Energie

In Heddesheim und Ladenburg boomt der Solarstrom

Auch in den Städten und Gemeinden zwischen Neckar und Bergstraße gibt es immer mehr Solaranlagen. Wo sie heute schon 100 Prozent des Haushaltsstroms abdecken.

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Die PV-Anlage auf dem Dach der Martinsschule in Ladenburg. © Rhein-Neckar-Kreis

Neckar-Bergstraße. Im ersten Halbjahr 2025 sind in Baden-Württemberg 65.500 Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt 988 Megawatt Leistung neu installiert worden. Das berichten das Photovoltaik-Netzwerk Rhein-Neckar und die Klimaschutz- und Energieberatungsagentur KliBA. Auch die Rhein-Neckar-Region zeigt weiterhin einen starken Ausbau: So liegt der Rhein-Neckar-Kreis bei den Gebäudeanlagen mit 31 Megawatt landesweit auf Platz 2, hinter dem Ortenaukreis (35) und gleichauf mit Karlsruhe.

Der Neckar-Odenwald-Kreis belegt mit einem Zubau von 37 Megawatt bei den Freiflächenanlagen im Landesvergleich Platz 2, hinter Biberach (103). Mit 50 MW insgesamt liegt der Neckar-Odenwald-Kreis ebenfalls auf dem zweiten Platz, der Rhein-Neckar-Kreis kommt hier immerhin auf den fünften Rang.

Neckar-Odenwald-Kreis bei Freiflächenanlagen spitze

Mit 135 Kilowatt pro Quadratkilometer nimmt der Neckar-Odenwald-Kreis bei den Freiflächenanlagen landesweit eine Spitzenposition ein. Hier gibt es mehr als doppelt so viel Leistung je Fläche wie im Bundesland. Mehr sind es nur im Alb-Donau-Kreis mit 145. Der Rhein-Neckar-Kreis erreicht mit 29,3 Kilowatt je Quadratkilometer nur die Hälfte des Durchschnittswertes.

Den Landesvergleich haben die KEA, Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) und das Solar Cluster Baden-Württemberg erstellt. Die Zahlen stammen von Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur und wurden vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) ausgewertet. Die vorläufigen Ergebnisse sind im Datendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) einsehbar.

KliBA-Chef Keßler sieht noch viel Potenzial auf Freiflächen

In den Kommunen wächst die Nutzung von Solarenergie ebenfalls. Besonders hervorzuheben ist laut Kliba eine große PV-Anlage auf dem Dach der Martinsschule Ladenburg, Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum, mit 869 Modulen und einer installierten Leistung von 369 Kilowatt-Peak (kWp). Sie decken den Strombedarf von rund 120 Haushalten.

„Der Ausbau der Photovoltaik-Dachanlagen im Rhein-Neckar-Kreis läuft gut, doch bei Freiflächen besteht noch großes Potenzial“, wird Dr. Klaus Keßler, Geschäftsführer der KLiBA, zitiert: „Laut der Potenzialanalyse des Landkreises könnten entlang der Autobahnen und Schienenwegen von über 2.000 MW an zusätzlicher Stromerzeugung realisiert werden – ein wichtiger Schritt in Richtung Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern.“

Bürger betreiben eine neue Anlage in Ladenburg

Eine große Freiflächen-Photovoltaik-Anlage in Ladenburg zeigt, wie gemeinschaftliche Projekte funktionieren: Auf einer 5.000 Quadratmetern großen Brachfläche, die sich auf dem alten ABB-Areal befindet, sind seit Mai zwölf Modultische mit insgesamt 760 Modulen mit rund 400 kWp Gesamtleistung errichtet worden. Laut Marktstammdatenregister ging sie am 6. August in Betrieb, jedoch noch nicht ans Netz. Die Bürgerinitiative für Photovoltaik in Ladenburg (Bipla) ist Betreiberin der Anlage, die Stadtentwicklungsgesellschaft bezieht den Strom.

Ungleich größer ist der Solarpark Ladenburg in Neuzeilsheim. Dort hat Jürgen Herbert Mitte August sein riesiges Feld mit mehr als 10.000 Modulen präsentiert. Sie haben eine Gesamtleistung von 6,3 MWp und können rechnerisch rund 2500 Drei-Personen-Haushalte mit Strom versorgen. Spätestens Ende des Jahres soll die Anlage am Netz sein. Dann kann Ladenburg seinen Bedarf an Haushaltsstrom zu 100 Prozent aus Solarenergie abdecken, wie Bürgermeister Stefan Schmutz bei dieser Gelegenheit betonte.

Blick auf den Solarpark in Ladenburg-Neuzeilsheim, nahe der Bahnlinie Heidelberg/Mannheim-Frankfurt. Mehr als 10.000 Module sollen rund sieben Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren. Die Inbetriebnahme ist bis Ende 2025 vorgesehen. © Hans-Jürgen Emmerich

Bis dahin nimmt Heddesheim die alleinige Spitzenposition ein, wie ein Blick auf die Daten des Marktstammdatenregisters zeigt. Die hier installierten Anlagen decken rechnerisch fast zu 100 Prozent den Strombedarf der Haushalte ab. Mit einer Gesamtleistung von 17 Megawatt liegt Heddesheim noch deutlich vor Ladenburg (14,7), Hirschberg (9,6), Schriesheim (9,3), Edingen-Neckarhausen (8,1) und Ilvesheim (4,8) .

In Ilvesheim reicht der Solarstrom nur für jeden dritten Haushalt

Bezogen auf die Zahl der Einwohner, stellt sich die Lage ähnlich dar. Hier liegt Heddesheim (99,5 Prozent) ebenfalls deutlich an der Spitze, gefolgt von Ladenburg (83,8 Prozent). In Hirschberg werden zwei Drittel des privaten Strombedarfs durch PV-Anlagen gedeckt. Schriesheim kommt auf rund 43 Prozent, Edingen-Neckarhausen auf knapp 40 Prozent. Schlusslicht Ilvesheim schafft immerhin etwas mehr als ein Drittel.

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Nach etwa zehn bis zwölf Jahren amortisieren sich die Investitionen in eine PV-Anlage laut KLiBA. Das reduziert die Kosten für Strom aus dem öffentlichen Netz. Die Herstellungskosten werden bereits nach rund zwei Jahren durch die Stromerzeugung ausgeglichen. „Über die gesamte Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren produzieren die Module das elf- bis 18-fache der für ihre Herstellung aufgewendete Energie“, schreibt die Agentur weiter.

Photovoltaik-Netzwerk Rhein-Neckar berät Interessierte

Das Photovoltaik-Netzwerk Rhein-Neckar wird vom Umweltministerium Baden-Württemberg finanziell gefördert. Die Fachleute der KLiBA, bei der das Photovoltaik-Netzwerk Rhein-Neckar angesiedelt ist, unterstützen die Kommunen in der Region bei der Umsetzung einer lokalen Photovoltaik-Kampagne. In deren Rahmen informieren sie Bürgerinnen und Bürger der Kommune über Möglichkeiten, Nutzen und Kosten der Sonnen-Stromerzeugung.

Das Photovoltaik-Team der KLiBA, Silvia Böse und Dominik Kolmann, steht Interessierten beratend zur Seite. Sie sind per E-Mail (pv@kliba-heidelberg.de) oder unter Telefon 06221/9987536 erreichbar. Informationen zum Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg und allen regionalen Akteuren gibt es unter www.photovoltaik-bw.de.

Rangliste Photovoltaik-Liga zeigt den Ausbau

Die Photovoltaik-Liga Baden-Württemberg ist eine Rangliste der beim Solarstromausbau erfolgreichsten Landkreise im Südwesten. Die regelmäßig aktualisierte Liste des Photovoltaik-Netzwerks Baden-Württemberg zeigt die neu zugebaute Leistung an Gebäuden und auf Freiflächen in Megawatt. Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg fördert das Photovoltaik-Netzwerk.

Die Zahlen zum Photovoltaikzubau in Baden-Württemberg sind auf der Seite der Photovoltaiknetzwerke dokumentiert: www.photovoltaik-bw.de/themen/photovoltaik-liga. Die monatlich aktualisierten Photovoltaik-Ausbau-Daten der Landkreise sind vollständig im Photovoltaik-Dashboard der LUBW sehen: https://umweltdaten.lubw.baden-wuerttemberg.de/w/m-energie-sonne-dashboard-ausbau.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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