast fertige Baustelle in der Mozartstraße - das Ortsbild der Inselgemeinde verändert sich. Und das wird in den nächsten Jahren voraussichtlich auch so weiter gehen. Denn zwischen dem Lidl-Markt und den neuen Wohnhäusern der Mozartstraße soll ein kleines Gewerbegebiet entstehen (wir berichteten). Geplant sind eine Logistikhalle für den Online-Supermarkt Picnic sowie Räume für örtliches Gewerbe.

Unterlagen im Rathaus

Seit wenigen Tagen ist der entsprechende Bebauungsplan öffentlich ausgelegt - für „die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit“, wie es von Seiten der Verwaltung heißt. Bis einschließlich Freitag, 22. September, sind die Unterlagen im Rathaus (Schlossstraße 9) im Foyer des ersten Obergeschosses und in der Bauabteilung (Zimmer 20) einsehbar - und zwar zu folgenden Zeiten: montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr und donnerstags zusätzlich von 14 bis 18 Uhr. Auch im Internet sind die Pläne zu finden. In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause hatte der Gemeinderat die Aufstellung eines Bebauungsplans gebilligt - allerdings gegen die Stimmen der Grünen.

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Wie häufig bei neuen Gewerbegebieten ist auch in Ilvesheim die Erschließung ein wichtiges Thema. Wie soll mit dem zusätzlichen Verkehr umgegangen werden? Geplant ist, dass noch vor dem Lidl-Markt eine Straße abzweigt, die das neue Gewerbegebiet an die Feudenheimer Straße anbindet. Wie aus einer Verwaltungsvorlage hervorgeht, soll sich der Schwerlastverkehr aber ohnehin in Grenzen halten (nur wenige Lastwagen pro Tag, und das in klaren Zeitfenstern).

Online-Supermarkt mit besonderem Konzept

Grund dafür sei das Konzept des Online-Supermarkts Picnic - und die Funktion des Lagerstandorts in Ilvesheim. Denn in der Inselgemeinde soll es keine langfristige oder groß angelegte Lagerung geben. Es handelt sich eher um einen Umschlagplatz. Die zuvor vom Kunden bestellten Produkte werden von regulären Lastwagen auf elektrisch betriebene Mini-Transporter geladen. Diese sich anschließend auf den Weg zum Endkunden machen. Dabei gilt das „Milchmann-Prinzip“, jede Straße wird also nur einmal pro Tag angefahren. Neben der Umschlaghalle sollen weitere Räume für Gewerbe und entsprechende Stellplätze entstehen.

„Nicht restlos überzeugt“

„Wir sind vom Konzept Picnic“ nicht restlos überzeugt“, sagt Peter Riemensperger (Freie Wähler), freut sich aber dennoch, dass es nach vielen Jahren auf dem Areal wieder vorangeht. Immerhin ein Stück des Handwerkerhofs werde auf dem Areal erhalten, was wichtig für die Wirtschaft vor Ort sei. „Das Thema wurde schon diskutiert, da war ich noch nicht mal im Gemeinderat“, sagt Ralf Kohl (CDU). Kohl ist seit bald 13 Jahren Gemeinderat. Man werde mit dem Gewerbegebiet zwar keine Millionen verdienen, könne als Kommune aber „jeden Cent gebrauchen“.

Grünen-Rat skeptisch

Michael Haug (Grüne) ist skeptisch. „Ich glaube nicht, dass da große Gewerbesteuereinnahmen kommen.“ Bis das Unternehmen gewinnen abwerfe, dauere es. Außerdem bringe Picnic nicht viele Arbeitsplätze, schlimmstenfalls sogar prekäre Arbeitsverhältnisse. „Wir begrüßen es, dass hier ein Gewerbegebiet entsteht“, sagt Rolf Sauer (SPD). Ihm ist besonders wichtig, dass Rettungs- und Einsatzfahrzeuge bis zu den Wohnhäusern in der Mozartstraße durchkommen.

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Ohnehin ist das Thema Verkehr in jüngster Zeit viel diskutiert worden. Kern der Debatte ist folgende Frage: Soll die neue Straße ab dem Erreichen des Gewerbegebiets als Geh- und Radweg bis zum Kanal weitergeführt werden? Die Mehrheit des Gemeinderats sagt „Ja“.

Verlegung der Route gefordert

Um die Diskussion zu verstehen, muss man die Rolle des Radschnellwegs Mannheim-Heidelberg beleuchten. In Ilvesheim soll er (laut aktuellen Plänen) am Ortseingang von der Feudenheimer Straße abzweigen und direkt am neuen Gewerbegebiet vorbeiführen. Das gefällt in Ilvesheim nicht jedem.

Der Gemeinderat hat deshalb vor gut einem Jahr beschlossen, sich für eine frühere Abzweigung des Radschnellwegs Richtung Kanal einzusetzen, bereits direkt hinter der Autobahn (wir berichteten). So sollen sich die verschiedenen Verkehrsteilnehmer nicht zu sehr in die Quere kommen. Das Planfeststellungsverfahren für den Radschnellweg hat noch nicht begonnen. Die Gemeinde will, dass ihr Wunsch in dieses Verfahren aufgenommen wird.

Vorarbeit leisten?

Zurück zum geplanten Gewerbegebiet: Der Plan, die neue Straße hinter dem Gewerbegebiet als Geh- und Radweg weiterzuführen, stößt nun auf zwei Lesarten. Die Erste: Der Radschnellweg wird vermutlich trotz des abweichenden Willens der Gemeinde am Gewerbegebiet vorbeiführen. Deshalb sei es sinnvoll, Vorarbeit zu leisten und das Teilstück bis zum Kanal auszubauen. Der Radweg komme ja ohnehin. Die zweite Lesart: Wenn man jetzt ausbaut, unterstützt man die Pläne des Regierungspräsidiums, die man als Gemeinde ja ablehnt.

Wie geht es weiter?

Doch wie sieht nun der weitere Zeitplan aus, was den Bebauungsplan angeht? Wie ein Experte in der jüngsten Gemeinderatssitzung erläuterte, werden nach dem Ende der frühzeitigen Offenlegung die eingegangenen Einwände und Bemerkungen bearbeitet. Im Oktober könnte dies in einem Ausschuss besprochen werden (samt möglicher Änderungen am Entwurf).

Nach einer weiteren Beratung im Gemeinderat würde die förmliche (also die „eigentliche“) Beteiligung mit Offenlage beginnen - wenn alles schnell geht, bereits Ende dieses Jahres. Im Frühjahr 2024 könnte der Rat dann den Satzungsbeschluss fassen.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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