Edingen-Neckarhausen. Schon ab Allerheiligen müssen die Menschen in Edingen-Neckarhausen für die letzte Ruhe ihrer verstorbenen Angehörigen deutlich tiefer in die Tasche greifen. Der Gemeinderat hat am Mittwochabend einstimmig einen entsprechenden Vorschlag der Verwaltung gebilligt, der in einer Arbeitsgruppe hinter verschlossenen Türen ausführlich beraten worden war.
Für die Bürger in den Zuschauerreihen, darunter auch die Bürgermeisterkandidaten Aleksandra Janson und Ramon Schürle, blieb das Bestattungswesen dabei ein Buch mit sieben Siegeln. Zwar hatte ein externes Büro eine umfangreiche Gebührenkalkulation vorgelegt, doch deren Inhalte wurden ebensowenig erläutert wie die neuen gebührensätze. Keine Fragen, keine Wortmeldungen, Zustimmung, bei einer einzigen Enthaltung. In noch nicht einmal drei Minuten war der Tagesordnungspunkt abgehakt.
Preise seit sechs Jahre unverändert
Aufklärung bringt also nur ein Studium der Unterlagen, die immerhin der Presse vorlagen. Die Gebühren im Friedhofs- und Bestattungswesen wurden demnach letztmals für die Jahre 2015/2016 kalkuliert, und zwar durch das gleiche Büro, das auch jetzt wieder im Boot war: Schneider & Zajontz Gesellschaft für kommunale Entwicklung aus Heilbronn. Der aktuelle Kostendeckungsgrad liege auf der Grundlage des Haushaltsplan 2022 bei rund 44 Prozent.
Bereits im Zuge der Haushaltsberatungen 2021 hatte der Gemeinderat angeregt, eine Neukalkulation der Bestattungsgebühren durchzuführen. Ziel sollte es sein, den Deckungsgrad zu erhöhen. Zehn Monate nach seiner Beauftragung legte das Büro im Mai seine Ergebnisse vor und erläuterte sie in dem besagten Arbeitskreis.
Nach der aktuellen Kalkulation läge der Kostendeckungsgrad bei rund 71 Prozent. Andere Gemeinden mit 10 000 bis 25 000 Einwohnern lägen laut Geschäftsbericht der gemeindeprüfungsanstalt bei 56,1 Prozent Kostendeckung. Aufgrund der derzeitigen Kostenentwicklungen in allen Bereichen waren sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe laut Verwaltung einig, für die Festlegung der Gebühren einen Kostendeckungsgrad von rund 71 Prozent zu Grunde zu legen. Außerdem soll der Kostendeckungsgrad in regelmäßigen Abständen (etwa alle fünf Jahre) erneut überprüft und angepasst werden.
Nach den jetzt festgelegten neuen Sätzen kostet ein Reihengrab für Personen über zehn Jahren 1540 Euro (plus 70 Prozent), beim urnenreihengrab steigt die Gebühr um rund ein Drittel auf 930 Euro. Beim Urnenwahlgrab verdoppelt sich die Gebühr nahezu und liegt jetzt bei 2960 Euro. Neu ist die Möglichkeit, ein Urnenwahlgrab am Baum zu wählen (2080 Euro).
Weiter Defizit
Bei den eigentlichen bestattungen geht die Gemeinde an die Obergrenze dessen, was möglich ist, mit Ausnahme von Kindern bis zehn Jahren, Totgeburten, Fehlgeburten oder Ungeborenen. Hier bleiben die Sätze unverändert. Eine Erdbestattung von Personen ab zehn Jahren im Reihengrab kostet künftig 1117 Euro (plus 40 Prozent).
Die Beisetzung einer Urne kommt auf 365 Euro (plus 14 Prozent). Für die Nutzung der Trauerhalle müsste die gemeinde 854 Euro erheben, wenn die Gebühr kostendeckend sein sollte. Darauf hat man im Arbeitskreis allerdings verzichtet und stattdessen eine Erhöhung um 50 Euro auf künftig 400 Euro vorgeschlagen.
Trotz der jetzt beschlossenen Gebührenerhöhungen bleibt ein deutliches defizit. Die Einnahmen steigen laut Kalkulation zwar um knapp 150 000 Euro, liegen am Ende aber doch noch deutlich unter den Ausgaben. Es bleibt ein Defizit von rund 190 000 Euro. Die neue Friedhofssatzung orientiert sich laut Verwaltung an einem Muste des Städte- und Gemeindetags.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen_artikel,-edingen-neckarhausen-bestattungen-in-edingen-neckarhausen-werden-teurer-_arid,1998612.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Gemeinderat Edingen-Neckarhausen hat die Bürger ignoriert