Neckar-Bergstraße. Wenn am Sonntag um acht Uhr die Wahllokale öffnen, haben viele Menschen ihr Kreuz schon gemacht. Sie haben sich für die Abstimmung per Briefwahl entschieden und können sich den Gang ins Wahllokal sparen. Die Zahl der Briefwählerinnen und Briefwähler hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Und der Trend setzt sich bei dieser Bundestagswahl fort. Das zeigt eine Umfrage dieser Redaktion in den Kommunen zwischen Neckar und Bergstraße. Als Vergleichswerte dienen die Zahlen aus dem Jahr 2017.
Edingen-Neckarhausen
In der Doppelgemeinde haben sich mehr als die Hälfte aller Wahlberechtigten für die Abstimmung per Brief entschieden. Laut Thea-Patricia Arras, Leiterin der Stabstelle des Bürgermeisters, wurden bis Donnerstagvormittag 5056 Wahlscheine beantragt. Das entspricht einem Anteil von 50,3 Prozent aller Wahlberechtigten. „Das sind so viele wie noch nie in Edingen-Neckarhausen“, betont Arras. Vor vier Jahren stellte die Gemeinde 3036 Wahlscheine aus, am Ende wurden 2921 Briefwahlstimmen gezählt. Die Differenz ergibt sich aus nicht abgegebenen Stimmen und zurückgewiesenen Wahlscheinen bei der Auszählung. Die Zahlen zeigen, dass die Zahl der Briefwähler dieses Mal im Vergleich zu 2017 um gut zwei Drittel angestiegen ist. Wie in den anderen Rathäusern sieht man die Hauptgründe für diese Entwicklung in der Corona-Pandemie und in einem allgemeinen Trend zur Briefwahl.
Personell hat man in Edingen-Neckarhausen aufgerüstet. „In unserem Ort werden diesmal sechs Briefwahlvorstände die Stimmen auszählen. Bei der Bundestagswahl 2017 waren es vier“, erklärt Arras.
Heddesheim
Im Heddesheimer Rathaus sind bis zum Donnerstag 4024 Briefwahlanträge eingegangen, bei der Bundestagswahl vor vier Jahren waren es 2296 - ein Zuwachs von immerhin 75 Prozent. Hauptamtsleiter Julien Christof sieht den Hauptgrund dafür ebenfalls in der Corona-Pandemie, betont aber auch einen anderen Aspekt: Immer mehr Menschen machten von der Möglichkeit Gebrauch, den Briefwahlantrag bequem digital zu stellen. Der Entwicklung habe man bereits 2017 mit einer Erhöhung der Briefwahlbezirke Rechnung getragen, so Christof. Seit 2021 setze man auch mehr Personal ein.
Hirschberg
„Nach derzeitigem Stand sind 3366 Briefwahlanträge bei uns eingegangen“, teilt Christian Müller, Leiter des Bürgerbüros in Hirschberg, in einer Nachricht am Donnerstagmorgen mit. Im Jahr 2017 lag die Zahl bei 1875 - ein Zuwachs von knapp unter 80 Prozent. Auch hier sieht man die Hauptursache in der Corona-Pandemie. „Zudem konnten wir feststellen, dass die Briefwahl generell mit jeder Wahl häufiger genutzt wird“, berichtet Müller von den Erfahrungen im Rathaus. Wegen der immer höheren Briefwahlbeteiligung habe man einen dritten Briefwahlbezirk eingerichtet.
Ilvesheim
In der Inselgemeinde haben bis zum Mittwoch 3452 Menschen Briefwahlunterlagen beantragt. Das teilt Hauptamtsleiterin Maren Brysch-Enghofer mit. Bei der Bundestagswahl 2017 waren es deutlich unter 1900 - ein Anstieg von mehr als 80 Prozent. Brysch-Enghofer führt dies auch, aber nicht nur, auf die Corona-Pandemie zurück: „Diejenigen, die davor schon aus anderen Gründen Briefwahl gemacht haben, bleiben oftmals dabei, da sie gut und bequem zu machen ist.“ Zudem sei im September noch Urlaubszeit für diejenigen, die nicht auf die Sommerferien angewiesen sind: „Auch das macht viel aus.“
Phasenweise habe man im Rathaus zwei Personen zur Bearbeitung der Briefwahlanträge eingesetzt. Die Anzahl der Briefwahlbezirke am Wahltag habe man zunächst nicht verändert. „Wir werden diese in Zukunft eventuell erhöhen müssen, da davon auszugehen ist, dass auch nach Corona der Trend zur Briefwahl anhält“, sagt Brysch-Enghofer.
Ladenburg
Besonders deutlich ist die Zahl der - potenziellen - Briefwählerinnen und -wähler in Ladenburg angestiegen. Wie Bürgermeister Stefan Schmutz mitteilt, sind bis Donnerstagvormittag 4002 Anträge eingegangen. Bei der Bundestagswahl 2017 waren es 1931. Die Zahl jener, die per Brief abstimmen möchten, hat sich also mehr als verdoppelt. „Wir gehen davon aus, dass neben dem allgemeinen Trend insbesondere der hohe Anstieg der Briefwählerzahlen auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist“, sagt auch Schmutz. Seinen Angaben zufolge gibt es nun vier Briefwahlbezirke in Ladenburg und damit einen mehr als in den vergangenen Jahren. „Die Bearbeitung, der Versand und die Ausgabe der Briefwahlunterlagen wurden mit dem vorhandenen Personal bewältigt“, berichtet der Rathauschef.
Schriesheim
Bis Mittwoch waren in Schriesheim 5478 Anträge auf Briefwahl eingegangen, vor vier Jahren waren es noch 2995. Das teilt der Leiter des Ordnungsamtes, Achim Weitz, dieser Redaktion mit. Das bedeutet einen Anstieg um fast 83 Prozent. „Die Briefwahl wurde in den letzten Jahren allgemein immer beliebter, der Trend ging also bisher schon dahin“, sagt Weitz. Die Corona-Pandemie habe diesen Trend „nun natürlich noch enorm verstärkt“, ist er überzeugt. Auch in Schriesheim wurde die Anzahl der Briefwahlbezirke wegen der sich abzeichnenden Entwicklung weiter erhöht - und zwar auf jetzt fünf. Im Jahr 2017 waren es noch vier.
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