Neckar-Bergstraße. Friedhöfe dienen nicht nur der Bestattung der Toten, sie erfüllen meist auch eine Naherholungsfunktion und sind ein Ort der Begegnung. Für die Städte und Gemeinden sind sie aber auch mit enormen Kosten verbunden. In der Regel werden diese nicht komplett auf die Nutzer umgelegt, meist trägt die Kommune einen Anteil aus eigener Tasche.
Die Gemeinde Heddesheim hat gerade erst die Friedhofsgebühren neu kalkuliert und nach oben angepasst. Für den „MM“ Anlass, bei den anderen Städten und Gemeinden nachzufragen, wie es dort aussieht. Der Kostendeckungsgrad ist dabei sehr unterschiedlich. Er reicht von kaum mehr als 20 Prozent in Ilvesheim bis jetzt nach der Erhöhung 83 Prozent in Heddesheim.
Ein direkter Vergleich zwischen den Friedhofs- und Bestattungsgebühren verschiedener Kommunen sei nur bedingt aussagekräftig, heißt es von Benjamin Gerhold aus der Finanzverwaltung Edingen-Neckarhausen. Als Grund nennt er die unterschiedlichen Strukturen wie die Zahl der Friedhöfe, Trauerhallen und Kühlzellen. So gibt es in Edingen und Neckarhausen jeweils einen Friedhof mit Trauerhalle. Aber auch Ilvesheim verfügt über gleich zwei Begräbnisplätze samt entsprechender Infrastruktur. In der Weinstadt Schriesheim gibt es gar drei, nämlich in der Kernstadt und in den beiden Odenwaldstadtteilen Altenbach und Ursenbach.
Edingen-Neckarhausen vorn
Mit 624 000 Euro im Jahr 2021 liegt Edingen-Neckarhausen ganz oben bei den Kosten im Bestattungswesen. Der Kostendeckungsgrad liegt hier aktuell bei 57 Prozent. Zuletzt waren die Gebühren 2015 neu festgelegt worden. Bereits im Zuge der Haushaltsberatungen für 2021 hatte der Gemeinderat deshalb angeregt, eine Neukalkulation durchzuführen, um das Defizit zu reduzieren. Noch in diesem Jahr soll laut Gerhold eine überarbeitete Friedhofssatzung und Gebührenordnung beschlossen werden.
Das hat sich auch Ilvesheims Bürgermeister Andreas Metz fest vorgenommen. „Wir sind da seit Jahren dran“, versichert er im Gespräch mit dem „MM“. Ein Problem auf den Friedhöfen der Inselgemeinde (jährliche Kosten 300 000 Euro) ist, dass große Flächen gar nicht genutzt werden. Deshalb soll es jetzt neue Bestattungsformen geben, beispielsweise von Mensch und Tier oder naturnah unter Bäumen. Sobald das in trockenen Tüchern ist, wird neu kalkuliert. Das bedeutet dann mit Sicherheit höhere Gebühren. Allerdings will Metz die Sprünge nach oben verträglich halten.
Auf rund 520 000 Euro werden sich die Kosten für das Bestattungswesen in Ladenburg im Jahr 2021 voraussichtlich summieren. „Damit liegen wir bei einem Deckungsgrad von circa 56,3 Prozent“, teilt Stadtsprecherin Nicole Hoffmann mit. An diesem Wert wird sich vorerst wohl auch nichts ändern. Jedenfalls sind Anpassungen aktuell nicht geplant, weil die letzte Änderung erst 2021 erfolgt war, wie Hoffmann dazu schreibt.
In Schriesheim hat die Stadt für ihre drei Friedhöfe und das Bestattungswesen im Jahr 2021 rund 416 000 Euro ausgegeben. Der Kostendeckungsgrad liegt hier nach Angaben des zuständigen Ordnungsamtsleiters Achim Weitz bei 49,3 Prozent. Neu kalkuliert wurden die Gebühren erst vor zwei Jahren, die neuen Sätze greifen seit 2020. Trotzdem habe man das Thema auf dem Schirm, versichert Weitz: „Spätestens 2023 muss man da ran.“ Er selbst wird sich damit freilich nicht mehr befassen, denn er wird am 1. Juni Bürgermeister in Heddesheim. Dort hinterlässt ihm sein Vorgänger Michael Kessler nicht nur geordnete Finanzen, sondern auch einen Deckungsgrad auf den Friedhöfen von 83 Prozent.
Große Spanne bei Gebühren
Große Unterschiede gibt es bei den Gebühren für Bestattungen und die Nutzung der Gräber, meist auf 20 Jahre. So reicht die Spanne beim Einzelwahlgrab von 1723 Euro in Schriesheim bis 3409 Euro in Ladenburg. Das Reihengrab ist mit 650 Euro in Ilvesheim am billigsten, in Ladenburg mit 1226 Euro dagegen am teuersten. Beim Urnenwahlgrab sind Ilvesheim (525 Euro) und Heddesheim (750 Euro) am günstigsten, Ladenburg steht auch hier mit 1941 Euro ganz oben.
Weniger stark sind die Unterschiede bei den Tarifen für die Beisetzungen. So kostet eine klassische Beerdigung im Sarg zwischen 925 Euro (Ilvesheim) und 1316 Euro (Ladenburg). Urnenbeisetzungen, die inzwischen bereits rund 70 Prozent ausmachen, kommen auf 480 Euro (Heddesheim) bis 811 Euro (Ladenburg). Ein Ausreißer ist hier Schriesheim, wo das Begräbnis mit Urne gerade mal 148 Euro kostet.
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