Edingen - Auf dem Friedhof des Ortsteils gibt es noch fast 400 freie Gräber / In der Nachbarschaft entsteht eine neue Kita

Grüne Lunge am Gemeindepark

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Die Bäume sind gelb, auf Gräbern und Wegen liegen bunte Blätter, der Herbst hat Einzug gehalten auf dem Friedhof im Ortsteil Edingen. Zusammen mit dem benachbarten Gemeindepark, wo gerade die neue Kindertagesstätte „Neckar-Krotten“ entsteht, bildet er so etwas wie eine grüne Lunge im Ort.

Die Aussegnungshalle wurde einschließlich der Nebenräume im Jahr 1952 erbaut, und zwar nach Plänen des Architekten Willi Dietrich aus Edingen. Das eingeschossige, nicht unterkellerte Gebäude hat rund 100 Quadratmeter Grundfläche für die Trauerhalle, in der rund 100 Besucher sitzen können. Weitere 70 Quadratmeter umfassen die Nebenräume, in denen sich auch die barrierefrei erreichbaren Toiletten befinden.

„Für viele Bürger hat der Friedhof einen hohen Stellenwert“, weiß Bürgermeister Simon Michler. Das gelte deshalb auch für die Kommunalpolitik. Trotzdem wurde wie in Neckarhausen auch in Edingen die Sanierung der Halle in der jüngsten Vergangenheit mehrfach verschoben. Letzte größere Arbeiten an dem Gebäude liegen schon fast 20 Jahre zurück. 2001 hat man eine strombetriebene Deckenstrahlheizung installiert, im Jahr 2003 wurden die Kühlzellen erneuert.

Plätze unter Bäumen

Die Besucher des Friedhofs sehen das in der Regel nicht. Ihr Blick fällt auf eine gepflegte Anlage, die 1,4 Hektar groß ist. Dass das Grün in Schuss ist, lässt sich die Gemeinde rund 20 000 Euro im Jahr kosten. Immer wieder wird dabei auch neues gepflanzt, wie jüngst eine Hecke. 1585 Gräber gibt es, knapp 1100 sind aktuell belegt. Dabei geht der Trend auch hier zur Feuerbestattung. „Es ist eine Zunahme zu verzeichnen“, heißt es aus der Friedhofsverwaltung. 43 Prozent der aktuell belegten Plätze sind Urnengräber.

Die Genossenschaft badischer Friedhofsgärtner ist auch hier aktiv, wie nicht nur die Widmung auf einer der Ruhebänke zeigt. Das gärtnergepflegte Grabfeld bietet 96 Stellen, rund 40 Prozent davon sind bereits belegt. Noch stärker genutzt wird das anonyme Grabfeld, wo bereits 73 Verstorbene ihre letzte Ruhe gefunden haben. Mehr als die Hälfte der vorhandenen Stellen steht damit nicht mehr zur Verfügung. Wer will, kann sich in Edingen sogar unter Bäumen bestatten lassen. 22 Plätze sind dafür derzeit noch frei.

Zu den markanten Punkten auf dem Friedhof zählt der Stein, der an Julius Helmstädter erinnert, jenen sozialdemokratischen Gemeinderat, der am 11. Februar 1945 im KZ in Dachau ums Leben kam, drei Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs. „Die Freiheit war’s, wofür er musste enden“, ist auf dem Sandstein für die Nachwelt festgehalten: „Die Freiheit – die wir beginnen zu vollenden.“

Nicht minder bemerkenswert ist der Stein, der an die Opfer von Krieg und Vertreibung erinnert. Steinkreuze mit den Namen von Gefallenen und ein altarartiger Tisch inmitten einer großen Rasenfläche, auf dessen Platte eine Sonnenuhr und die griechischen Buchstaben Alpha und Omega zu sehen sind. „Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh mit vielerlei Beschwerden der ewigen Heimat zu“, ist an den Seiten eingraviert. Grablichter am Fuß des Tisches zeigen, dass hier bis heute die Erinnerung an Menschen gepflegt wird, die schon seit einem Dreivierteljahrhundert verstorben sind. Zu den Ehrengräbern auf dem Friedhof gehören außerdem jene der Priester.

Übersichtsplan fehlt

Was Angehörige zur Pflege der Gräber benötigen, finden sie in ausreichender Zahl. Das gilt für Gießkannen ebenso wie für die Karren zum Transport von Pflanzen, Erde und anderen Utensilien. Wer ein Grab sucht, dessen Lage aber nicht kennt, findet keinen Lageplan. Da hilft im Zweifel nur ein Anruf bei der Friedhofsverwaltung der Gemeinde, deren Rufnummer aber für Besucher ebenfalls nirgendwo öffentlich einsehbar ist.

Besser sieht es mit der Erreichbarkeit von außerhalb aus. Die nächste Haltestelle der RNV-Züge liegt nur 200 Meter entfernt. Für 25 Fahrräder gibt es Ständer auf dem Friedhof, Autos können außerhalb entlang der Goethestraße und des Friedhofswegs geparkt werden.

Friedhof Edingen

  • Adresse: Friedhofweg 19 68535 Edingen-Neckarhausen
  • Eröffnung: keine Angabe
  • Größe: 1,4 Hektar
  • Friedhofskapelle: 1952 erbaut (2001: Einbau von Elektrodeckenstrahlheizung; 2003: Erneuerung der Kühlzellen)
  • Zahl der Grabstätten: 1585 (davon 1094 belegt, 474 Urnengräber)
  • Besondere Grabformen: anonymes Grabfeld: 125 Stellen (73 belegt) gärtnergepflegtes Grabfeld: 96 Stellen (davon 37 belegt) Baumbestattung: 48 (26 belegt)
  • Ehrengräber: Kriegs- und Priestergräber, außerdem Gedenkstein für Julius Helmstädter
  • Parkplätze: entlang der Goethestraße und des Friedhofwegs
  • Fahrradabstellplätze: 25
  • Besuchertoilette: barrierefrei
  • ÖPNV: RNV-Linie 5 (200 Meter)
  • Übersichtsplan: nicht vorhanden
  • Jährlicher Aufwand Grünpflege: 20 000 Euro
  • Internet:  www.edingen-neckarhausen.de (kein eigener Bereich für Friedhöfe)
  • Kontakt: Ingeborg Fehringer, 06203/808-135 Annette Renkert, 06203/808-148
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