Neckarhausen - Auf dem Friedhof des Ortsteils gibt es noch knapp 400 freie Gräber

Neckarhausen: Auf dem Friedhof sind noch 400 Gräber frei

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
Lesedauer: 

„Neckarhausen Friedhof“ steht auf dem Schild der Haltstelle in der Speyerer Straße. Der Bus der Linie 46 hält quasi vor der Haustür. Die Anbindung an den ÖPNV könnte also kaum besser sein. Die Friedhofshalle mit dem kleinen Glockentürmchen und dem biberschwanzgedeckten Dach passt in das parkartige Umfeld. 1953 nach Plänen des Architekten Artur Ermentraut aus Neckarhausen erbaut, ist sie rein äußerlich noch immer ein Schmuckstück, wenngleich in der Gemeinde schon länger über notwendige Sanierungsmaßnahmen gesprochen wird.

Ein Schild aus weißer Emaille am Eingang weist auf die Friedhofsordnung hin. „Der Besuch des Friedhofs ist auf die Tageszeit beschränkt“, ist da unter Ziffer 1 zu lesen. Präziser wird das Schild am gegenüberliegenden Eingang. Dort in der Straße Am Schlosspark wird auf die Friedhofssatzung von 1996 verwiesen, die die Öffnungszeit von Oktober bis April mit 7 bis spätestens 20 Uhr angibt, in den Sommermonaten bis 22 Uhr. Vergeblich sucht man hingegen einen Übersichtsplan oder eine Rufnummer, an die man sich wenden kann, wenn man beispielsweise ein Grab sucht oder ein anderes Anliegen in Sachen Bestattungen hat.

Gut möglich, dass das eingangs genannte Schild ebenso alt ist wie die Kapelle. Noch weitaus älter sind jedenfalls die Grafengräber, die sich in der Nähe des Eingangs zur Halle befinden. Friedrich Graf von Oberndorff starb am 4. August 1913, Irene Gräfin von Oberndorf am 1. November 1917, wie eine Inschrift auf dem Grabstein zeigt. Darüber thront eine Madonnenfigur. Mehr als ein Dutzend Mitglieder der gräflichen Familie, die einst im nahe gelegenen Schloss residierten, haben hier ihre letzte Ruhe gefunden. Doch nicht alle Grabsteine sind zu entziffern. An manchen hat der Zahn der Zeit genagt, Moos wächst dort, wo die Tafeln aus Stein auf dem Boden liegen.

40 Prozent Urnengräber

Fast 1400 Grabstätten gibt es auf dem knapp 1,8 Hektar großen Areal, 1000 sind belegt. Wie anderswo ist auch in Neckarhausen eine Zunahme bei den Feuerbestattungen zu verzeichnen. Bereits heute nehmen die Urnengräber einen Anteil von mehr als 40 Prozent ein. Positiv Auge fällt beim Gang über den Friedhof das gärtnergepflegte Grabfeld. Von den 85 vorhandenen Stellen sind knapp die Hälfte belegt. Dort, wo eine Bestattung unter Bäumen möglich ist, gibt es noch 26 freie Plätze.

Wer sein Grab nicht vom Gärtner pflegen lässt, findet Karren zum Transport von Pflanzen und Werkzeug in ausreichender Zahl, auch an Gießkannen herrscht kein Mangel. Der Zugang zur Besuchertoilette ist barrierefrei, die Tür lässt sich bei Bedarf per Knopfdruck öffnen. Untergebracht sind die sanitären Anlagen in einem wie die Aussegnungshalle mit Biberschwanzziegeln gedeckten Gebäude, dessen First von zwei Kugeln gekrönt wird. Nur die Türen und die Fassade könnten einen neuen Anstrich vertragen.

„Menschen nutzen Friedhöfe als Orte der Stille“, formuliert Bürgermeister Simon Michler. Damit sie sich in Ruhe setzen können, gibt es reichlich Bänke. Eine davon erfüllt dabei noch einen weiteren Zweck. „Zur Erinnerung an Tante Emmel“, steht auf einem Schild zu lesen, das auf der Rückenlehne angeschraubt ist. Wie sehr die Neckarhäuser mit ihrem Friedhof verbunden sind, zeigt auch das steinerne Kreuz in der Mitte der Anlage. „Errichtet von den Katholiken in Neckarhausen durch milde Beiträge im Jahr 1856“, ist auf der Rückseite des Sockels eingraviert. Erst nachträglich angebracht wurde die schwarze Tafel auf der Vorderseite, mit den Namen und Dienstgraden von mehr als 70 „Kriegsgefallenen Helden“ der Jahre 1914 bis 1918.

Dach soll saniert werden

Rund 20 000 Euro gibt die Gemeinde jährlich für die Grünpflege auf dem Friedhof aus. Der vertrockneten Thujahecke an einer der Wasserstellen aus Waschbeton hilft das nicht mehr. Sie soll innerhalb des nächsten halben Jahres ausgetauscht werden. Alles in allem ist der Gesamteindruck der Anlage aber gepflegt. Geld wird in absehbarer Zeit in das Dach der Halle fließen müssen, ein Vorhaben, das in der Vergangenheit mehrfach aufgeschoben wurde. Das eingeschossige, nicht unterkellerte Gebäude bietet in der Friedhofskapelle rund 100 Sitzplätze auf einer Fläche von 110 Quadratmetern.

Info: Fotostrecke unter morgenweb.de/neckarhausen

Letzte Ruhe

Friedhof Neckarhausen

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
17
Mehr erfahren

Friedhof Neckarhausen

Adresse: Speyerer Straße 7 68535 Edingen-Neckarhausen

Eröffnung: keine Angabe

Größe: 1,8 Hektar

Friedhofskapelle: 1953 erbaut (1970er Jahre: Einbau von Nachtspeicheröfen; 2001: Erneuerung von Fenstern und Türen; 2003: Erneuerung der Kühlzellen)

Zahl der Grabstätten: 1394 (davon 1010 belegt, 430 Urnengräber)

Besondere Grabformen: anonymes Grabfeld: 100 Stellen (62 belegt) gärtnergepflegtes Grabfeld: 85 Stellen (davon 40 belegt) Baumbestattung: 59 (33 belegt)

Ehrengräber: Kriegs- und Priestergräber; außerdem: Grafengräber

Parkplätze: entlang der Speyerer Straße

Fahrradabstellplätze: 8 bis 10

Besuchertoilette: barrierefrei

ÖPNV: Bushaltestelle Friedhof

Übersichtsplan: nicht vorhanden

Jährlicher Aufwand Grünpflege: 20 000 Euro

Internet: www.edingen-neckarhausen.de (kein eigener Bereich für Friedhöfe)

Kontakt: Ingeborg Fehringer, 06203/808-135 Annette Renkert, 06203/808-148

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen