Klimaschutz (mit Video)

Sonne liefert in Ladenburg Strom für 2500 Haushalte

Jürgen Herbert aus Ladenburg hat der Öffentlichkeit seine Freiflächenphotovoltaik-Anlage vorgestellt. Auch von Hindernissen hat er sich nicht beirren lassen.

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Investor Jürgen Herbert (2.v.l.) mit Bürgermeister Stefan Schmutz (l.) sowie Ralf Stier und Projektleiterin Isabella Henssen von ingenia projects und Landrat-Stellvertreter Stefan Hildebrandt (r.). © Marcus Schwetasch

Ladenburg. Jürgen Herbert ist schon ein wenig stolz, wenn er durch seine millionenschwere Anlage in Ladenburg-Neuzeilsheim geht. Mehr als 10.000 Module sind hier in der Nachbarschaft seines landwirtschaftlichen Gutes innerhalb weniger Wochen montiert worden. Die Fläche liegt direkt an der Bahnlinie zwischen Mannheim-Friedrichsfeld und Frankfurt und gilt deshalb als privilegiert für derartige Freiflächenphotovoltaik. Ohne diese Privilegierung hätte ein Bebauungsplan aufgestellt werden müssen, und das kann Monate, wenn nicht gar Jahre dauern.

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Herbert und seine Partner haben das Projekt innerhalb nur weniger Monate umgesetzt, den Bau eingeschlossen. Eigentlich sollten in diesen Tagen erst zwei Drittel der Module stehen und beim Termin mit Presse, Kommunalpolitikern und den am Bau Beteiligten auch die Montage der Elemente gezeigt werden. Stattdessen gab es nun einen Blick hinter die Kulissen.

10.233 Module liefern über 7000 Megawattstunden Strom

Isabella Henssen, Projektleiterin vom Generalunternehmer ingenia projects GmbH & Co. KG, erläuterte Einzelheiten. Danach zählen zu der aktuell größten Freiluftanlage im Rhein-Neckar-Kreis 10.233 Module. Sie sind bifazial, haben also zwei Seiten. Den meisten Strom liefert die Vorderseite, aber auch die Rückseite sorgt noch für einen geringen Ertrag im Prozentbereich. Jedes dieser Module hat eine Leistung von 615 Watt Peak (Wp), das ist deutlich mehr als die auf privaten Hausdächern verwendeten.

Insgesamt kommt das kleine Sonnenkraftwerk somit auf eine Leistung von 6,3 MWp. Das wiederum verspricht einen jährlichen Stromertrag von 7.154 Megawattstunden, ausreichend für rund 2500 Drei-Personen-Haushalte. „Ich finde das unglaublich beeindruckend“, erklärt Henssen.

Dieser Trafo ist das Herzstück der PV-Anlage in Ladenburg-Neuzeilsheim. Er wiegt 24 Tonnen, hat die Größe eines Schiffscontainers und ruht auf einem 12 Tonnen schweren Sockel aus Beton. © Marcus Schwetasch

„Eine Superleistung“, findet auch der Bauherr und Geschäftsführer der Solarpark Ladenburg JH GmbH. Was ihn zu der Millioneninvestition antreibt? Bereitwillig erzählt Jürgen Herbert über seine Motivation. Als er vor 20 Jahren den Hof in der Bauernsiedlung Neuzeilsheim übernommen habe, sei eine umfangreiche Sanierung nötig gewesen. Da kam ihm schnell die Idee, so viel Strom zu produzieren, wie der Hof braucht. Ein Ziel, das er bereits mit dem ersten Süddach erreicht habe. 2019 ließ er das Dach im Norden folgen. Auch dieses habe 70 bis 80 Prozent des Stroms geliefert, wie sein Pendant im Süden.

Als er zum ersten Mal davon hörte, dass Flächen entlang der Bahn für Freiflächenanlagen privilegiert werden sollen, war sein Interesse geweckt, um nicht zu sagen sein Jagdinstinkt. Mehrere Monate lang prüfte er, bekam positive und negative Signale, um am Ende auch dank anwaltlicher Hilfe festzustellen: Es geht doch. So rückte sein Ziel vom „Energie-plus-plus-Hof“ immer näher. Er entschied sich für die Millioneninvestition und fand mit der Volksbank Mainz Darmstadt auch einen Kreditgeber, nachdem seine Hausbank aus der Region dankend abgewunken hatte.

Der Solarpark Ladenburg in Neuzeilsheim von einer Drohne aus fotografiert. Rechts die Bahnstrecke zwischen Mannheim-Friedrichsfeld und Frankfurt. © Jessika Kais, Ingenia

Technisch dürfte sie 30 Jahre lang reibungslos laufen, erwartet Herbert, verdient gemacht haben soll sie sich in spätestens 19 Jahren. Daran, dass es schneller geht, arbeitet der Geschäftsführer des Solarparks. Um sein „Mammutprojekt“ zu finanzieren, musste er zunächst in einem Bieterverfahren seinen Strom im Voraus verkaufen. Mit 4,4 Cent pro eingespeister Kilowattstunde liegt die Vergütung dafür deutlich unter der von kleinen Anlagen unter 100 kWp, deren Betreiber bei Volleinspeisung aktuell 10,5 Cent erhalten, auf die Dauer von 20 Jahren garantiert.

Ein großer Speicher könnte die Anlage ergänzen

Für Herbert heißt die Lösung nun Direktvermarktung: Wenn es ihm gelingt, seinen umweltfreundlich und klimaneutral produzierten Strom zu einem höheren Preis zu verkaufen, hat sich die Millioneninvestition schneller rentiert. Eine andere Möglichkeit wäre es, zusätzlich einen großen Akku zu bauen, um überschüssigen Strom tagsüber zu speichern und nachts abzugeben. Denn bei Überproduktion am Tag können derart große Anlagen auch heruntergeregelt werden, dann geht der Betreiber zeitweise völlig leer aus.

Einer von 17 Wechselrichtern unter den mehr als 1000 Modulen im Solarpark von Jürgen Herbert in Ladenburg-Neuzeilsheim. © Hans-Jürgen Emmerich

Ob auch ein Speicher unter die Privilegierung des Baurechts fällt, ist unter Juristen allerdings umstritten. Das ließ auch Stefan Hildebrandt als Stellvertreter des Landrats am Rande des Termins durchblicken. Die Anlage nannte er ein „Leuchtturmprojekt“ für den Kreis, private Investoren seien wichtig: „Wir brauchen solche Pioniere!“ Zugleich brach er eine Lanze für die erneuerbaren Energien insgesamt. Dafür müssten auch die Potenziale der Windkraft im Kreis erschlossen werden. Dass der neue Solarpark der größte sei, treffe hinsichtlich seiner Leistung zu. Der Solarpark Lobbach sei von der Fläche her mit 9,7 Hektar größer, habe aber nur ein Volumen von 5,84 Megawatt: „Daran sieht man auch den technischen Fortschritt.“

Jürgen Herbert, Investor und Geschäftsführer des Solarparks in Neuzeilsheim. © Hans-Jürgen Emmerich

Ladenburgs Bürgermeister Stefan Schmutz äußerte sich kritisch zu Bestrebungen, die regenerativen Energien wieder in den Schatten zu schieben: „Man kann die Zeit nicht zurückdrehen.“ Dem Investor dankte Schmutz für den Mut und die Weitsicht. Die Anlage sei ein wesentlicher Beitrag zur Energiewende, betonte der Bürgermeister. Allein durch diese Anlage werde die Solarstromproduktion in Ladenburg auf einen Schlag verdoppelt. Insgesamt könne rechnerisch der Strombedarf aller Haushalte in Ladenburg abgedeckt werden.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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